Pauli und Juli habe ich als Schlüpflinge erst Mitte September bekommen. Sie waren ca. zwei Wochen in einem Hasenkäfig, bevor das Frühbeet bestellt und aufgebaut war.
Obwohl sie einen zweimaligen Ortswechsel hatten, waren sie durchgehend in der Starrevorbereitung.
Als ich dann die beiden im Kühlschrank hatte, habe ich manchmal bis zu dreimal täglich die Kühlschranktür geöffnet.
So konnte ich beobachten, dass sie etwa alle drei Tage, immer minimal ihre Lage verändert hatten.
Bis heute ist es für mich unvorstellbar, einer Schildkröte die Starre vorzuenthalten, denn egal ob Ortswechsel, der Ks brummt, die überängstliche Halterin die Tür täglich öffnet,
sie haben immer friedlich geschlummert.

Ende Dezember, Anfang Januar konnte ich keine Bewegung mehr sehen. Bei meiner ersten und einzigen Kontrolle haben meine Hände vor lauter Angst wie Espenlaub gezittert.
Durchgeschüttelt habe ich sie auf die Waage gesetzt, beide haben aber erst als ich den Bauchpanzer angeschaut habe, minimal ein Beinchen bewegt.

Dies ist für mich bis heute der Zeitpunkt der "richtigen" Starre gewesen und ich kann mir schwer vorstellen, dass sie in diesem Stadium der Starre noch richtig reagieren können.
(z.B. wenn erst da die Temperatur sinkt und sie sich tiefer graben müssten)

Damit habe ich es ja eigentlich schon gesagt, ich glaube es gibt einen bestimmten Ablauf der Starre, lange "schlafen" sie nur und können noch relativ gut reagieren, dann gibt es eine Phase in der sie "starr"
sind, um dann langsam wieder die Endphase der Starre einzuläuten, denn die Bewegungen haben Ende Februar wieder eingesetzt.

Den letzten und diesen Winter verbringen nun alle fünf im Frühbeet und da ich auch dieses Jahr nur eine Ahnung habe, wo sie sich vergraben haben könnten,
sind sie bestens vor mir geschützt, denn ich kann sie gar nicht stören.

LG
Petra

Ich schreibe ja immer gerne überall meinen Senf dazu, aber hier fehlt mir nach ca. 38 Jahren (+einige Kindheitsjahre) echt die Erfahrung.
Als ich Kind war, 10 Jahre alt, und meine beiden adulten Schildkröten bei uns in der Voliere einzogen, wusste ich nicht, ob Männchen oder Weibchen, waren halt Schildkröten. Im Herbst, wenn sie nicht mehr aus ihrer Betonhöhle rauskamen, hat mein Vater sie in eine Kiste mit Laub gesetzt und in den Keller gesetzt. Im Frühjahr, wenn genug Löwenzahn wuchs (das war das Kriterium) wurde die Kiste raufgeholt und in die Sonne gestellt. Keiner wog die Tiere, keiner guckte während des Winters danach, keinen interessierten Temperaturen.
Ich vermute, dass ich diese Handhabung übernommen habe, was allerdings auch hätte schiefgehen können.
Die beiden Kindheitsschildkröten wurden verschenkt, als ich mich nicht mehr dafür interessierte. Ich war 17.

Als ich 1979, nachdem wir gerade ein altes Haus gekauft hatten, von meinem Mann unerwartet 2 Schildkröten mitgebracht bekam, Gewicht vielleicht 40 g, haben sie draußen ein kleines Gehege mit selbst gegossener Betonhöhle bekommen. Als es fror, habe ich die Kiste mit Laub fertig gemacht und wollte die Krötchen reinsetzen. Eine lag allerdings wie erfroren auf dem Rücken vor der Betonhöhle, aber sie lebte. Da hab ich beide gewogen, sie wogen 40 g.
Sie blieben im Keller bis der Löwenzahn wuchs, doch da wogen sie nur noch 20 g. Sie leben heute noch.

Als weitere, große Schildkröten dazu kamen, war eine große Kartoffelkiste mit Laub das Winterquartier. Ich habe während des Winters nicht nach den Tieren geschaut.

Nachdem wir Heizung bekommen hatten, war der Keller zu warm für die Überwinterung. So "hibernieren" meine Schildkröten seit Anfang der 90iger Jahre unter den Frühbeeten. Auch hier kann ich nicht beobachten, wie fest sie "schlafen", wie starr sie sind, ob sie in der Erde mit offenen Augen irgendwas anstarren, ob sie sich bewegen, ob und wie sie auf Temperaturschwankungen reagieren.

Sie gehen zu unterschiedlichen Zeiten in die Erde, kommend manchmal -für mich überraschend- noch einmal zum Vorschein.
Sie kommen zu unterschiedlichen Zeiten wieder hervor im Frühjahr.

Meine NZ habe ich in den ersten Jahren im ersten Winter im Terrarium wach gehalten, in späteren Jahren eine verkürzte Starre im Kühlschrank machen lassen und die Hälfte vom letzten Jahrgang hat wie die Adulten draußen hiberniert.
Auch im Kühlschrank habe ich außer Lüften und Handtuch nachfeuchten nichts gemacht.
Einmal sind alle Schildkröten hoch gekommen, da war die Erde zu nass.
Nach einer Umsiedelung in eine trockenere Box war dann alles o.k.

Draußen hatte ich in manchen Jahren Tiere, wie im Herbst 2016 z.B., die noch im Dezember immer mal in den Sonnenfrühbeetteil kamen. Aber was kann ich machen? Ich kann sie nur machen lassen und hoffen, dass es richtig ist und dem nichts Krankhaftes zugrunde liegt. Et hätt noch immer joot jejange!

Was aber ich und eine Bekannte festgestellt haben, ist, dass eine Schildkröte im Herbst streikt und nicht in DAS Frühbeet will, das für sie erreichbar ist. So habe ich unruhige Herbstgeister manchmal alle paar Tage in ein anderes Gehege (ich teile das große Gehege mit den 3 Frühbeeten im Herbst in 3 Gehege ein) gesetzt, bis das Tier seine Ruhe gefunden hat. Meine Bekannte muss 2 Tiere, die sonst nicht zur Ruhe kommen, in ein ansonsten unbewohntes Frühbeet zum überwintern setzen. Da graben sie sich dann sofort ein. Warum, das ist ein Rätsel.

Siehst Du, Petra @Pauli&Juli , so wie Du es jetzt machst, mach ich es schon lange.
Ich geb zu, @Cordula , ich hab die Tiere während der Hibernation im Prinzip nie beobachtet und mir sehr wenige Gedanken gemacht.
Dank der Erinnerung an die Art und Weise, wie mein Vater es mir unbewusst beigebracht hat?????????????

Zitat

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Und sie sind definitv in der Lage, sich bei kalten Temperaturen tiefer zu vergraben. Wie auch immer sie das anstellen...

Das ist im Moment meine größte Angst, dass sie nicht schnell genug reagieren könnten, deshalb war es mir auch so wichtig,
dass sie jetzt schon tief genug weg sind.
Gibt es dazu Erfahrungsberichte? Graben sie sich auch noch z.B. im Januar tiefer?

Da es ja Gedankensammlung ist
Ich habe mir auch schon überlegt ob sie, wenn sie sich in diesem absolutem "Starremodus" befinden, gar nicht mehr reagieren müssen, da sie dann evtl.
gut mit Minustemperaturen umgehen können?

LG
Petra

Hallo Petra,
ich weiß nicht, ob unsere in Gefangenschaft gehaltenen Schildkröten, sich so tief eingraben müssen, da die Temperaturen durch Frühbeete, Heizkabel,.... entgegen gewirkt wird. Wir verschaffen ihnen nach bestem Wissen optimale Vorraussetzungen.
Einige von uns können über " Unfälle" berichten, wo auch kurzfristige Minustemperaturen überlebt werden.

Im Herbst gehen sie sowieso eher den warmen Temperaturen aus dem Weg.

Zitat von Pauli&Juli im Beitrag #2

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Damit habe ich es ja eigentlich schon gesagt, ich glaube es gibt einen bestimmten Ablauf der Starre, lange "schlafen" sie nur und können noch relativ gut reagieren, dann gibt es eine Phase in der sie "starr"
sind, um dann langsam wieder die Endphase der Starre einzuläuten, denn die Bewegungen haben Ende Februar wieder eingesetzt.

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Nach 6 bis 8 Wochen sollte das Entwurmungsmittel doch verstoffwechselt sein, wollten sie denn sehr früh in die Starre?LG, Anna

Zitat von gunda im Beitrag #11

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Müssen sie erst so und so viele Wochen im "Ruhezustand" verbleiben ehe sie (bei gleicher Temperatur) in die Starre fallen?

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Ich bin der Meinung es ist die Zeit die ausschlaggebend ist , da es bei meinem Beispiel unser Finchen sic ja im Kühlschrank befunden hat , und die Temperaturen dort ja gleich waren .

Wobei die Temperatur mit Sicherheit stimmen sollte . Ich denke bei über 8- 10 Grad wachen sie schon instinktiv bald wieder auf.

Hallo Gunda, @gunda

ich bin mir nicht sicher ob es einen direkten Auslöser gibt.
Es war ja nur meine einmalige Beobachtung, einen Winter lang.
Ivo schreibt in seinem Artikel:

Ein solches Vorkommnis wurde am 27. Oktober 2003 beobachtet, als es während der Nacht schneite und die Temperatur auf -1 °C fiel. Am 19. November 2005, als
ein 24 Stunden andauernder Schneefall eine 10 cm dicke Schneedecke erzeugte und an den beiden folgenden Tagen, am 20. und 21. November, als die Nachttemperaturen
auf -2 °C fielen, blieben einige Exemplare bedeckt mit Schnee an der Oberfläche – das war eine meiner stressigsten Beobachtungen während meiner Schildkrötenerfahrungen,
aber ich schien der einzige zu sein, der beunruhigt war.

Während solcher Phasen scheinen die Schildkröten komatös zu sein, in der Art, wie sie es auch während der „echten“ Hibernationsperiode sind.

Auf diese Kälteperiode folgten aber wieder wärmere Tage. Die Schildkröten haben wieder normales Verhalten gezeigt und Ivo meinte sie haben einen bemerkenswerten Sinn für Wetterwechsel.
Das glaube ich auch! Aber was wäre wenn die Schildkröten sich nicht mehr schnell genug in Sicherheit bringen können, sprich vergaben können.

Dies hat mich auf die Idee gebracht, dass sie mit dieser echten Starre (komatösen Zustand) eine automatische Schutzfunktion haben. Sie kann also recht plötzlich bei Kälteeinbruch hervorgerufen werden,
oder während der eigentlichen Hibernation einsetzen. (Aber anscheinend nicht mehr im Frühjahr, bei plötzlichem Kälteeinbruch)


Die Höhe der Erdschicht oberhalb des Carapaxes beträgt meist nicht mehr als 10 cm.......scheinen Testudo hermanni boettgeri und Testudo graeca ibera während der gesamten Überwinterungsperiode
auf der anfänglichen Tiefe in dem höhlenartigen Bau zu bleiben

Dies und meine Beobachtung hat mich auch auf die Idee gebracht, dass sie eben eine längere Zeit noch "aktiv" sein können, aber irgendwann der komatöse Zustand eintritt,
in dem sie handlungsunfähig werden.
Es ist ja nur Spekulation, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich ganz schnell tiefer graben können.
Sie wählen sich das bestmöglichste Winterquartier und irgendwann haben sie durch die "echte" Starre eine Schutzfunktion, gegen Minustemperaturen. Vielleicht wird in diesem Stadium der Stoffwechsel
noch mal extrem herabgesetzt, oder andere Stoffe freigesetzt?

Soo jetzt kommts ;-) vielleicht haben sie gar keine Wahl und es ist genetisch vorprogrammiert, dann ist es egal ob sie bei gleichbleibenden Temperaturen im Kühlschrank verweilen, in
einem Winterquartier optimale, oder im schlimmsten Fall sogar Minustemperaturen vorfinden. Der Starremechanismus setzt einfach ein.
Bestmöglichst zu den richtigen Wintermonaten.

LG
Petra