Hallo,

ja, das ist ein heikles Thema.
Als Besitzer des Tieres hat man natürlich einen ganz anderen Bezug zu dem Tier. Man liebt es ja und will dem Tier helfen und alles tun um ihm ein schönes Leben zu ermöglichen. Oft braucht es einen Außenstehenden, der dann hilft und demjenigen sagt, dass es so nicht weitergeht.
Die Katze meiner Mutter war am Schluß so krank, hatte so etwas wie epileptische Anfälle und konnte kaum mehr gehen. Sie war jetzt nicht mehr die Jüngste und hatte bis dahin ein schönes Leben. Meine Mutter wollte einerseits zum Tierarzt, aber andererseits hoffte sie immer wieder, dass es der Katze besser geht. Das ging ein paar Tage, bis meine Schwester und ich ihr schonend beibrachten, dass es wohl besser wäre zum Tierarzt zu gehen und sie einschläfern zu lassen, wenn es sein muss.
Wir wohnten damals schon nicht mehr daheim, deshalb fiel es uns wahrscheinlich leichter diese Entscheidung zu treffen.
Bei Schildkröten ist so eine Entscheidung wahrscheinlich nochmal schwieriger, da sie ja still vor sich hinleiden.

LG Angelika

Hallo,

finde so heikel ist es gar nicht. Im Gegenteil, es ist doch sehr präsent und immer mehr Menschen beschäftigen sich damit, oder müssen sich damit auseinandersetzen. Sowohl bei Tieren, als auch bei Menschen. Bei letzterem, musste ich mich leider durch eine persönliche Erfahrung mit diesem Thema beschäftigen.
Ich denke zwar das es keinem Menschen zusteht, über Leben und Tod zu urteilen. Allerdings sehe ich das in dem Fall des „erlösen“ etwas anders.

Zu den Tieren, ist es nicht oftmals so, dass eine tiefe Verbundenheit zwischen Tier und Mensch herrscht. Und daher ein „Rationales“ Denken nicht möglich ist?
Ich glaube, wenn ich eines meiner Tiere erlösen könnte/müsste, würde ich das in Abstimmung eines Tierarztes sofort tun. Meine Frau, würde das anders herum nicht so Entscheiden wie ich.


Was der Unterschied zwischen Fliegen, Mücken, Wespen, Mäuse, Maulwürfe etc. usw. ist, wird mir zwar nie recht klarwerden. Allerdings ist es hier auch irgendwo bei vielen Menschen (oder halt auch Gesellschaftlich) so eingeprägt das es sich bei diesen Tieren wohl um „Ungeziefer/Plagegeister“ handelt, die weniger „Lebenswert“ sind/haben als andere Tiere.

Ich habe eine Zwergpudelmischung gerettet, meine liebe Selanna, alias Püppi, die jetzt schon drei Jahre bei mir als Asche im Regal steht. Ich habe andernorts darüber schon geschrieben. Als ich 2007 mich ihrer annahm, war sie etwa acht Jahre alt und hatte bis da im Dreck in einem Zwinger gelebt. Sie hatte null Erfahrung mit Menschen und Hunden und konnte nicht einmal spazieren gehen. Als sie ankam war sie ein völlig verschüchtertes Wesen, von dem man den Eindruck hatte, es wollte sich entschuldigen, dass es überhaupt auf der Welt ist. Ich nahm sie in die Hände, streichelte sie und schwor ihr, dass es bei mir für sie nie mehr furchtbar werden soll.

In Laufe von zwei Jahren hat sie alles gelernt und ist ein normales Hundi geworden, das mir jeden Tag gezeigt hat, wie schön das Leben bei mir ist und wie sehr sie mich liebt. Was bedinungslose Lebensfreude und Liebe ist, habe ich von ihr gelernt. Sie zeigte nach einigen Jahren deutliche Alteerserscheinungen, begann schlecht zu hören und zu sehen, was sie nicht weiter verdross. Ich begann aber das Ende zu sehen - und da wurde nach Essproblemen ein quasi inoperabler Magenkrebs festgestellt. Das was bevorstand, war nicht schön: Erbrechen nach jeder Nahrungsaufnahme, Heißhunger, Schmerzen, schließlich Verhungern... Oder eine schmerzhafte Operation, deren Prognose sehr schlecht war. Da lag sie vor uns auf dem Tisch beim Tierarzt, der gerade mit Ultraschall die Diagnose gestellt hatte und fragte, ob wir sie noch einmal nach Hause nehmen wollen. Mein Püppi war ganz ruhig, ich streichelte sie, und dann dachte ich mir: Noch hat sie nicht viel gelitten, aber ich hatte ja schon bemerkt, dass sie kaum mehr Nahrung bei sich behielt - es war gerade an der Kippe zum Unerträglichen. Und da hab ich mich entschieden. Ich hatte sie in Händen bis alles vorbei war. Dann habe ich geheult wie ein Schlosshund. Aber ich hatte das Versprechen gehalten: Es war für sie nie mehr furchtbar geworden. Das war im Mai 2014.

Und wenn ich jetzt daran denke, dann bin ich über meine Entscheidung glücklich.

Meine Beziehung zu Schildkröten ist anders. Trotzdem, wenn die Lage genau so klar wäre wie bei Püppi, würde ich nicht zögern. Aber bei Schildkröten ist das wahrscheinlich nur selten so.

Liebe Grüße!

Herbert

Zitat

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Bei meiner Hündin Ronja war das nach zwei großen OPs der Fall. Trotzdem habe ich einige Tage zu lange gewartet, es ist mir sehr schwer gefallen, den Moment zu erkennen, wo eben das Leiden anfängt zu überwiegen. Als Betroffener kann man das so schwer einschätzen.

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Was der ausschlaggebende Faktor für mein Zuwarten war: sie hat immer deutlich ihren Lebenswillen gezeigt.

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Fast alle hatten diesen einen Zweifel dabei: WANN ist genau der Zeitpunkt zu erlösen - wann der Zeitpunkt noch zu helfen ??
Bei unserer Hündin, die fast 4 Jahre mit Blasenkrebs lebte, war es genau dieser Punkt, der uns große Probleme bereitete. Ich habe sehr schnell gesagt: dann will ich ihr auch keine Schmerzen zumuten. Wenn es soweit ist, wird sie erlöst.
Mein Mann sagte genau in diesen Momenten, wenn ich mit ihr zum Tierarzt wollte: erst gestern hatte sie noch so viel Lebensfreude und heute, wegen einem schlechten Tag, soll sie erlöst werden ?
Dies ging sehr lange hin und her. Ich hätte sie sehr viel eher erlöst - mein Mann konnte sie noch nicht gehen lassen. Als sie dann auch wirklich nicht mehr konnte, ist er selber mit ihr zum Tierarzt gefahren (ich war leider beruflich nicht da).

Vielleicht haben auch wir noch einiges gelernt in der Zeit des Wartens auf den richtigen Moment. Sie ist uns in dieser sehr schweren Zeit noch um einiges stärker ans Herz gewachsen, als sie es vorher schon war.
LG Gundi

Bei der Feststellung des richtigen Zeitpunktes kann auch das Alter eine Rolle spielen. Wie bei meiner Selanna. Sie zeigte schon alle Kennzeichen des Alters und die Lebenspanne war in jedem Fall nicht mehr lang. Es war abzusehen, dass sie blind und taub wird. Da wollte ich die schwere Operation ihr auf keinen Fall mehr antun.

Aber wir kommen von den Schildkröten ganz ab. Was passiert, wenn ich den Löffel abgeben muss, mit Ida? Sie braucht diese besondere Zuwendung, weil bei ihr immer noch ein Ei drinnen bleibt. Jährlich mindestens ein Röngten, und wenn noch ein Ei drin ist, diese "mechanische Behandlung." (Ihr erinnert euch vielleicht.) Wer wird sie nehmen? Muss ich sie dann einschläfern, wenn ich nicht mehr kann?

LG Herbert

Zitat von Geka im Beitrag #7

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Vielleicht haben auch wir noch einiges gelernt in der Zeit des Wartens auf den richtigen Moment. Sie ist uns in dieser sehr schweren Zeit noch um einiges stärker ans Herz gewachsen, als sie es vorher schon war.
LG Gundi

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Hallo,

egal ob Mensch oder Tier, ich denke es ist das größte Problem, dass wir nicht wissen können, was der andere denkt und fühlt, wenn er sich nicht mehr selber ausdrücken kann. Bei den Schildkröten haben wir diese Situation fast immer. Säugetiere und Menschen können sich soweit die entsprechenden Systeme noch intakt sind noch verständlich machen. Zumindest denken wir, dass wir die Reaktionen verstehen, obwohl die nicht immer eindeutig sind.

Bei eindeutig tödlichen Verletzungen oder Erkrankungen ist es noch relativ einfach, es gibt aber in der Medizin auch viele Beispiele für scheinbar aussichtslose Fälle, die sich doch noch zum positiven entwickelt haben und die Individuen noch einige Zeit Lebensqualität hatten.

Bei Behinderungen ist es noch viel schwerer als Außenstehender zu entscheiden, zahlreiche Menschen können mit entsprechenden Hilfsmitteln (z.B. Prothesen) noch ein erfülltes Leben führen, warum soll das bei Tieren nicht möglich sein?

Wir wissen oft in dem Zeitraum, wor wir Entscheidungen fällen müssen oder wollen nicht, wie die tatsächliche Entwicklung aussieht und das macht es so schwierig.

Zitat von christine im Beitrag #13

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Und - sind Schildkröten überhaupt "glücklich" in menschlicher Gefangenschaft im "goldenen Käfig" (damit meine ich ein schönes Gartengehege mit Frühbeet natürlich;)) zu sitzen? .... Oder wollen wir das alles bloß nur so sehen?

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