ich habe eine (vermutlich ausgesetzte) griechische Landschildkröte gefunden. Alter laut Tierarzt 10 - 15 Jahre, männlich. Vom Ordnungsamt haben wir die Genehmigung, das Tier zunächst für die Dauer der sechsmonatigen Aufbewahrungsfrist zu behalten. Vom Tierarzt wurde uns geraten, die Schildkröte nicht überwintern zu lassen, da sie untergewichtig ist. Deshalb haben wir ein Terrarium gekauft: Größe 140 Länge, 66 Breite, Höhe 33, dreiseitig Holz, vorn Plexiglas. Und wir haben gelesen und gelesen, was die möglichst optimale Ausstattung angeht. Eigentlich ist uns alles klar (auch dass eine Terrariumshaltung nicht optimal ist, aber es geht ja nicht anders), aber ich scheitere einfach an der richtigen Beleuchtung. Je mehr ich lese, um so unsicherer werde ich. Empfohlen wurde uns die Beleuchtung mit
1 x Lucky Reptile Bright Sun UV Desert Komplettset - 50 W Metalldampflampe inklusive Fassung & Vorschaltgerät,
1 x Exo Terra Intense Basking Spot, Wärmespotlampe, R20, 75W, Fassung E27
sowie T5-Leuchtstoffröhren (einmal mit UV, einmal ohne).

Das ist auch schon alles da.

Meine Fragen lauten: Reicht diese Ausstattung für eine optimale Beleuchtung/Erwärmung unseres Terrariums aus?
Wenn ja, wie ordnet man das an? Die Lucky und die Exo nebeneinander?
Wenn nicht, was brauchen wir noch?

Bezüglich der Leuchtstoffröhren wäre ich auch für einen Tipp dankbar, welchen Reflektor man für die Röhren nimmt und womit man die am besten anbringt.

Es ist leider so, dass mich die vielen Informationen, die ich mir bisher reingezogen habe, eher verwirren als dass sie helfen. Da aber gerade Licht und Wärme so wichtig sind, möchten wir alles richtig machen.

Anmerken möchte ich noch, dass wir alles Mögliche versucht haben, um die Schildkröte in eine artgerechte Freilandhaltung abzugeben. Leider ist uns das nicht gelungen. Zweimal hat sich der anfänglich tolle Kontakt nie wieder gemeldet (wahrscheinlich weil wir darum gebeten haben, uns das vorher anzuschauen) und andere in Frage kommenden Plätze waren belegt. Geplant ist, für die Schildkröte im nächsten Frühjahr im Garten unserer Kinder ein perfektes Freigehege zu bauen und sie dorthin umzusiedeln, sofern uns das Ordnungsamt gestattet, die Schildkröte endgültig zu übernehmen.

Wir würden uns sehr freuen, wenn uns jemand mit konkreten praktischen Tipps zu unseren Fragen unterstützen würde.

Viele Grüße aus Berlin

Hallo Marion!
Wow! Erstmal ein riesen Lob von mir! Für ein Fundtier, von dem man noch nicht einmal genau weiß, ob man es behalten kann, so viel Zeit und Geld und Arbeit zu investieren, daß würde nicht jeder machen! Hut ab!
Man merkt, Du bist auch schon recht gut informiert. Das Terrarium ist,glaube ich, nicht schlecht, vor allem, weil es dreiseitig aus Holz ist. Vorne, auf der Glasfront, müßtest Du allerdings dann wirklich noch mit Folie oder Klebeband einen breiten Streifen ankleben, daß die Schildkröte nicht durchschauen kann. Ich bin jetzt kein jahrzehntelang erfahrener Halter wir Gunda und Christine, aber ich würde sagen, mit der Lichtausstattung liegst Du ganz gut. Da brauchst Du jetzt nicht noch mehr Geld ausgeben. Da hast Du ja schon echt investiert mit Vorschalt-Gerät und allem. Die Lucky Reptile verwende ich im übrigen auch. Die Tiere über den Winter wach zu halten, ist allerdings eine echte Herausforderung, die nur wenigen gelingt. Stell Dir vor, Du bist so müde, daß Dir immer der Kopf im Sitzen wegsackt, und jemand macht eine schummrige Lampe an, um Dich wachzuhalten. Ähnlich ist es für die Schildkröten. Denn keine noch so gute Lampe kann das Sonnenlicht ersetzen. Abgesehen davon, daß die Tiere sich auch noch nach anderen Bedingungen richten. Diese Terrarien-Lösung sollte also echt nur im absoluten Notfall durchgeführt werden. Ich bin kein Spezialist, aber zu sehr darf man sich auch auf die Aussagen von Tierärzten nicht verlassen. Vor der ersten Starre, war ich mit meinen beiden Einjährigen beim Reptilien-Facharzt. Er riet mir auch von der Starre ab. Maximal eine verkürzte von ca. sechs Wochen. Sein Urteil: zu klein, zu leicht, zu weich. Die Leute im Forum haben sich ziemlich geärgert darüber. Ich habe auf die langjährig Erfahrenen gehört, und die Tiere haben fünf Monate draußen überwintert. Sie hatten im Frühjahr kein Gramm abgenommen und im Jahr darauf hatten sie das doppelte ihres Gewichts.
Ich kann mir gut vorstellen, das ein Fundtier, das zu dieser Jahreszeit entdeckt wird, untergewichtig ist. Muss aber nicht sein. Denn wenn es ansonsten gesund ist, findet es hier immernoch genug zu fressen. Ich will damit nur sagen, daß Tierärzte auch nicht immer allwissend sind. Also: Briefwaage raus und die Kröte gewogen! Dann einmal messen und wieder hier melden. Wenn Dir dann hier von den langjährigen Haltern die Starre empfohlen wird, würde ich lieber darauf hören.
Ich wünsch Euch alles Gute und drück die Daumen!

Ach so: zweifelhaft wäre auch, wenn der Tierarzt keine Kotuntersuchung gemacht hätte. Das wäre nämlich wichtig.Ein erhöhter Parasitenbefall kommt bei Schildkröten nämlich häufig vor, und wäre dann tatsächlich ein Grund, das Tier nicht starren zu lassen.
Wenn er keine gemacht hat, solltest Du so schnell wie möglich eine Kotprobe zu Exomed (alles wichtige dazu findest Du im Internet) schicken. Wenn es nun keinen Kot mehr lässt, hilft häufig ein warmes Bad.

Ein herzliches Hallo an alle, die mir so schnell geantwortet haben.

Und: Danke für die vielen Informationen.

Was die Links zur Beleuchtung angeht, so werde ich mich gleich anmelden, um sie sehen zu können. Denn die richtige Wärme- und Lichtversorgung ist für uns gerade das Hauptthema.

Das Terrarium ist aus Holz (3 Seiten Holz, Vorderseite Plexiglas). Das Plexiglas werden wir bis auf gut halbe Höhe verblenden. Eben aus dem Grund, den ihr genannt habt.

So. Nun werde ich versuchen, all eure Fragen zu beantworten und hoffe, dass ich keine vergesse.

Der Tierarzt ist auf Reptilien spezialisiert.
Panzerlänge 14 Zentimeter, Gewicht vor 9 Tagen 405 g.
Kot wurde untersucht - Darmparasitenbefall. Ich kann jetzt nicht sagen, welche usw., denn ich bin im Büro und habe jetzt Pause.
Herpesvirus hat er nicht.
Ansonsten gesund.
Panzer, Schnabel usw. alles in Ordnung.

Im Moment kann ich ihn nicht wiegen, da ich noch keine Küchenwaage habe (besorge aber am Nachmittag eine).

Die ersten drei Tage hat er kaum gefressen - wir nehmen an aus Stressgründen. Dann zeigte sich, dass das, was wir ihm angeboten haben, nicht so wirklich sein Ding war (allerlei Kräuter wie Löwenzahn, Wegwarte, Schafgarbe, Spitz- und Breitwegerich usw., Heu, seit vorgestern Agrobssuppe. Ich fahre extra täglich mit dem Fahrrad zu einer unbelasteten, abgelegenen Wiese, Damit er überhaupt frisst, haben wir am vierten ein wenig Tomate mit Heuschnippseln und Kräuterstücken vermischt und hingestellt. Das hat geklappt, aber es war zu sehen, dass er es besonders auf die Tomate abgesehen hat. Die haben wir ab dem nächsten Tag dann aber weggelassen, da sie nicht gut für ihn sein sollen.
Inzwischen müssen wir das Heu-Kräutergemisch nicht mehr herstellen - er frisst die Kräuter im Ganzen und geht auch an die Agrobssuppe. Eine Sepiaschale hat er auch, an der war er in den ersten zwei Tagen laufen.
Sobald was Rotes in seine Nähe kommt (rote Müllschippe, roter Pullover) wird er sehr schnell aktiv - er scheint also reichlich Bekanntschaft mit Tomaten gemacht zu haben.

Ja, wir wissen, dass es wirklich blöd ist, wenn wir ihn nicht in die Winterruhe schicken können. Das habe ich bei meiner wirklich umfangreichen Lektüre schon gelernt. Wir wollen aber auch nicht riskieren, dass er die nicht übersteht. Ich hätte vielleicht gestern schon ausführlicher schreiben sollen, was bei den Tierarztuntersuchungen rausgekommen ist, aber ich war - ehrlich gesagt - ganz schön aufgeregt beim Schreiben.

@ MaJo Mama
Es ist so, dass wir bis vor ein paar Jahren immer Tiere hatten (Hunde und Katzen) - alles Fundtiere oder aus dem Tierheim. Wir würden niemals an einem ausgesetzten Tier oder einem anderen Tier in Not vorbeigehen. Auch engagiere ich mich schon mein Leben lang im Naturschutz und bin sehr viel draußen unterwegs. Als ich die Schildkröte fand (auf dem Gelände eines ehemaligen Flugfeldes mit sehr viel Asphalt, Trockenheit und Hitze) ein paar Meter von der Straße entfernt, war klar, dass das Tier erst einmal mit muss. Natürlich hatten wir die Überlegung, ihn in der Tiersammelstelle abzugeben - von dort wäre er dann ins Tierheim gekommen. Aber dort sitzen bereits über 130 Landschildkröten, wie wir auf Nachfrage erfahren haben. Und so entstand der Plan, ihn erst einmal zu behalten und im nächsten Jahr (wenn er dann tatsächlich uns gehört) zu den Kindern in ein richtig tolles Freigehege umziehen zu lassen.
Allerdings haben wir nicht damit gerechnet, was an Schriftkram mit den Behörden auf uns zu kommt und was es tatsächlich bedeutet, wenn man möglichst alles richtig machen will. Aber wir kämpfen uns da gerne durch. Das Geld spielt dabei keine Rolle. Die Schildkröte soll bekommen, was sie braucht.

Zitat von Gast im Beitrag #1

---

Anmerken möchte ich noch, dass wir alles Mögliche versucht haben, um die Schildkröte in eine artgerechte Freilandhaltung abzugeben. Leider ist uns das nicht gelungen.

---

Hallo Mr. Ed,

danke für deine Antwort. In Berlin ist die Rechtslage so:
Ein Fundtier muss beim Ordnungsamt im Wohnbezirk gemeldet oder abgegeben werden. Im Moment der Abgabe bzw. Meldung wird es rechtlich zu einer Fundsache (wie erbärmlich).
Wird es abgegeben, verbleibt es 5 Tage lang in der Tiersammelstelle und wird dann an das Tierheim Berlin weitergegeben (hat einen diesbezüglichen Vertrag mit dem Berliner Senat).
Der Eigentümer hat sechs Monate Zeit, sich zu melden und sein Tier zurück zu bekommen.

Ich habe die Schildkröte dem Ordnungsamt als Fundsache gemeldet und nach Absprache mit dem Referat Artenschutz in unserem Bezirk darum gebeten, die Schildkröte für die Dauer der sechsmonaten Aufbewahrungsfrist behalten bzw. in eine artgerechte Haltung zu
übermitteln. Das Ordnungsamt hat entschieden, dass die Schildkröte bei uns verbleibt, wir also für die 6 Monate, in denen der Eigentümer sein Tier abholen kann, der sogenannte Aufbewahrungsort der Fundsache sind. Das habe ich natürlich schriftlich.
Was die eventuelle Vermittlung in eine artgerechte Freilandhaltung angeht, so ist das sowohl mit dem Ordnungsamt als auch mit dem zuständigen Referat Artenschutz in meinem Bezirk abgestimmt. Vom Referat Artenschutz haben wir eine Liste mit Aufnahmestellen in Berlin und Brandenburg bekommen - aber die waren alle besetzt. Der private Kontakt in Brandenburg, der sich ergeben hatte, hat sich leider als Nullnummer entpuppt - darüber hatte ich schon geschrieben. Selbstverständlich wären sowohl das Ordnungsamt als auch das Referat Artenschutz sofort über einen neuen Aufbewahrungsort informiert worden.

Hat sich der Eigentümer innerhalb der Sechsmonatsfrist nicht gemeldet, kann die Schildkröte mittels Überlassungsvertrag mit dem Referat Artenschutz in unser Eigentum übergehen.

Ich hatte ja auch darüber geschrieben, dass ich schon sehr lange im Naturschutz aktiv bin, weshalb ich keine Unbekannte im Referat Artenschutz meines Bezirks bin. Auch dass wir seit sehr vielen Jahren Fund- und Tierheimtiere bei uns aufnehmen, schrieb ich schon, woraus ersichtlich wird, dass uns auch das Ordnungsamt kennt. Die staatlichen Stellen wissen also, dass wir verantwortungsvoll mit einem Fundtier umgehen und die rechtlichen Rahmenbedingungen kennen.

Und: Um es noch einmal ganz klar zusagen. Wir behalten die Schildkröte nicht, weil wir eine Schildkröte haben wollen, sondern weil das Tier in Not ist. Die Alternative wäre - wie bereits beschrieben - das Tierheim Berlin.
Ich hoffe, dass ich mit diesen Informationen deine Zweifel ausräumen konnte.

Das Terrarium wird als Terrarium verkauft, nicht als Gehege. Am Wochenende kann ich gern Fotos machen und posten - im Moment muss ich arbeiten und verbringe hier meine Pause. Maße und Material hatte ich ja schon beschrieben.
Es steht auf einem Massivholztisch in unserem Süderker. Die Fenster reichen auf drei Seiten von der Decke bis zum Boden. Das heißt, dass bei langanhaltendem Sonnenschein und hochgezogenen locker 35 Grad erreicht werden (so zumindest gemessen an den letzten warmen Tagen hier). Nachts bisher zwischen 15 und 19 Grad. An Frosttagen dürfte es nachts noch etwas runter gehen, aber da kann man über die Beheizung des Zimmers gegensteuern. Im Moment messen wir täglich mehrere Male, damit wir einen größeren Überblick bekommen.

Auf jeden Fall herzlichen Dank für deine Beleuchtungstipps und Link zum Buch. Das hilft uns alles sehr.

Kot wurde untersucht - Darmparasitenbefall.

Aufgrunddessen würde ich von der Winterruhe abraten. Aber da bitte ich die Fachleute zu Wort. Vielleicht wurde dieser (wichtige) Teil überlesen???

Danke für deine Antwort. Also, der Tierarzt weiß schon, was er macht, denn er hat uns darauf hingewiesen, dass die Untersuchung wegen der Herpesviren wiederholt werden muss.
Im Moment habe ich aber nunmal nur das zu bieten, was bei den ersten Untersuchungen herausgekommen ist. Der Tierarzt wurde uns vom Referat Artenschutz empfohlen und er machte auf uns -einen sehr kompetenten Eindruck. Jedenfalls gab es nichts, was uns irgendwie zu Misstrauen veranlasst hätte und wir haben da wirklich gute Antennen wegen der vielen Tiere, die wir schon aufgenommen haben. Alle notwendigen Untersuchungen wurden empfohlen und gemacht. Er hat sich das Tier auch sehr lange und gewissenhaft angeschaut.

Ganz ehrlich: Was soll man denn auch machen?! Man kann sich doch in solch einer Situation nur auf die verlassen, die wie das Referat Artenschutz oder spezialisierte Tierärzte Erfahrung im Umgang mit Schildkröten haben oder eben ein Forum wie dieses.
Die Alternative bestünde darin: Das gefundene Tier mitnehmen und über die Tiersammelstelle ab ins Tierheim, wo Platzmangel herrscht und wo es zu 99,9 % nie wieder rauskommt. So. Und jetzt kämpfen wir uns eben durch alles, was gemacht werden muss und haben nicht nur unsere Wohnung, sondern auch unseren Alltag komplett umgekrempelt. Und zwar gern.

Zum Panzer: Der ist schön gewölbt, nicht flach.

Ich habe mehrmals versucht, mich zu registrieren, aber das klappt nicht. Es wird angezeigt, dass das Feld "Name" nicht richtig ausgefüllt wurde (habe aber einen Benutzernamen eingefügt).
Die Nachricht an den Forenbetreiber hat auch nicht geklappt, weil das Captcha ohne Ende angezeigt wird und nicht aufhört (nein, ich habe nicht endlos falsche Felder angeklickt).
Deshalb schreib ich das mal jetzt hier.

Ach so. Noch ein Wort zum Gewicht. Der Tierarzt hat nicht nur einfach nen Maßband rangehalten und die Länge des Panzers gemessen. Der hat auch die Breite des Panzerteils usw. gemessen. Das sei mal gesagt.
Warum ihr wegen der Tierarztangaben so misstrauisch seid, weiß ich nicht, aber ihr werdet schon eure Gründe haben. Wir haben mit unseren anderen Tieren auch nicht gute Erfahrungen gemacht.

... des hinteren Panzerteils meinte ich. Und auch die Wölbung des Panzers.

Zitat von Gast im Beitrag #9

---

Es steht auf einem Massivholztisch in unserem Süderker. Die Fenster reichen auf drei Seiten von der Decke bis zum Boden. Das heißt, dass bei langanhaltendem Sonnenschein und hochgezogenen locker 35 Grad erreicht werden (so zumindest gemessen an den letzten warmen Tagen hier). Nachts bisher zwischen 15 und 19 Grad. An Frosttagen dürfte es nachts noch etwas runter gehen, aber da kann man über die Beheizung des Zimmers gegensteuern. Im Moment messen wir täglich mehrere Male, damit wir einen größeren Überblick bekommen.

---