Ich habe lange überlegt, wo ich das hinstellen soll. Aber in den Small Talk wollte ich es auf keinen Fall schieben, da ich jetzt nicht schmal talken will. Es geht um unsere Einstellung zu den Tieren und ich merke oft bei Anfängern eine diametral andere Einstellung als bei HalterInnen, die schon länger SK besitzen. Wir sprechen diese Dinge nie direkt an, aber sie gelangen immer wieder an die Oberfläche und führen zu Missverständnissen.

Zuerst einmal: Es wird immer wieder gegen die Vermenschlichung des Tieres gewettert. Zurecht. Jeder kennt solche Auswüchse. Aber wir sind nun mal Menschen, sehen als Menschen, fühlen als Menschen. Rechte Vermenschlichung, d.h. das Zulassen menschlicher Gefühle ebnet uns einen emotionalen Weg zum Tier. Ein gutes Beispiel ist Christines Buch "Testudo und Hermanni", das sich an Kinder wendet und versucht durch Vermenschlichung auf die Bedürfnisse dieser Tiere aufmerksam zu machen. Mit großem Erfolg. Den Tieren wird dadurch geholfen.

Zwei Fälle:
1. Ein krankes Mädchen hat zu Hause eine Schildkröte, die wird krank und es stellt sich heraus, das das Tier Herpes hat. Für das Mädchen, das aufgrund seiner Krankheit auf viel verzichten muss, bricht eine Welt zusammen, als das geliebte Tier stirbt.
2. Ein Anfänger erfüllt sich seinen Herzenswunsch, kauft sich SK-Babys und tut alles für deren Wohlergehen. Eines davon wird krank und trotz vieler Tierarztkosten und langen Kampfes stirbt das Tier. Ein unglücklicher Mensch bleibt zurück.

Wenn man die Fälle betrachtet, muss man sagen, dass hier viel in das Tier hineinprojiziert wird, was das Tier eigentlich gar nicht betrifft, sondern den Menschen und seine Gefühle. Bei beiden ist aber dieses Gefühl voll verständlich und es gibt nichts auszusetzen. Allerdings gibt einen Weg hin zu einem anderen Tierverhältnis, das um nichts weniger fürsorglich und hingebungsvoll ist. Ich werde von mir sprechen, aus meiner ganz persönlichen Erfahrung.

Doch will ich die Beiträge nicht zu lang halten und schreib in einem neuen weiter.

LG Herbert

Mein Verhältnis zu den SK ist zunächst einmal dem zweiten Fall vergleichbar: starke Zuwendung und Bindung. Im Laufe der Zeit ist aber etwas anderes dazugekommen, ich wage es als Verständnis für natürliche Abläufe zu bezeichnen. Ich habe vor allem Mauren, die haben sich vermehrt, und so ist der große Garten nach und nach zu Schildkröten"habitaten" umgestaltet worden. Wenn die Saison los geht, habe ich Schildkröt pur. Und ich habe sie, um sie zu beobachten und von ihnen zu lernen und mich zu freuen, wenn es ihnen gut geht. Für mich ist die Beoachtung der Tiere das Um und Auf. Sie kommen damit gut zurecht, da ich sie kaum in ihren Abläufen störe und alle genügend Platz haben, sich jederzeit zurückziehen zu können.

Die Sommer in den letzten Jahren waren so, dass ich z.B. kaum wesentliche Unterschiede zu gewissen bulgarischen Habitaten feststellen konnte. Zumindest ist das meine starke Meinung. Ich habe gelernt, wie sie aufwachen, wie sie sich begatten, welche Vorlieben sie haben (jede Schildkröte auch jeweils andere), und wie sie dann im Herbst sich zurücknehmen und auf den Winter vorbereiten, so dass ich sie dann nur noch in den Keller überführen muss. Im Laufe der Jahre ist in mir ein großes Vertrauen in diese Vorgänge gewachsen, so dass ich einfach ein schönes Gefühl habe, wenn ich daran denke. Es ist ein richtig gutes Bauchgefühl. Und es ist auch im Großen und Ganzen immer alles gut gegangen.

Und plötzlich ist der Gedanke, dass es ein Tier nicht schafft, zwar noch immer unangenehm, aber nicht die emotionale Katastrophe. Ich würde zwar die Rettung versuchen, dem Tier helfen, aber wenn es nicht geht, dann ist das auch die Natur. Zwar ist es jammerschade, dass meine bildschöne Ida nicht mehr den Garten unsicher macht. Aber in der Natur wäre sie um zwei Jahre früher gestorben und elendiglich verreckt.

Fortsetzung folgt.

LG Herbert

Stimmt, Christine, bei mir baut sich auch mit dem Alter der Tiere die Bindung auf. Meine Hunde haben immer dann gehen müssen, wenn sie mir am liebsten waren.

Hallo

Bei mir hängt es von der Tierart ab. Ein Hund oder Katze (Schmusetiere) die dich freudig begrüßen beim Heimkommen steht mir emotional näher als ein Tier dem es egal ist wer es füttert.
Dazu kommt die Zeitspanne, je länger ich die Tiere gepflegt habe, desto schmerzhafter ist der Abschied.
Und auf welche Weise musste das Tier gehen, musste es leiden? Dann hängt es mir schon ziemlich bedrückend nach.

Vor einigen Wochen ist mir ein Panaque-Wels gestorben, den ich über 35 Jahre hatte. Er hat mich mehr als das halbe Leben begleitet. Ich war sehr traurig und er wurde auch beerdigt. So ein Tier kann man nicht einfach wegschmeißen. Viele würden sagen, es ist doch nur ein Fisch......

Hallo,

also ich betrachte meine Schildkröten als Wildtiere und habe da kein Problem, wenn eine stirbt. Kommt selten vor und hat dann auch seinen berechtigten Grund. Es ist wohl auch eine Frage, wieviel man hat.
Bindung habe ich zu meiner Katze. Sie gibt sie auch zurück und ist quasi ein Familienmitglied und beteiligt sich am Leben in der Familie. Die Schildkröten sind ein Stück Natur im Garten.
Bei den Schildkröten habe ich eher ein Problem bei der Abgabe. Da habe ich Angst, dass sie es schlechter hat, als bei mir. Das treibt mich auch um, wenn ich daran denke, dass mich alle Schildkröten überleben werden. Was werden sie dann ertragen müssen ?
Wenn mal eine stirbt, weiß ich schonmal, dass sie dieses Problem nicht hat. Erwachsene Landschildkröten sind in der jüngeren Vergangenheit keine gestorben. Emys werden auch 100 Jahre alt, nur die Zierschildkröten verabschieden sich zu meinen Lebzeiten.

LG Harald

Zitat von Emys64 im Beitrag #8

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Bei den Schildkröten habe ich ... ein Problem bei der Abgabe. Da habe ich Angst, dass sie es schlechter hat, als bei mir. Das treibt mich auch um, wenn ich daran denke, dass mich alle Schildkröten überleben werden.

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Moin,
ich liebe Themen die leicht philosophisch sind :)

Ein Tier das auf den Menschen eingeht oder diesen lange bzw. über eine schwere Zeit begleitet, wächst ans Herz! Da ist es egal ob Hund, Katze, Schildkröte, Vogel oder Fisch.
Ich hatte bisher ein Tier, wo ich fürchterlich geweint habe als es gestorben ist und das war ein Wellensittich. Der hat mich ein paar Jahre begleitet (12-15tes Lebensjahr) und war wirklich total auf mich geprägt. Weder meine Mutter noch meine Schwester hatten einen ähnlichen Draht zu dem Tier :) Hausaufgaben, Mittagsschlaf alles zusammen
Was ich aber zugeben muss, meine Spalti´s sind mir nach recht kurzer Zeit schon sehr wichtig! Momentan gucke ich täglich in den Inkubator, ob sich etwas bewegt und ich denke die erste kleine Kröte wird schon was besonderes, ich kann mir meine Frau schon vorstellen xD
Falls ich später einen großen Garten habe und du @Hannelore noch keinen Abnehmer gefunden hast, wäre es mir eine Ehre, deine Tiere zu "übernehmen" (da muss allerdings die Besser-Hälfte auch mitspielen ^^)

Hallo zusammen,

Natürlich habe ich zu meinen Katzen ein anderes Verhältnis wie zu meinen beiden Schildkröten.
Aber wenn einer oder gar beide mir sterben würden, egal auf welche Art und Weise dann würde ich genauso Weinen und Trauern wie bei meinen beiden Katzen.

Ich denke eher die Trauer wäre nicht ganz so lange wie bei den Katzen, da die Beziehung eine andere ist, aber Weinen und Trauern auf jeden Fall. Sie gehören mit zur Familie.

LG Pia

Meine Tochter hatte eine Ratte, die über 4 Jahre alt wurde. Als meine Tochter für ein Praktikum in Korea war, habe ich Fips in Pflege gehabt. Plötzlich bekam sie Krebs und das Geschwür wurde rasant schnell groß, die Haut war an einer Stelle dünn. Die Tierärztin sagte, dass Fips sehr alt sei und Krebs bei Zuchtratten leider normal. Ich musste Fips einschläfern lassen. Schade, dass das Tier meine Tochter nicht mehr sehen konnte, die am nächsten Tag heim kam. Fips freute sich immer sie zu sehen und leckte wie ein Hund. (Aber nur sie)
Ich muss zugeben, dass ich von meinen Emotionen total überrascht wurde. Voll peinlich, aber mir kullerten die Tränen und mir vielen alle Erlebnisse mirt meiner Tochter und Fips gleichzeitig ein. Natürlich entschuldigte ich mich und bemühte mich mit aller Kraft mich zusammenzureißen. Zwecklos!!
Die Tierärztin lächelte mitleidig, mitfühlend oder warum auch immer, aber sehr freundlich.

LG, Anna

Die Rattengeschichte erinnert mich an eine Begebenheit, die MICH eigentlich gar nicht betraf, bei der ich aber sehr gelitten habe. Ist 20 Jahre her.

Hier in der Nähe im Wald gab es einen Mann, Josef, einen Ordensbruder der Steyler Missionare, und wir waren Freunde. Er bewirtschaftete ein Hofgut, das in besseren Zeiten von vielen Brüdern bewohnt und bewirtschaftet worden war. Er lebte dort mit seinem alten, altdeutschen Schäferhund Sit zusammen. Jedes Jahr zu Weihnachten fuhr er zu seiner sehr alten Mutter, und ein befreundeter Mann hier aus der Nachbarschaft versorgte den Hund und sah nach dem Rechten.
Sit wurde sehr hinfällig, altersschwach, einige Zeit bevor die Reise zur Mutter anstand. Josef wollte aus religiösen Gründen (und vermutlich auch, weil er sehr an dem Tier hing) Sit nicht einschläfern lassen bevor er wegfuhr. Sit ging es immer schlechter, als Josef weg war. Er lag nur rum, fraß nicht. Mir schien, als würde er warten, dass Josef zurück kam. (Scheiße, mir kommen grad wieder die Tränen.) Einen Tag, bevor Josef zurück kam, ist er gestorben, einsam, ohne sein geliebtes Herrchen. Der Hund tat mir sooo leid, der Josef dann auch.

Das ist wirklich sehr traurig!!

Als ich 6 Jahre alt war, war ich ein paar Tage lang mit meinem Opa im Kinderdorf. Er arbeitete da und fuhr mit allen Kindern im Sommer in eine Freizeitanlage. Meine Omi war geradè zu Besuch bei ihrem Bruder in der DDR und meine Eltern daheim, weit entfernt.
Er hatte kaum Zeit für mich und ich kannte die Kinder nicht, daher war ich froh, dass Kathrinchen, der helle Rauhaardackel dabei war.
Aber die Nachbarn meiner Großeltern kamen um Kathrinchen abzuholen, da mein Opa ja keine Zeit hatte. Ich schrie und heulte und bettelte, Kathrinchen solle bei mir bleiben, aber die Erwachsenen waren erbarmungslos. Mein Opa sagte:" Zu doch nicht so, als würdest du Kathrinchen zum letzten mal sehen!"
Am nächsten Morgen kamen die Nachbarn und erzählten meinem Opa, dass Kathrinchen sich am Abend in ihren Lieblingssessel gerollt habe und für immer eingeschlafen sei. (Kathrinchen war oft bei den Nachbarn, lief über den Garten zu den Nachbarn auf einen Pfiff rein und kam auf einen anderen Pfiff von meinen Großeltern wieder zurück)
So habe ich Kathrinchen wirklich nie wieder gesehen. Kathrinchen war 15 Jahre alt geworden. Mein Opa hatte sie geschenkt angenommen, als sie irgendwo ungewollt geboren worden war. Er hatte sie aufgedrückt bekommen und Omi geschenkt, als sie ein eigentlich noch zu junger Welpe war um von der Mutter getrennt zu werden. Meine Mutter war damals eine Jugendliche gewesen.
Später dann bewachte Kathrinchen meinen Kinderwagen, ich schlief als Kleinkind bei Kathrinchen in ihrem Hundekorb, sie Zug meinen Schlitten, fraß die von mir gehassten Leberwurstbrote, ohne mich zu verraten..... Sie war meine beste Freundin !!!

LG, Anna

Oh je, @Anna.....................