Vermutlich gibt es den Picornavirus (auch Virus X genannt) schon seit langer Zeit. Seit 2014 wurde er jedoch als Picornavirus erkannt bzw. beschrieben. Noch ist er nicht ausreichend erforscht und man weiß nicht, woher er ursprünglich stammt. Bisher wurden noch keine aussagekräftigen Feldstudien in den entsprechenden Schildkrötenhabitaten durchgeführt. Man weiß jedoch, dass auch Wildtiere in ihren Habitaten daran erkranken.
Er befällt alle europäischen Schildkrötenarten, sowie einige afrikanische, z.B. Mauren, Pyxis, Sulcatas, aber auch Köhlerschildkröten. In freier Wildbahn scheint er wenig Probleme zu bereiten. Möglicherweise deshalb, weil Jungtiere sehr schnell daran eingehen, bzw. von Prädatoren gefressen werden.
Der Virus verbreitet sich durch Tröpfcheninfektion, Austausch von Körperflüssigkeiten und kann vermutlich auch durch Insekten (Mücken) sowie durch infizierte Weibchen über die Eischale an die Schlüpflinge weitergegeben werden. Die Infektion tritt auf, wenn das Immunsystem geschwächt ist - sei es durch Stress oder andere Infektionen. Gesunde und vitale Tiere erkranken normalerweise nicht.
Bei jungen Schildkröten tritt er meistens in den ersten 6 - 10 Lebenswochen auf, wenn sich das Panzergerüst festigt. Die befallenen Schlüpflinge bauen ihr gesamtes Knochenmaterial nicht auf, sondern ab. Das äußert sich durch eine gummiartige Panzererweichung. Diese ist vergleichbar mit der Panzererweichung durch falsche Ernährung und mangelnde UV-Bestrahlung und wird daher oft falsch interpretiert. Eine zusätzliche Kalziumbehandlung ist zwecklos, da die Nieren stark geschädigt sind. Kalzium kann im Knochen nicht eingelagert werden. Eine Heilung ist für erkrankte Jungtiere nicht möglich. Die Erkrankung ist für Jungtiere sehr schmerzhaft und endet tödlich. Daher ist zu überdenken, ob man erkrankte Jungtiere nicht besser "einschläfern" lassen sollte. Das kann jedoch nur ein Tierarzt entscheiden.
Bei adulten Tieren ist der Krankheitsverlauf ähnlich einer Erkältung (Nasenausfluss, Atemgeräusche). Bei immunstarken adulten Tieren ist die Erkrankung meisten gut heilbar. Sie bleiben jedoch lebenslang latente Virenträger und können den Virus weiter geben.
Die Viren überleben sehr lange auch ohne Wirt.
Eine wirklich lange Quarantäne ist bei jedem Neuzugang dringend zu empfehlen. (Acht Wochen sind auf jeden Fall zu kurz!)
Auf Menschen und andere Säugetiere ist der Virus nicht übertragbar. Bisher wurde er bei einer Boa Constrictor und einer Echsenart festgestellt. Ob er auch bei Vögeln vorkommt wurde bisher noch nicht untersucht.
Bei Wasserschildkröten wurde bisher noch keine Infektion festgestellt.