Christine schrieb:

Zitat

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... das Bedürfnis es mehr oder weniger gewaltsam am Leben zu erhalten habe ich jedoch in keiner Weise. Eher das Gegenteil ist der Fall, ich würde es sehr gerne befreien, einfach einschlafen lassen und ihm künftige Schmerzen und ein weiterhin unartgerechtes Leben (ein solches ist wohl kaum noch möglich) ersparen.

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Egal, wie man sich entscheidet, immer spielen wir uns in derlei kritischen Situationen als Richter über Leben und Tod auf, ohne es doch wirklich zu wollen. Aber eine Entscheidung - wie auch immer - muss natürlich getroffen werden. Da würde ich in Zweifelsfällen immer einen geschulten Tierarzt hinzuziehen, der die medizinischen Aspekte und Zukunftsaussichten des Reptils oft viel besser einschätzen kann als der Laie. Ich neige wie Christine auch eher dazu, diese Tiere schnell zu erlösen. Verstümmelungen, einschneidende Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates oder weit vorangeschrittene Osteoporosen oder Osteomalazien (ich habe schon vereinzelte Todeskandidaten gesehen) wären für mich ohne weiter darüber nachzudenken ein triftiger Grund, das Tier von seinen Leiden zu erlösen. Selbst bei einer augenscheinlichen Regenerierung wissen wir nicht, ob es dauerhaft Schmerzen hat. Wildtiere zeigen bekanntermaßen ihre Schmerzen erst, wenn sie schon fast tot sind.

Christine schrieb:

Zitat

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Sind Schildkröten noch "glücklich", wenn sie nicht mehr laufen und nicht mehr selbständig fressen können?

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Ich finde es total schwer, den geeigneten Schlussstrich zu ziehen.
Wildtiere sind vielleicht sogar völlig frei von Glücksempfindungen, zumindest, wie wir sie kennen und beurteilen. Sie leben vermutlich viel pragmatischer. Es ist ihnen u.U. sogar egal, ob sie künftig gefüttert werden müssen, die Hauptsache ist, sie werden satt. Wenn Schildkröten die Möglichkeit sehen, trotz ihrer starken Laufbeeinträchtigung immer noch Sonnenplätze aufzusuchen, ist ihnen alles andere vermutlich egal. Hauptsache, sie schaffen irgendwie, dorthinzukommen. Natürlich möglichst ohne Schmerzen.

Bei einer Maulsperre - wir hatten ja schon mal darüber diskutiert - gibt es z.B. kaum noch einen Grund, der dafür spräche, die Schildkröte am Leben zu lassen. Das Tier verhungert irgendwann ohnehin - das ist absehbar. Bei schweren Haltungsfehlern sieht das allerdings schon anders aus, weil Schildkröten wirklich regenerationsfähig sind, wenn die Pflegemaßnahmen zum Positiven verändert werden (s. Gundas Erfahrungen). Der Unterschied zum Menschen ist m.E. der, dass das Tier das Umfeld im Rahmen seiner Möglichkeiten akzeptiert und einfach mit der Natur lebt anstatt sie ständig zu hinterfragen oder sie zu verbessern. Es nimmt sie an und wenn die Umstände es zulassen passt es sich auch neuen Gegebenheiten an. Falls nicht, stirbt es.

LG Andreas

Noch eines muss man bei der Entscheidung berücksichtigen: Was tut das leidende Tier mit mir? Ist es vielleicht so, dass ICH das Leiden des Tieres nicht aushalte, weniger das Tier. Es gibt Fälle, wo es eindeutig ist - und es gibt Fälle, wo noch Lebenszeit drin ist.

Jedenfalls ist es nie eine leichte Entscheidung.

Zitat von christine im Beitrag #13

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Und - sind Schildkröten überhaupt "glücklich" in menschlicher Gefangenschaft im "goldenen Käfig" (damit meine ich ein schönes Gartengehege mit Frühbeet natürlich;)) zu sitzen?

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Hallo
Ich glaube auch dass Schilkröten so etwas wie Glück empfinen können.
Wenn sie im März aufwachen und ich lasse sie zum ersten Mal in das Freigehege, rennt mein Männchen mit hochgeregtem Hals umher, schnuppert die Frühlingsluft ein und es sieht aus als wolle er sagen: Ich bin wieder da, hurra, es ist Frühling. Es sidn nicht die Weibchen, die er sucht, die hat er ja genügend im Gewächhaus, es ist die Frühlingsluft.
die Weibchen sind verhaltener, sie suchen zuerst das Futter auf.
Man kann natürülich das Glücklichsein nicht mit unserem vergleichen, aber ich glaube schon dass man einr Schildkröte ansehen kann ob sie zufriden (glücklich) ist.
Viele Grüße
Sabine

Hallo,

meine Einstellung dazu ist: leidet das Tier Schmerzen und es ist keine Besserung zu erwarten, würde ich das jeweilige Tier einschläfern lassen. Dazu benötigt es aber auch viel Vertrauen zu dem jeweiligen Tierarzt.
Im Dezember ist der Leguan meines Mannes verstorben (war sowie schon übles Jahr für mich). Da er im späten Herbst schon immer gut 2 Monate absolut widerlich im Verhalten war (Paarungszeit), sehr schlecht gefressen hat und einfach nur stinkstiefelig war, habe ich erste Anzeichen übersehen. Als ich feststellte, dass es einen gesundheitlichen Grund geben muss, war es schon zu spät, er lag den Tag des Arzttermins tot im Terrarium. Ich bin trotzdem noch zum TA gefahren; dort wurde mir mitgeteilt, dass er wohl an Nierenversagen verstorben wäre. Unser Paul hatte vor vielen Jahren eine Vergiftung durch Baumstämme von unserer "Bio-Obstplantage" und das wären vermutlich die Spätfolgen gewesen. Das tat mir unheimlich leid, ich hatte ziemlich zu knabbern an der Sache, aber ich habe wirklich evtl. Anzeichen nicht erkennen können, bzw. erst zu spät. Ich hätte ihn aber bei der Diagnose den Abend einschläfern lassen. Mein Gefühl ist eher beruhigend, wenn ich weiß, dass ich ein Tier erlösen lassen kann, wenn es denn Zeit ist (wie bereits angemerkt, im Vertrauen zu dem Tierarzt und seiner Prognose). Ein Tier bewusst leiden zu lassen, würde mich um den Schlaf bringen.

Ob Reptilien glücklich sein können, wage ich zu bezweifeln, ich würde es eher als unbedroht und ungefährdet bezeichnen.
Sie sind sicher unheimlich robust, überstehen vieles. Wenn ich daran zurück denke, wie meine übernommenen Terrarientiere noch im Terrarium umher krochen und wenn ich sehe, wie sie sich nun im Freigehege bewegen, ist ein deutlicher Unterschied in der Bewegung zu erkennen. Sie drücken ihre Beinchen durch, kommen mit dem Panzer vom Boden hoch und stapfen auf der Futtersuche durchs Gehege. Aber ob sie glücklich sind? Hmmm, für mich hat glücklich sein etwas mit Herzklopfen, riesige Freude und so zu tun, aber ob unsere Schildkröten so empfinden?

Gruß,

Sabine