Ich komme gerade von der ausgesprochen gelungenen Tagung zurück.
Der Vortrag war wirklich sehr interessant und Martin (stock) und ich konnten der Tierärztin nicht nur "Löcher in den Bauch" fragen, wir konnten uns anschließend noch ein Weilchen mit ihr über dieses Thema austauschen. Martin @stock hatte alles genau mitgeschrieben und wird so rasch als möglich eine Zusammenfassung hier ins Forum stellen.
Generell ist zu sagen, dass es dieses Virus aller Wahrscheinlichkeit schon seit ewiger Zeit gibt und bei gesunden, immun-starken Tieren keineswegs ausbrechen muss. Bekannt ist das Virus erst seit 2014.

So, ich bin gestern Abend erst aus Österreich wieder gekommen. Muß heute und morgen bei mir erst mal klar schiff bei den Tieren usw. machen. Dann stelle ich meinen Beitrag Christine zu Verfügung, damit sie ihn durchschaut, ob ich alles so richtig wiedergegeben habe. Dann kann sie ihn ins Wiki einfügen.

Zu der vorigen Aussage mit 2014: Er wurde erst 2014 als ein Rano-Virusart erkannt und beschrieben. Vorher war er schon bekannt aber nicht genau identifiziert. Geben tut es ihm schon "ewig". Alles weitere in meiner Darstellung vom Vortrag.

Ein dickes DANKE an Martin @ Stock, der hier alles schön zusammengefasst hat. Ich binde den Bericht auch in unser Wiki.Schildkrötenwissen ein.

Zitat

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hier ist wie versprochen der Bericht über den Virus X - Picornavirus:


Den Virus gibt es vermutlich seit "ewigen" Zeiten. Man kannte ihn schon länger, aber erst 2014 wurde er als Picornavirus erkannt bzw. beschrieben. Daher ist derzeit noch nicht allzu viel über ihn bekannt. Man weiß nicht, woher er stammt, da bisher noch keine Feldstudien in den entsprechenden Schildkrötenhabitaten durchgeführt wurden. Fest steht, dass er auch Wildtiere in ihren Habitaten daran erkranken.
Er befällt alle europäischen Schildkrötenarten, sowie einige afrikanische (z.B. Mauren, Pyxis, Sulcatas) und selbst Köhlerschildkröten wurden mit Befall festgestellt. In der freien Natur scheint er soweit unproblematisch zu sein, da infizierte Jungtiere sterben bzw. gefressen werden. Ältere Tiere überstehen die zum Teil die Infektionen.( siehe unten)

Virus-X verbreitet sich durch Tröpfcheninfektion, Austausch von Körperflüssigkeiten und kann vermutlich auch durch Insekten (Mücken) und durch betroffene Weibchen über die Eier an die Schlüpflinge weitergegeben werden. Offensichtlich tritt er dann auf, wenn das Immunsystem bereits angegriffen ist. Sei es durch Stress oder andere Infektionen.
Bei jungen Schildkröten tritt er meistens in den ersten 6- 10 Lebenswochen, wenn die Panzerfestigkeit ausgebildet wird, auf. Die befallenen Hatchlinge bauen ihr gesamtes Knochenmaterial nicht auf, sondern eher ab. Das zeigt die gummiartige Panzererweichung. Diese ist vergleichbar mit der Panzerweiche von falscher Ernährung und mangelnde UV-Bestrahlung und wird daher oft nicht erkannt und fehl interpretiert. Eine zusätzliche Kalziumbehandlung ist nicht möglich sondern sogar kontraproduktiv, da bei der Infektion auch die Nieren stark in Anspruch genommen werden. Eine Heilung ist nicht möglich, die Infektion sehr schmerzend und endet tödlich. Daher empfiehlt es sich befallene Jungtiere aus tierschutzrechtlichen und aus "humanen" Gründen einzuschläfern.
Der Verlauf bei älteren bzw. adulten Tieren ähnelt einer Erkältung bzw. einer starken Grippe. Das Tier verliert mehr oder weniger stark Flüssigkeit und Schleim aus Nasen- und Rachenregion. Bei adulten Tieren ist die Infektion meistens nicht tödlich, außer die Tiere sind zusätzlich durch andere Infektionen oder Parasiten zu stark geschwächt. Hier ist eine Einschläferung bei einer alleinigen Infektion nicht angebracht.

Tiere, welche die Krankheit offensichtlich überstanden haben, führen das Virus weiterhin in sich und können es an andere Tiere weitergeben. Das bedeutet für den Schildkrötenhalter mit ehemals kranken Tieren, dass er keine Tiere abgeben und keine neue in seinen Bestand aufnehmen (außer evtl. auch positiv getestete) darf. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für Züchter. Diese sollten zusätzlich bei nicht infizierten Beständen ihre Tiere möglichst mehrmals in größeren Abständen bei entsprechenden Instituten untersuchen lassen.

Eine 8-wöchige Quarantäne bei Neuanschaffung ist definitiv zu kurz!
Diese Viren können anscheinend lange ohne Wirt überleben. Das heißt in der Quarantäne müssen separate Behältnisse wo die Tiere gehalten werden, vorhanden sein. Ebenso eigene Trink- und Futtergefäße. Der Halter/Züchter sollte alle Gegenstände, die mit den Tieren in Kontakt kommen, desinfizieren. Er selbst sollte Einweghandschuhe beim Handling tragen.

Menschen und andere Säugetiere können nicht infiziert werden. Das Virus scheint nach derzeitigem Wissen nur bei Reptilien vorzukommen. Man hat es bisher auch bei einer Boa Constrictor und einer Echsenart festgestellt. Diese schienen aber nicht an dem Virus gestorben sein, sondern an andere Infektionen bzw. Ursachen. Wie es mit den nahe verwandten Vögeln aussieht, wurde noch nicht untersucht.
Bei Wasserschildkröten wurde bisher noch keine Infektion festgestellt.

Sollten noch Fragen auftreten, beantworte ich sie gerne (soweit ich es kann).

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Wenn der Virus im Bestand ist, egal bei offen betroffenen Tieren oder bei Tieren, die ihn latent tragen, muß man davon ausgehen, daß der gesamte Bestand infiziert ist. Die Auffangstationen sind im Prinzip verpflichtet alle Tiere zu untersuchen; ihren bisherigen Bestand und alle eingehende Tieren. s. da die Aussage zu Züchtern. Ich habe die Auffangstationen in der Aufzählung vergessen. Auf die kommen natürlich einen Wust von Kosten zu. Sorry. Bei der Übertragung ist die Tröpfchenübertragung und Flüssigkeitsübertragung sicher, die Mückenübertragung nicht gesichert, aber denkbar. Die Mortalitätsrate ist bei Jungtieren 100 %, darum die empfohlene Tötung aus "humanen" bzw. tierrechtlichen Gründen.

Nur bei mehrmaligen Testen ist man sicher, positive oder negative Tiere zu haben!!!!