Als ich mir im letzten Jahrtausend einen Brutapparat gekauft hatte, hatte ich mir das Brutsubstrat Vermiculite gleich mitbestellt. Da ich jedoch Probleme hatte, die richtige Feuchtigkeit herzustellen, bin ich auf Erde aus dem Garten umgestiegen, die allerdings manchmal schimmelte. Nun brüte ich bereits seit 2010 keine Eier mehr aus. Warum ich das Thema angeschnitten habe, ist (mal wieder) ein Bericht in der "Schildkröten im Fokus" Nr. 1/2021 mit der Überschrift

Schildkrötenschlüpflinge fressen sehr häufig natürliche und unnatürliche Inkubationssubstrate/Brutsubstrate

Was ich festgestellt habe, ist, dass die Schlüpflinge kleine Stückchen Eierschale fressen während des Schlupfes. Wenn ich sie nach dem Schlupf ins Terrarium gesetzt habe, konnte ich öfter beobachten, dass sie die sandige Erde (ebenfalls Gartenerde) fraßen, bevor sie sich (meistens) für eine Zeit irgendwie eingruben oder sonstwie versteckten.

Als mich 2018 "Naturbruten" im dunklen Schlafhaus überraschten, fand ich von einem Gelege so gut wie keine Eierschalen, vom anderen Gelege, wo die Kleinen noch im Nest bzw. eins noch im Ei waren, mehr Eierschalenstücke. Es waren aber nicht so viele, dass ich daraus die entsprechende Anzahl Eier hätte zusammenkleben können. Ich schließe daraus, dass die Schlüpflinge die Eierschalen gefressen haben.

Nun lese ich in der Zeitschrift auf Seite 24:

Bei Tieren ist es weit verbreitet, dass sie harte Objekte fressen, die keine Kalorien liefern. Bei Schlüpflingen von Schildkröten wurde beobachtet, dass weit mehr als die Hälfte der beobachteten Tiere innerhalb der ersten drei Tage nach dem Schlupf Brutsubstrat oder andere harte Objekte aufgenommen haben. Ich zitiere: "Unter der Voraussetzung, dass Schlüpflinge auch ihr Inkubationssubstrat aufnehmen, sollten Schildkrötenhalter darauf achten, welches Stubstrat für sie am ungefährlichsten ist."

Herr Bidmon kommentiert u.a.:
Man beobachtet sogar z.B. auch bei Schlüpflingen von Testudo hermanni und T. graeca, wenn sie unter natürlichen Bedingungen gehalten werden, dass sie Sand, Erde oder Sedimente fressen. Wieviel sie fressen, lässt sich schlecht feststellen, "da man ja die Schlüpflinge erst ab dem Eröffnen der Nistgrube und nach Verlassen des Nests beobachten kann.

Nach meinen Beobachtungen werden aber dabei bevorzugt kleine Stücke der Eischale aufgenommen. Zudem gibt es Berichte, dass Schildkröten - bei denen die Schlüpflinge im Nest überwintern - Bruchstücke der Eischale aufnehmen. Im Wesentlichen mag es zwei Gründe geben.

Zum einen dürften alle Schlüpflinge damit dafür sorgen, ihre Darmflora anzureichern, denn sowohl an der Schalenaußenseite wie auch an anderen Substraten dürften sich genug Bakterien und Sporen befinden, wobei insbesondere an den Eischalen selbst noch Bakterien aus der Kloake der Mütter vorhanden sein können.

Schlüpflinge, die im Nest überwintern, könnten auch auf den Mineralgehalt der Eischalen angewiesen sein, da sie insbesondere mit dem vorhandenen Kalzium, die mit der Überwinterungshypoxie einhergehende Laktatansammlung (Milchsäure) abpuffern können, da ihr Carapax ja noch nicht wirklich verknöchert ist, und diese Aufgabe, im Gegensatz zu den Adulten, bei Schlüpflingen noch nicht in dem Ausmaß übernehmen kann."

Interessant finde ich, dass auch hier wieder die Darmflora erwähnt wird und wie wichtig es selbst oder gerade für frische Schlüpflinge zu sein scheint, dass Bakterien und Sporen aufgenommen werden. Siehe auch Kot immer wegräumen oder lieber "vergehen" lassen?

Sehr interessanter Beitrag Hannelore!

Ich selbst habe erst ein einziges Mal erfolgreich ausgebrütet (also in meinem Fall 1 von 1 Mal) und das mit einer Schlupfrate von 100%, 13 von 13 Eiern sind etwas geworden.

Dazu habe ich einen Jäger-Brutapparat verwendet und gewöhnliche Gartenerde (genauer jene genau aus dem Bereich, wo die Eier gelegt wurden). Wasser habe ich in den Brutapparat gefüllt und kein einziges Mal auffüllen müssen.

Wenn die Schildi-Saison bei mir beginnt, berichte ich gerne, ob es alle Schlüpflinge bei mir geschafft haben, sie überwintern fast exakt genauso wie die adulten Tiere, nur mit etwas mehr Besprühen des Substrats.

Im Inkubator gab es bei mir übrigens nie Schimmel oder Pilze oder dergleichen.

Bei der Auswinterung denke ich an Christines Beitrag (weiß nicht mehr wo genau), dass einige Schlüpflinge es nicht schaffen könnten aufgrund von Genetik und Co, ich hoffe, das trifft bei mir nicht zu. :/

LG, Hurri

Hallo
ich finde das Thema sehr Interessant. Also ich habe bis jetzt drei mal Schlüpflinge in Vogelsand ausgebrütet. Die Eier lagen im Sand nicht vergraben. Auch ich nahm eine Brutapperat von Jäger. Im ersten Jahr 2018 schlüpften drei kleine Schildkröten von 9 Eier. Im Jahr 2019 hatte ich mehr als 100% von 12 Eiern schlüpften 13 kleine Schildkröten. Der eine kleine Zwilling starb kurz danach und der zweite starb in der Starre. Im Jahr 2020 hatte ich 28 Eier im Brüter es schlüpften 25 Schildkröten sie haben die erste Starre alle überlebt und sehen ganz gut aus. Ich habe gestern alle in ihr Gehege gebracht. Bei den kleinen mache ich immer in einer Ecke Vogelsand mit viel kleinen Sepiaschalen die von den kleinen sehr gerne gefressen werden. Ich bin der Meinung die großen Sepiaschalen könner sie nicht bearbeiten. Bis jetzt sind die kleinen Schildkröten ganz gut geworden ausser die Zwillinge. Das Bild zeigt die Zwillinge.
LG Petra|addpics|wdc-9-5ccd.jpg|/addpics|

Zitat von patveilchen im Beitrag #3

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Ich bin der Meinung die großen Sepiaschalen könner sie nicht bearbeiten.

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Weitere Zitate:
"Als Geophagie bezeichnet man das Fressen von harten Objekten, die keinerlei Kalorien liefern (z.B. Sand, Erde, Sediment), wobei man letztere auch als Gastrolithen bezeichnet. Ein solches Verhalten ist bei Tieren weltweit verbreitet. Unter den Reptilien wurde Geophagie für Krokodile, Echsen und gelegentlich auch für Schildkröten beschrieben.

In dieser Studie kalkulierten wir das Ausmaß der Geophagie für die Schlüpflinge der Schnappschildkröten (Chelydra serpentina) sowie der Zierschildkröte (Chrysemys picta) unter verschiedenen Inkubationsprotokollen, wobei die Spanne von extrem artifiziell bis seminatürlich reichte.

Zwischen den vielen Experimenten, bei denen die Eier auf dem Substrat inkubierten, zeigten 66 % der Zierschildkrötenschlüpflinge und 58-93 % der Schnappschildkrötenschlüpflinge Geophagie innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Schlupf. Schnappschildkrötenschlüpflinge, die eine Ikubation in simulierten natürlichen Nestern durchlaufen hatten und schlüpften, zeigten zu 85 - 100 % das Fressen von Gastrolithen."

Der Text geht noch weiter.

Die Aufnahme ist echt ganz super toll!!!!
Es ist zu vermuten, dass die Schildkröten, wenn sie im Nest aus dem Ei kommen, ebenfalls von der Erde drumherum fressen oder spätestens wenn sie aus der Erde kommen. Ob die Schildkröten in unseren Brutapparaten denn auch das Vermiculite fressen? Hat das schon jemand beobachtet?

@christine
Was hältst Du davon, wenn Du Herrn Bidmon den Link zu Deinem Video schicken würdest?