Den alten Mauren-Richard halte ich seit letzten Herbst einzeln. In den über 20 Jahren vorher lebte er entweder in der Männchengruppe oder wechselte sich wochenweise mit Hermann im Garten ab. Wenn er bei den Männchen war, war er immer sehr aktiv, viel in Bewegung. Wenn er im Garten war, lag er lange in der Sonne auf der Südseite des Hauses, ging ein paar Schritte zu wachsenden Futterpflanzen oder über Mittag in sein Haus. Er verhielt sich sehr ruhig. Wenn er in den Bereich kam, wo wir rumlaufen, dann war er durchaus sehr aufmerksam und lief uns auch nach.
Hermann ist seit Jahren alleine in seinem Gehege bzw. im Garten. Er ist viel unterwegs, aber mit normaler Geschwindigkeit. Heute Abend allerdings wurde er sehr aktiv, sehr aufmerksam und sehr schnell. Durch eine Unachtsamkeit meinerseits ist ihm ein neunjähriges Weibchen auf der Wiese begegnet. Er ritt auf und gab entsprechende Geräusche von sich. Dadurch wurde ich auf das Weibchen aufmerksam und setzte es ins Weibchengehege. Hermann allerdings hat es überall gesucht, Nase auf der Erde und mit schnellem Lauf.
Ob er wohl besonders lange lebt, wenn er immer (etwa die letzten 25 Jahre) alleine ist? Er hat keinen Stress mit Männchen, keinen Stress mit Weibchen.

Früher wurden viele Schildkröten einzeln gehalten, so auch mein Julchen, ein männlicher Wildfang.

Tja, ob wohl einzeln gehaltene Schildkröten länger leben als solche aus Gruppenhaltung? Sie haben keinen Stress. Sie können sich nicht an Krankheiten anderer Schildkröten anstecken. Sie werden nicht durch andere Schildkröten verletzt. Vielleicht haben sie aber Kummer? Verlangen nach einem Partner? Haben Langeweile?

Tja, das frage ich mich auch immer wieder und hatte auch schon Diskussionen, auch mit der Reptilientierärztin. Ich halte auch ein Maurenmännchen (ca. 25 Jahre alt) einzeln. Es war ca. 2 Jahre in der Auffangstation in einer Männergruppe, hatte schon mal Mykoplasmen (letztes Jahr) . Im August hab ich ihn nochmal testen lassen, da war er negativ.
Zur Paarungszeit ist er ständig unterwegs, läuft hin und her, ansonsten eher ruhig, akzepiert aber keinen Eindringling ( rennt auf Schuhe los und rammt sie)
Es gibt ja die eine Fraktion die meint dass Schildkröten durchaus Gruppentiere sind weil sie auch in freier Wildbahn immer wieder mal zusammentreffen und dann gibts die andere Gruppe, die sagt dass Schildkröten Einzelgänger sind und nur zur Paarung aufeinandertreffen.
Eine freie Wildbahn werden wir in unseren Gärten niemals simulieren können.
Ich gehöre zu denen, die einfach mal behaupten dass Schildkröten Einzeltiere sind, aber wohl so wie (fast) jedes Lebewesen irgendwann mal einen Kontakt von einem Artgenossen braucht, vielleicht auch sogar sucht.
Ach Hannelore, wenn die Viecherl halt sprechen könnten..) Ich wüsste auch zugern, wie und was tun.

Hm, da müßte man mal eine statistisch aussagekräftige Umfrage machen. Auf den Menschen bezogen würde ich sagen, er hatte zwar keinen Streß, aber auch keinen Spaß?

Und einsame, und bewegungsarme Menschen leben nicht wirklich gesünder und länger.

Ob man Menschen und Schildkröten vergleichen kann??
Und es heißt ja nicht dass einzeln gehaltene Schildkröten weniger Bewegung haben, oder?

Man kann Säugetiere und Reptilien miteinander vergleichen, aber es bringt nicht viel.

Wer kennt denn einzeln gehaltene Schildkröten, die z.B. seit den 60er Jahren in irgendeinem Garten leben?

Nein, man kann sie sicher nicht miteinander vergleichen. Wir Menschen denken, intelligent und höherwertig zu sein, woran ich meine Zweifel habe. Und ob und was Schildkröten fühlen und was sie als Stress empfinden,

versuchen wir immer aus menschlicher Sicht zu sehen.

Wenn es in der Schildkrötenwelt ein "Menschenforum" gäbe, in welchem wir lesen könnten, wir würden uns wundern.

die Gattung Homo sapiens ist mit Sicherheit nicht das intelligenteste Tier auf dieser Erde, oder kennt jemand ein Tier, dass bewusst seinen eigenen Lebensraum kaputtmacht?

Also ich hatte ca 40 Jahre ein wunderschönes sehr glatt gewachsenes Marginata- Männchen. Dieses haben mein Vater und ich aus dem Tierschutzhaus geholt. Wahrscheinlich ist es ein Wildfang, der irgendwann in den 70er Jahren nach Österreich gebracht wurde. Anfangs lebte er ruhig und unauffällig in meiner Griechengruppe. Habe nie Paarungen beobachtet. Nach einigen Jahren wurde er zu den anderen Schildkröten (egal ob männlich oder weiblich) total unverträglich. Ich habe ihm dann ein eigenes Gehege gebaut. Soweit ich das beurteilen kann, war er dort glücklich. Als ich 2016 das Griechengehehe umgebaut habe, habe ich ihn einer Freundin geschenkt. Sie hat ihm ein sehr großes Gehege gebaut. Dort lebt „Sir Henry“ (er ist wirklich ein SIR) ruhig und zufrieden. Ich denke, dass er glücklich ist.

Er war in der Gruppe später nicht mehr integrierbar. Hat nur noch gebissen und es gab einige kleinere Verletzungen.

Hallo!
Ich habe im März eine ca 60 Jahre alte weibliche Schildkröte übernommen, die aus ihrer Winterstarre bei Gartenarbeiten geholt wurde. Die neuen Gartenbesitzer konnten die Schildkröte nicht behalten und fragten mich, ob ich zu meinen Kleinen noch eine ausgewachsene dazu nehmen könnte. Nach Rücksprache mit dem Sohn der Gartenvorbesitzerin stellte sich heraus, das das Tier mit ca 10 Jahren in die Familie kam und seit dem, also ca 50 Jahre, alleine in einem Garten lebte ohne jeglichen Technik-Einsatz wie UV Lampe, Wärmestrahler oder Wurmkuren, Kalk oder Tierarztbesuche usw. Sie hatte sich wohl auch immer für ihre Starre selbstständig vergraben. Daher sind ihr auch die Krallen der Vorderbeine bis auf winzige Stummeln abgewetzt. Ansonsten ist sie ein außerordentlich hübsches Tier mit klaren Augen, ebenmäßigen Panzer, saubere Kloake und keine Schnabelbildung am Maul. Ernährt hat sie sich wahrscheinlich vom Komposthaufen incl. Eierschalen. Ich habe ihr ein Außengehege von ca 80 m2 hergerichtet mit allem was sie braucht und die Kleinen (NZ 2016) sind noch in ihrem Frühbeet mit abgetrennten Außengehege. Wenn die Beiden größer sind, dürfen sie mit der Großen zusammen sein. Und da bin ich gespannt, ob sie mit Artgenossen überhaupt noch zusammenleben kann. Aber das hat ja noch ein paar Jahre Zeit.
Lg. Heidrun.

Hallo,

in einer ausgewogenen Gruppe wird die Lebenserwartung nicht schlechter sein. Ein Weibchen mit mehreren Böcken zusammen, dürfte nicht das lange Leben haben.
Zur artgerechten Haltung gehört das Sexualleben dazu. Einzeln gehaltene Schildkröten weisen diesbezüglich schon Verhaltensstörungen auf und brauchen eine Weile um wieder Normal zu werden.

LG Harald

Der Mann meiner Freundin hatte 60 Jahre lang ein Schildkrötenmännchen alleine im Garten. Seine Mutter hatte ihn damals mit noch einer Schildkröte gekauft. Diese war dann aber entweder gestohlen worden oder weggelaufen.
Friedolin war ein munterer aber auch frecher Geselle. Wenn du ihm im Weg gestanden hast, dann har er versucht dir in den Zeh zu beißen. Sie hatten ihm eine Plastikschildkröte in den Garten gestellt an der hat er sich regelmäßig vergangen.
Ich würde sagen, Harald hat schon recht mit seiner Aussage, Verhaltensgestört war er auf jeden Fall.

Er war so weit ich weis auch nie bei einem Tierarzt. Wenn der Winter kam war er nicht mehr zu sehen und im irgendwann im Frühling ist er von selbst wieder aufgetaucht. Leider kam er vor 2 Jahren ums Leben. Er viel in den Gartenteich und ertrank. Wir hätten gerne gewusst wie das passieren konnte, schließlich war der Teich so lange im Garten wie auch Friedolin. Und nie ist was passiert!

LG Pia

Hallo Hannelore!
Interessante Frage, werde ich aber aus eigener Erfahrung wohl nicht mehr beantworten können. Ich kann mir aber vorstellen, dass es eine Vielzahl von Einflussfaktoren gibt, die zusätzlich zur Frage „Einzel- oder Gruppenhaltung“ Einfluss auf das erreichbare Lebensalter nehmen. Dazu müsste es desweiteren repräsentative Datenerhebungen geben, da kann ich mir derzeit aber nicht vorstellen, dass man da an valide Daten käme. Wer hat Zeit für eine Studie von 80 Jahren?
Ich hab mich in dem Zusammenhang aber gefragt, was passiert nach mir? Vererbe ich meine Immobilie an meine Schildkröten? Oder mit Auflage an meine Erben? 60 oder 70 Jahre in die Zukunft planen?
LG
HP

Da ich keine erben habe, habe ich mir tatsächlich auch Gedanken gemacht wie:
- vererbe ich mein Haus mitsamt der Schildkröte z.B. an meinen Reptilientierarzt, an die Auffangstation, einen Schildkrötenliebhaber mit der Auflage, sich gut um die Schildkröte zu kümmern.........schreibe ich ein Testament, was mit der Schildkröte passieren soll..??? So richtig weit bin ich aber noch nicht mit meinen Überlegungen. Ich weiß, für den Notfall sollte vorgesorgt sein. Aber der Mensch ist halt ein faules Tier.)))) Aber Danke für den Anstoss...ich nehme das Thema sofort in Angriff....

Schau mal @Günni

Habt ihr vorgesorgt?