Ich habe einiges zur Ehrenrettung der Wiese in der Schildkrötenhaltung vorzubringen und möchte das in den nächsten Tagen tun. Es wird ein bisschen ungeordnet sein. Schauen wie einmal, wie ich es in die Reihe bringe. Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen.

Zuerst einmal: Warum Wiese? Weil meine Schildkröten die Wiese in gewissen Phasen des Tagesablaufes toll annehmen (die Graecas und meine alte Boettgeri) und sie einigen ihrer Bedürfnisse entgegenkommt: ihrem Bewegungsdrang (wenn sie kann, ist die Schildkröte ein Wandertier) und ihrem natürlichem Fressverhalten: herumschnüffeln, prüfen, kosten, etwas fressen, in aller Ruhe weiterwandern, wieder fressen usw. Es ist eine Wonne, sie dabei zu beobachten. Und wenn man schon Wiesen hat, die geeignet sind, wäre es doch schade, sie nicht zu nutzen.

Missverständnisse:
1. Wiesenhaltung allein ist abzulehnen. Es müssen gedeckte und ungedeckte Trockenzonen mit abgemagertem Boden vorhanden sein, und reichlich Unterschlupf bietende Pflanzen.
2. Rasen ist keine Wiese. Darauf hat @christine schon mit einem Link hingewiesen. Hier ist er noch einmal: http://www.schildkroeten.at/index.php . Meine Schildkröten würden das auch nicht sehr lieben, glaube ich. Eine Wiese zeichnet sich im Unterschied zum Rasen vor allem durch Pflanzenvielfalt aus. Gehe ich meine vier kleinen Wiesen ab, so komm ich in Kürze locker auf 20 Futterpflanzen, die von den Schildkröten auch angenommen werden.
3. Eine Wiese ist längst nicht immer dieses feuchte Etwas, was nie trocken wird. Es kommt da viel auf die Beschaffenheit des Bodens und des Klimas an. Es gibt aber auch Gegenden, da würde ich Wiesen eher skeptisch gegenüberstehen. Vor allem in niederschlagsreichen und zugleich kühlen Gebieten wie den Alpen. Aber generell kann man das nicht sagen.

Das Thema ist angesprochen: Es gibt nicht DIE Wiese. Jede Wiese ist verschieden. Ich kenne - entsprechend meinen Wohnorten - Wiesentypen in den Alpen, dem steirischen Hügelland, in Istrien (Beginn des mediterranen Schildkrötengebietes) und jetzt im Weinviertel. Entscheidend ist Bodenbeschaffenheit, Klima, Lage und Sonneneinstrahlung.

Eine Schildkrötennaturwiese in Istrien ist im Frühjahr grün, nass, saftig, wird mit fortschreitender Jahreszeit immer trockener, braun, verdorrt - und begrünt sich ab September aufs Neue und liefert dann wieder reichlich Futter. Ohne gemäht zu werden bietet die istrianische Wiese den Schildkröten lockeren bis dichteren Bewuchs. Das wäre das Ideal. In trockeneren Gebieten kann man ähnliche Resultate erreichen (Thema: Trockenwiese).

Fortsetzung folgt.

Hallo
Ich habe auch teilweise eine richtige Wiese im Freigehege meiner Thb. Meine Schildkröten sidn gerne darin, finden immer etwas zum futtern, manche fressen sogar bestimmte Gräser und es sieht natürlicher aus als Steinwege mit einem Hügel in der Mitte.
Natürlich haben meine Tiere auch Sonnenplätze ohne Gras, die aber nur kurz zum aufwärmen benützt werden.
Eine Wiese macht mehr Arbeit als ein Rasen, zumindest bei mir, weil mein Gehege hü+gelig mit vielen Steinen angelegt ist. Wenn ich das Gras abschneiden möchte, muss ich es mit der Hand machen. Mit Rasenmäher oder Trimmer geht das nicht mehr, aber ich mache das nur ein bis zweimal im Sommer.
Bei Hitze wird die Wiese gerne aufgesucht weil es dort langer feucht bleibt.
Viele Grüße
Sabine

Nach längerer Pause möchte ich jetzt das Thema Wiese weiterbringen.

Die Menschenwiese

Auch eine Wiese muss gemäht werden, sonst bleibt sie keine Wiese. Und zudem: Bei uns entwickelt sich eine Wiese nicht so, wie im mediterranen Istrien. Mäht man nicht, gibt das einen undurchdringlichen Filz, der bei uns - aber vor allem im alpinen Gebiet - die meiste Zeit am Grund feucht bleibt. Sonne kommt wenig auf den Grund. Also für Schildkröten völlig ungeeignet. Regelmäßig gemäht wird bei mir die "Menschenwiese" beim Haus. Im Frühjahr und im Herbst einmal die Woche, im Sommer reicht auch alle drei Wochen.

Hier auf dem Photo ist diese Wiese frisch gemäht. Ihr braucht aber nicht zu glauben, dass die Schildkröten diese kurz gemähte Wiese meiden. Nein, sie gehen mitten hinauf, wenn sie beim Wandern (also wenn sie vom oberen Teil des Gartens in den unteren kommen wollen oder umgekehrt) oder beim Weiden sind. Denn da gibt es köstliche Wegwarte und ebensolchen Klee, Löwenzahn und Wegerich und sonstiges Gewächs.

LG Herbert

Die Schildkrötenwiese

Sie befindet sich im oberen Teil des Gartens und hat faktisch den ganzen Tag Sonne. Dort möchte ich auch ein Gewächshaus hinbauen.

Nur muss ich auch diese Wiese mähen - im Frühjahr und im Herbst wieder. Sonst bildet sich keine Trockenwiese, sondern nur ein Filz. Wenn dann die Jahreszeit fortgeschritten ist, kann ich mit dem Mähen aufhören. Und dann bildet sich annähernd / in etwa so was Ähnliches wie eine istrianische Wiese.

Ich stelle einmal zwei Fotos davon rein.

Auf beiden Wiesen - auf der Menschenwiese und auf der Schildkrötenwiese - wachsen eine Unmenge Kräutlein. Ich werde davon auch einmal Pics zeigen.

Wo sich die Schildkröten lieber aufhalten? In der Aktivitätszeit sind sie auf beiden Wiesen gleich zu finden. Es wird keine bevorzugt. In der Ruhephase sitzen sie irgendwo verträumt im Halbschatten, im hohen Gras, Lavendel, in der Katzenminze oder im Gebüsch (so ungefähr zwischen 11h00 bis 16h00 im Sommer).

LG Herbert

Verhalten der Schildkröten im Garten / auf den Wiesen

In der frostfreien Zeit öffne ich einige Gehegetore und Schildkröten ab ungefähr einem Kilo können in den großen Garten. Ich habe das experimentweise begonnen, es hat sich aber als so interessant herausgestellt, dass ich das zu einer ständigen Einrichtung mache. Das ist bei uns technisch möglich.

Ich könnte jetzt lange erzählen, wie interessant das Beobachten von Schildkröten auf einer großen Fläche ist. Jede hat ganz bestimmte Vorlieben. Einige wandern den ganzen Garten ab, um im Verlauf des Tages an dieselbe Stelle zurückzukehren. Manche begnügt sich wochenlang mit einem Areal von 300 m² um dann plötzlich die Zelte abzubrechen und ganz wo anders aufzutauchen. Eine - ich habe sie jetzt Schottermitzi genannt - wühlt stundenland mit Hingabe im Rollschotter hinter dem Stadel ( hab ich einmal irgendwo was gegen Schotter geschrieben?), da es dort kühler ist, auch zur heißen Tageszeit. Andere lassen sich nie dort blicken.

Das ganze vermittelt mir den Eindruck, dass diese Größe des Gartens in den Schildkröten die Vorstellung wachruft, dass das die Welt ist - und sie auch in der Natur nicht viel mehr brauchen, wenn die Nahrung reicht.

Und ganz wichtig: Meine Schildkröten meiden nicht die freie Wiesenfläche, sie halten sich mitten drin oft lange Zeit auf. Und suchen dann nicht das Gedeckte. Ich hab nicht im Geringsten den Eindruck, dass sie da irgend einen Defizit hätten. Außerdem, es gibt ja gedeckte Flächen genug.

Wohl aber in der Ruhephase, da suchen sie Deckung. Besonders gern z.B. auf einem ungefugten Pflasterstück, aus dem Pflanzen wachsen. Das Pflaster wärmt, die Pflanzen schützen. Anbei zwei Pics.

Liebe Grüße!

Herbert

Anbei einige Pflanzen auf meiner Trockenwiese. Hier im Weinviertel bildet sich fast jedes Jahr eine solche. Von den 9 Jahren, in denen ich hier bin, war das in einem Jahr nur reduziert der Fall - in allen anderen gab es Trockenwiese. Wenn die Wiese in dem Zustand ist, wie ich sie jetzt zeige, ändern auch Gewitterregengüsse nicht viel am Bewuchs. Erst wenn es in den Herbst hinein kühler wird, beginnt sie sich wieder zu begrünen und da muss ich vor dem Winter noch mähen.

Eine solche Wiese entsteht in unserem Klima (Weinviertel), wenn ich im Frühjahr mähe und bei der ersten längeren Trockenphase damit aufhöre. Teile der Wiese haben mehr Feuchtigkeit, da werden die Pflanzen hoch, bleiben aber schütter (d.h. es bildet sich kein undurchdringlicher Filz mehr), andere Stellen bleiben trocken und haben wenig bzw. nur niedrigen Bewuchs.

Gängigie Kräuter wie Kleearten oder Löwenzahn hab ich hier gar nicht aufgenommen. Und es gibt noch eine Reihe weiterer Pflanzen, die ich aber nicht alle zeigen kann, z.B. Labkraut, Hauswurz, Kompasslattisch, Vogelmiere etc. Die Vielfalt ist teils durch die Natur, teils durch mein Zutun entstanden. "Eingeschleppt" habe ich z.B. Habichtskraut, Wein, Kampsis, wilden Wein, Sedum, Potentilla indica. Diese Pflanzen halten sich nun dauerhaft auf der Wiese. Manches kommt aber nicht hoch, weil es sofort abgefressen wird, z.B. das Leinkraut. Aber ich gebe den Versuch nicht auf, es anzusiedeln.

Die Schildkröten lieben die Wiesen, die ich Ihnen biete, ischwöre. Wenn man die Bilder sieht, weiß man auch warum. Sie nützen sie an den Tageszeiten, an denen die Temperatur passt, "weidlich" aus. Ich kann so ihr interessantes Fressverhalten beobachten, von dem ich glaube, dass es dem in der Natur ziemlich nahekommt.

Ich verbringe geraume Zeit damit zu beobachten, was die Schildkröten fressen: Sie fressen im Laufe des Tages fast alles, was genießbar ist. Sie wandern dabei herum und legen bisweilen ziemliche Strecken und Kreise zurück.

Natürlich brauche ich nichts zufüttern. Nur ganz selten bekommen sie kleine Leckerbissen, wie ein Stückchen Gurke an wirklich heißen Tagen oder einmal im Jahr Marillen. Aber das ist wirklich ganz selten. Was an Früchten auf der Wiese wächst, ist die indische Erdbeere (potentilla indica), die sie fressen, aber längst nicht so gierig wie die echte Erdebeere, die viel mehr Zucker enthält. Die indische Erdbeere schaut toll aus, schmeckt aber nur nach Wasser. Deswegen wird sie nicht immer sofort gefressen und ich konnte sie fotografieren.

Ich habe verteilt im Garten einige Schutzhäuser aufgestellt, die teilweise angenommen werden, teilweise übernachten sie aber in selbst gewählten Verstecken.

Im österreichischen Barock gab es kleine Gärten, die nicht nur der Produktion von Essbarem dienten, sondern einem ästhetischen Bedürfnis entsprachen. Man nannte sie "Paradeis-Gartln" (Paradies-Gärtchen). Und so nenne ich meinen auch.

Ich hoffe, für die Idee "Schildkrötenwiese" geworben zu haben. Aber darüber werde ich in den nächsten Messages ein bisschen diskutieren.

Liebe Grüße!

Herbert

Hallo Herbert,

tolle Wiese hast du da. Das Vergissmeinicht ist allerdings ein Stiefmütterchen. Das Thema offene Flächen wurde im Zusammenhang mit Schlüpflingen und Jungtieren besprochen und die könnten auch auf offenen Flächen herumspazieren, wären so aber nicht lange am Leben. Meine Kleinen lieben das Dickicht.
Wenn das Wetter so weitergeht, haben wir bald alle Trockenwiese.
LG Harald

Bei meiner Haltung gibt es auch Probleme. Aber eher sind es Problemchen. Dort wo sich die Wege von Mensch und SK und Hund und SK kreuzen. So gehe ich brav 2 x am Tage den Grund ab und sammle die Häufchen ein, um die Toleranz meines Partners nicht allzu sehr zu strapazieren. Und Hundefutter, das verschmäht wird, muss ich umgehend wegräumen, sonst passiert das hier auf dem Foto. Im gegebenen Fall war das ein Hirse-Buchweizen-Gemisch in ungesalzener Hühnerbrühe gekocht. Mein Hund ist heikel.



LG Herbert

Das mit den durch Mähen unausgereiften Pflanzen ist so eine Sache: Im Frühjahr ist alles unausgereift und im Sommer sind die Pflanzen auf der gemähten "Menschenwiese" auch ziemlich ausgereift. Da mähe ich eigentlich nur, um zu verhindern, dass Wiesenunkraut, wie die Schafsgarbe blüht und aussamt. Das Wachstum der anderen Kräuter ist zu dieser Jahreszeit schon sehr langsam. Anders wär es, wenn ich regelmäßig wässern würde.

LG Herbert

Bei dieser Hitze sind die Schildkröten nur kurz aktiv. Sie sitzen irgendwo gut getarnt. Es gibt genügend Verstecke im Garten. Sie sind kaum zu finden. Wenn man heute im Garten sitzt und es nicht wüsste: "Schildkröten? Wo sind denn da Schildkröten?"

LG Herbert

Wenn Herkules (TGI) verträumt an einem welken Malvenblatt knabbert, danach mit einer seiner Damen in einer Erdhöhle kuschelt, ohne dabei auf böse Gedanken zu kommen, dann ist Hochsommer.

Ich habe die Trockenwiese seit Anfang Mai nicht mehr gemäht und sie hat sich prächtig habitatsnah entwickelt. Es ist eine Wonne, die Schildkröten in ihren Aktivitäten zu beobachten. Ich verbringe lange Zeit dafür.

Die Pics sollen den jetzigen Zustand der Trockenwiese zeigen. Man sieht, es ist alles viel dürrer geworden und das Grün ist auf dem Rückzug. Das sieht man, wenn man diese Fotos mit denen vergleicht, die ich vor einiger Zeit gepostet habe.

Der Kot der Kröten ist nun keine Klumpen mehr, sondern längliche, relative trockene Würstchen. Werd mal ein pic davon posten.

LG Herbert

Die Unwetter sind an unser Dorf vorübergegangen. 20 km von hier war die Hölle los. Bei uns gab es ein leichtes Gewitter mit sanftem Regen. Und es hat abgekühlt. Die Wiese wird - so schätz ich - aber eine Trockenwiese bleiben.

Die letzten Wochen waren wirklich heiß. Da konnte ich sehr gut die Sommerruhe beobachten - an manchen Tagen waren die Schildkröten kaum aktiv. Einige kamen manchmal nur früh am morgen und dann den ganzen Tag nicht mehr raus. Nach zwei kühleren Tagen soll der Vollsommer seine Fortsetzung finden. Ich wohne in einem "Schönwetterloch". Von fünf angesagten Schlechtwettern finden in der Regel nur zwei statt.

Anbei zwei Pics:

Gast aus dem Süden: Erkennt ihr sie, trotz des unscharfen Fotos - die Mantis religiosa oder Gottesanbeterin?

Und ein "Sommerwurschti". Wenn die Kröten viel Trockenes von der Sommerwiese fressen, sondern sie längliche Dinger ab.

Liebe Grüße!

Herbert