Eure Erfahrungen interessieren mich deshalb, weil ich im Jahre 2000, als in Deutschland die Kennzeichnung mit Chip (ab 500 g-Tiere) zunächst verbindlich wurde, mich mit vielen anderen Haltern dagegen gewehrt habe. Ich habe über eine lokale Zeitung die Schildkrötenhalter im Rhein-Sieg-Kreis dazu eingeladen, in unseren Pfarrsaal zu kommen. Der Saal wurde übervoll. Der Tierarzt Opiela aus Bergisch-Gladbach zeigte einen Chip und ein Lesegerät. Meine Bekannte brachte eine gechipte Schildkröte mit. Die damaligen Chips waren solche für Pferde. Das Größenverhältnis war in etwa so, als bekäme ein Mensch eine Cola-Dose in den Oberarm gepflanzt. Es gab Tierärzte, die narkotisierten dazu das Tier, andere machten es ohne Narkose, was gegen das Tierschutzgesetz verstieß. Ein weiterer Gast und Referent war Michael Daubner von der DGHT. Die DGHT war ebenfalls gegen das Chippen. Man hatte bei der illegalen Einfuhr 1000 große Schildkröten einbehalten und diese testweise gechipt. Wenn ich mich richtig erinnere, hieß es, dass 90 % der Tiere innerhalb des Jahres der Beobachtung verendeten, bei vielen war der Transponder durch den Körper gewandert, bei einigen Tieren hatte er Organe durchtrennt, bei anderen wurde er ausgeschieden, bei weiteren war er nicht mehr zu orten. Das war für die DGHT der Grund, sich gegen eine Transponderpflicht auszusprechen. Zusammen mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und unter Leitung von Frau Dr. Carolin Bender entstand das Projekt "Individualerkennung bei Reptilien" (Es waren nicht nur Schildkröten betroffen.), kurz "Fotodokumentation" genannt. Ich nahm mit 12 NZ 2001 für 5 Jahre an dem Projekt teil.

Fragen an Euch:

1. Hat Deine Schildkröte einen dieser großen, für Pferde hergestellten Chip oder einen kleineren eingepflanzt bekommen?

2. In welchem Jahr wurde er eingepflanzt? Wie schwer war die Schildkröte? Wie schwer ist sie jetzt?

3. Hat es bisher Probleme mit dem Chip gegeben? Ist er gewandert?

4. Ist er noch lesbar? Hast Du ein eigenes Lesegerät?

5. Hast Du das Tier/die Tiere chippen lassen, weil es vorgeschrieben war oder hattest Du andere Gründe? Wenn ja, welche?

Das sind zunächst einmal genug Fragen. Ich werde noch einige Schriftstücke einscannen.

Hallo Hannelore,

zu 1: Kann ich nicht sagen, da ich die Tiere gechipt bekommen habe.
zu 2: Als ich die Tiere bekam waren sie semiadult, ca. 400g
zu 3: keine Probleme
zu 4: Habe sie nur einmal ablesen lassen um sie zuzuordnen. Lesegerät habe ich nicht. Hat der TA gemacht.
zu 5: Waren schon gechipt. Ich würde es nicht machen.

LG Harald

Hallo Hannelore,

ich habe zwei gechipte Weibliche Thb die ich 2012 gekauft habe.
Die Tiere sind angeblich 2002 geschlüpft, die gelben Cites ist bei Beiden am 02.06.2010 in Ljubljana ausgestellt.

Die Fragen kann ich fast genauso wie Harald beantworten.
zu 1: Die Tiere waren schon gechipt, daher weiss ich nicht wie groß der Chip ist.
zu 2: Petra hat 2012 650g gewogen und Paula 750g.
zu 3: Bislang gab es noch keine Probleme.
zu 4: zuletzt wurden sie 2013 bei TA abgelesen, ein Lesegerät habe ich nicht.
zu 5: Ich habe die Tiere so übernommen, ich würde es nicht machen.

Lg Andreas

Hallo,

zu 1: Ich habe Tier chipen lassen und selbst gechipte gekauft. Chip war immer ein Mini Mikrochip (1,4 x 8,5 mm)
zu 2: Hab Tiere gekauft welche bereits mit 80g im Ausland gechipt wurden. Bei uns darf man ja erst ab 500g.
zu 3: Keine Probleme auch nicht gewandert.
zu 4: Habe ein eigenes Lesegerät und lese die Tiere regelmässig ab.
zu 5: Waren schon gechipt. Und die Tiere welche ich chipen lassen habe gingen ins Ausland, das geht bei größeren Tieren nur mit chip.

lg Dennis

Nach etwas weniger als 5 Jahren war das Projekt beendet.

Unveränderliche Merkmale am Schildkrötenpanzer der Jungtiere konnten nachgewiesen werden. Beispiele:


Hier eines meiner Tiere, bei dem man sehen kann, dass die "Kreuzungen" der Bauchschilder recht unterschiedlich ausfallen.


Nun kenne ich nicht auswendig und finde auch nicht den Wortlaut, mit dem die EU-Artenschutzverordnung den umsetzenden Staaten erlaubt, andere Kennzeichnungsmethoden zuzulassen.
Es ist aber so, dass in Deutschland für die Haltung von mediteranen Landschildkröten die Fotodokumentation anerkannt wird. Mit dieser kann der Halter jederzeit nachweisen,
dass die EU-Bescheinigung oder die frühere Cites zu dem dort angegebenen Tier gehört und das Tier deutlich als genau dieses zu erkennen ist.

Als wir uns damals gegen das Chippen gewehrt haben, haben wir verschiedene Gründe angeführt.

Was passiert, wenn der Transponder ausfällt oder nicht mehr da ist, weil er gewandert ist, unauffindbar ist oder nachweislich ausgeschieden wurde?
Wird einem dann illegaler Besitz vorgeworfen? Wird das Tier beschlagnahmt? Muss man Strafe zahlen?
6. Was sagt Ihr, die ein Tier mit Chip halten, dazu oder was sagt Eure Behörde dazu?
Was macht Ihr, wenn sich herausstellt, dass der Chip nicht mehr ablesbar oder nicht zu finden ist?

Wenn man einen Chip einsetzen kann, kann man ihn auch wieder entfernen, z.B. wenn das Tier verstorben ist (-aber auch dem lebenden Tier-).
Man kann ihn dann einem illegal gehaltenen Wildfang einoperieren und damit dieses Tier legalisieren.
7. Glaubt Ihr, dass, wenn Ihr ein Tier mit Chip kauft, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist?

Ein Argument von uns, den Chip-Gegnern, war und ist auch, dass so ein Chip bestimmt keine 60 oder 80 Jahre funktioniert.
Wenn er also nicht mehr lesbar ist, muss er herausoperiert werden, und auch, wenn er nicht mehr zu finden ist,
muss ein neuer Chip einoperiert werden. Der Tierarzt muss prüfen (wie?), dass auch alles mit rechten Dingen zugeht,
dass ihm da nicht ein anderes Tier zur OP hin gesetzt wird. Man sagte, dass nach bisherigen Erfahrungen bei Säugetieren
so ein Chip 12 bis 15 Jahre hält. Wenn das bei Schildkröten auch so ist...........................
Es kann also sein, dass irgendwann der Chip nicht mehr lesbar ist.
Wenn man an die rasant fortschreitende Technik in den letzten 50 Jahren denkt, in einer Zeit, in der kaum noch jemand einen Videorecorder hat,
um Videos abzuspielen, keiner mehr einen PC hat, in den eine Diskette eingelegt werden kann, keiner mehr ein Lochkartenlesegerät hat,
Magnetbänder nicht mehr üblich sind, die Musik nicht mehr auf Tonband aufgenommen oder mit diesem abgespielt wird,
die mechanische und die elektrische Schreibmaschine vom PC ersetzt worden sind, eine 8-Zoll-Floppy kaum noch jemand kennt,
da kann man sich vorstellen, dass die heutigen Chip-Lesegeräte irgendwann kaputt sind und nicht ersetzt werden können,
weil sie niemand mehr herstellt. Auch die Chips sind dann vermutlich andere, nichts ist mehr lesbar.
8. Was haltet Ihr von der Langlebigkeit oder Kurzlebigkeit der Chips und der Lesegeräte?

Aus Sicht des Tierschutzes (Kopie aus der RADIATA 10 (1), 2001:


9. Habt Ihr das gewusst? Könnt Ihr das nachvollziehen?

Viele von Euch haben erst seit einigen Jahren mediterane Landschildkröten und für Euch ist es selbstverständlich,
die Identität Eurer Tiere durch die Fotodokumentation nachzuweisen.
10. Habt Ihr davon gewusst, dass "eigentlich" unsere Schildkröten ab 500 g einen Mikrochiptransponder haben müssen?






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Zitat von Dennis im Beitrag #4

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zu 1: Ich habe Tier chipen lassen und selbst gechipte gekauft. Chip war immer ein Mini Mikrochip (1,4 x 8,5 mm)
zu 2: Hab Tiere gekauft welche bereits mit 80g im Ausland gechipt wurden. Bei uns darf man ja erst ab 500g.

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die Manipulationsüberlegungen kannst du bei allem haben - auch bei Fotodokumentationen...

bezüglich Chip-Größe - es gibt auch welche, die extra klein sind und z.B. bei Kois verwendet werden.
so, wie die chips aufgebaut sind, sehe ich nicht viele Möglichkeiten, dass sie "kaputt" werden. sie arbeiten ja nicht "aktiv". und so groß werden unsere "kröten" ja auch wieder nicht, dass man den Chip nicht wieder findet - notfalls halt mit einem röntgen.
dass ein chip ausgeschieden wird, habe ich noch nie gehört.

Alle Tiere in Zoo´s werden gechipt. Die Hätten die gleichen Probleme und da handelt es sich um seltenere und wertvollere Arten und zum Teil auch kleine Tiere. Das ist so Pflicht und wird anerkannt.
Rausoperieren und Reinoperieren, kriminelle Menschen können alles machen, auch Fotodokumentationen fälschen.
Ich habe die Tiere so rechtmässig erworben und es kommt niemand um den Chip abzulesen.
Bei einem Tier weiss ich selber nicht, ob er funktioniert und einer drinn ist. Das ist das Problem. Kein normaler Mensch hat so ein Lesegerät und kann beim Kauf nachprüfen ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Wenn die Behörden die Papiere so ausstellen, ist das für mich erstmal in Ordnung.
Das kann eh keiner wissen. Wege um Tiere zu legalisieren gibt es viele.
Was ist, wenn es keine Lesegeräte mehr gibt, ist mir egal. Bin ich auch nicht mehr da.
Was ist, wenn die Fotodok weg ist? Verbrannt, Hochwasser oder geklaut !
Das ist die selbe Problematik wie nicht mehr lesbare Chips.
Wo kein Kläger, da kei Richter. Füsse still halten und gut.
Verschwörungstheorien helfen nicht weiter.
LG Harald

Klar ist der Chip bei kleinen Tieren über 80g noch recht groß, aber im Ausland wird zum Teil ab 50g ein Chip gesetzt. Z.B. steht dann auf den Papieren NZ 2015 aber das Tiere ist bereits von 2013 da es sonst das Gewicht nicht hätte.
zu 6. keine Ahnung bisher noch nicht passiert ich denke da wird es wohl Lösungen geben, da auch Schildkröten in Zoos gechipt sind.
zu 7. Kriminelle Machenschaften gibt es überall, wer sagt das die Fotodokumentation immer passt ? Ich habe schon Cites gesehen wo komplett unterschiedliche Fotos drauf waren und das vorige Amt alles schön gestempelt und abgesegnet hat.
zu 8. die Lesegeräte werden wohl sicher noch in der Zukunft hergestellt, chipen ist ja auf der ganzen Welt bei allen unterschiedlichen Tierarten verbreitet.
Mein Lesegerät habe ich nun auch schon 8 Jahre, man braucht es ja so gut wie nie, hatte mir das auch nur zugelegt da ich Tiere mit Chips gekauft habe und auf Nummer sicher gehen wollte, dass die wirklich auch gechipt sind.
zu 9. Meine Tiere bekommen den Chip immer ohne Narkose gesetzt, bis jetzt haben alle Tiere danach immer direkt angefangen zu fressen, also denke ich das der Schmerz sich in Grenzen gehalten hat.
zu 10. ja deshalb gibt es ja die Fotodokumentation welche das chipen in Deutschland ersetzen kann. Steht aj auch alles immer im Anhang der Bescheinigung dabei.

Es gab schon Tiere die den Chip verloren haben, da die Einstichstelle nicht vernäht undkontrolliert wurde, das ist aber sehr seh selten der Fall. Ich werde nächste Woche auch 7 Tiere chipen lassen, da diese in ein anderes Land gehen.
lg Dennis

Hallo Dennis,
hast Du in meinem Beitrag Nr. 5 die Kopien aus der Radiata bezüglich des Tierschutzes gelesen?
Kannst Du da einfach so drüber hinweg gehen?

Hallo Hannelore habs erst später gesehen und meinen Beitrag deshalb gerade überarbeitet :)

@Hannelore der bericht aus "radiata" ist 16 jahre alt. gibt es da vielleicht schon eine aktuellere fassung? -zwischenzeitlich gibt es schon wirklich kleine chips und einen tierarzt mit inhalationsnarkosegerät findet man bei den reptilien-spezialisten vermutlich auch schnell, da es ja nicht nur für SKs die sinnvollste methode zu sein scheint.

für mich wäre ein tier mit chip im falle des "abhandenkommens" leichter wiederauffind- und identifizierbar, als eines mit fotodokumentation. denn wird das tier in eine auffangstation gebracht und der chip dort ausgelesen, ist gleich klar, wem es gehört.
und auch ausgesetzte tiere könnten, wären sie gechipt, leichter ihrem ehem. besitzer zuzuordnen...

ich kenne ja das chips-thema nur von säugetieren (hunde, katzen) und da sind sie schon genial - und waren bei allen meinen tieren bis dato unproblematisch.

Ich hab grad mal nach der Inhalationsnarkose bei Schildkröten geguckt.

Tierklinik Mühlhausen
Zitat:
Da Reptilien nur eine sehr niedrige Atemfrequenz und auch Atempausen haben können, gestaltet sich die Einschlafphase bei einer reinen Inhalationsnarkose oft sehr schwierig.

Ist also nicht sooooooooo einfach mit der Inhalationsnarkose bei unseren Schildkröten.

Nachtrag: Auch lesenswert finde ich Narkose bei Reptilien

https://www.bna-ev.de/download/BNA_Pressemitteilung_Minitransponder.pdf

Her noch was aktuelles wegen den Chips