Bedeutung des pH-Wertes
Auf fast jedem Gartenboden kann man meiner Meinung nach Wiesenkräuter anpflanzen. Sinnvoll ist es jedoch, den Boden erst einmal auf seinen pH-Wert hin zu testen. Der pH-Wert wird als der negative Zehnerlogarithmus des Zahlenwertes der in mol/l ausgedrückten Oxoniumionen-Konzentration definiert und ist somit ein Maß für den Säurecharakter. Die Messung des pH-Werts erfolgt über eine pH-Elektrode. Dazu wird die Erde mehrere Stunden in destilliertes Wasser eingerührt. Da die wenigsten Schildkrötenhalter ein pH-Messgerät besitzen, kann man die LUFA (Landwirtschaftliche Forschungsanstalten) oder größere Gärtnereien beauftragen, den Boden zu testen. Es gibt auch einfache Teststäbchen zum Bestimmen des pH Wertes in jedem größeren Gartenmarkt.
Liegt der pH-Wert unter 5,5 (sauer), sollte man im Herbst kräftig mit Biokalk (Calciumcarbonat) „düngen“. Über den Winter kann der Kalk dann in den Boden einziehen und so den pH-Wert etwas verbessern.
In mitteleuropäischen Böden, deren pH-Werte im allgemeinen zwischen etwa 3,0 und 8,0 (gemessen in wässriger Suspension) liegen, hat die H+-Ionen-Konzentration kaum direkten Einfluss auf die höheren Pflanzen. Da sie aber viele chemische und biologische Prozesse im Boden beeinflusst, steht sie in engem Zusammenhang mit der Verfügbarkeit vieler Nährstoffe und mit der Bodenstruktur. Die Verfügbarkeit der einzelnen Nährelemente ist also vom pH-Wert abhängig. Eine sehr große Bedeutung hat der pH-Wert des Bodens für den Stickstoffhaushalt: Eine saure Bodenreaktion ist in der Regel mit weitem C/N-Verhältnis des Humus und dem Überwiegen von NH4-Stickstoff im Mineralstickstoff-Angebot verbunden. Daher ist trotz der Komplexität der Beziehungen zwischen Bodenreaktion und Vegetation die Bindung vieler Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften an bestimmte pH-Bereiche - zumindest innerhalb ein und desselben Klimabereichs - recht eng.
Die meisten Wiesenkräuter sind bei einem pH-Wert zwischen 5,5 und 7,0 in der Lage, genügend Nährstoffe aus dem Boden zu ziehen. Liegt der pH-Wert niedriger oder höher, kommt es zu Wachstumsschwierigkeiten. Eine Ausnahme bilden die Moorbeetpflanzen, die nur auf torfhaltigem Boden wachsen und keinen Kalk mögen. Der pH-Wert liegt dort unter 4. In sauren Böden können z.B. einerseits P-, Mg- und Ca-Mangel, andererseits aber toxische Konzentrationen von Al und Mn auftreten. Die Moorpflanzen sind jedoch als Futter für unsere Schildkröten nicht geeignet. Auch die wenigen Pflanzen, die Böden mit einem pH-Wert von unter 6,5 lieben, aber nicht mehr zu den Moorbeetpflanzen gezählt werden, sind für unsere Schildkröten ungeeignet, wie beispielsweise Sauerampfer, Sauerklee, Hundskamille oder Hasenklee (typische Anzeiger für saure Böden). Die meisten Wiesenkräuter brauchen jedoch Kalk zum Wachsen und Blühen.
Alkalischen Boden zeigen Acker-Stiefmütterchen, Ackersenf, Kriechendes Fingerkraut, Luzerne, Esparsette, Acker-Hohlzahn, Wiesensalbei und Wiesenstorchschnabel an.
Ohne Nährstoffe, keine Pflanzen
Es wird in den Medien immer wieder geschrieben, man solle bloß keinen gedüngten Gartenboden verwenden. Obwohl Kunstdünger nicht in ein Schildkrötenfreigehege gehört, können Pflanzen jedoch ganz ohne Dünger nicht wachsen! Luft und Wasser sorgen für die mengenmäßig wichtigsten chemischen Elemente, die die Pflanzen zum Wachstum brauchen. Aus der Luft werden Kohlendioxyd CO2 und Sauerstoff O2 entnommen und die Wurzel saugen das Wasser H2O auf.
Durch die Sonnenstrahlung kann dann die Photosynthese stattfinden: In den Chloroplasten der Laubblätter werden mit Hilfe der Lichtenergie Wasser und Kohlendioxyd auf gespalten und aus den Bestandteilen Kohlenhydrate gebildet. Diese sind chemische Energiespeicher und die bekannteste Form ist der Zucker und die Stärke.
Die anderen Elemente, die die Pflanze zum Wachstum braucht, sind in der Natur im Boden vorhanden und können über die Wurzeln aufgenommen werden. Das heißt, es wachsen auf jedem Boden nur die Pflanzen, die mit den vorhandenen Bedingungen zurecht kommen.
Jeder normale Gartenboden enthält also Humus in den obersten Schichten. Dieser Humus reicht als Dünger aus, um den Pflanzen die nötigen Nährstoffe zu geben.
Stickstoff (N)
Er ist verantwortlich für das Wachstum der Blätter und Blüten. Je besser die Stickstoffversorgung, desto dunkler ist die Laubfärbung. Auch für den Aufbau des Blattgrüns und die Bildung von Aminosäuren (Eiweiße) und Vitaminen ist Stickstoff notwendig.
Der Boden enthält dieses Element meist in organisch gebundener Form, z.B. durch die Zersetzung abgestorbener Pflanzenteile. Durch sie wird auf natürlichem Weg Stickstoff in Form von Ammoniumverbindungen frei. Bodenbakterien können diese dann in pflanzenverfügbares Nitrat umwandeln. Ebenso können einige Pflanzenarten z.B. die Schmetterlingsblütler, den Luftstickstoff mit Hilfe ihrer Knöllchenbakterien verfügbar machen.
Ist viel N im Boden vorhanden, setzt die Pflanze das in vermehrtem Blattwuchs um. Bei Mangel kümmert die Pflanze (Miniwuchs) und ihre Blätter werden hell, es bilden sich auch wenig Samen aus.
Wird der Boden mit N überdüngt, werden die Pflanzen anfällig und ihre Zellen sind aufgedunsen und wässrig (Treibhaussalate mit künstliche N-Zufuhr). Es können sich Stickstoffsalze in den Zellen einlagern.
Untersucht man Pflanzen chemisch auf ihren N-Gehalt/bezogen auf das Trockengewicht wird man feststellen, dass er im Frühjahr am höchsten ist und im Laufe des weiteren Jahres stetig abnimmt.
Kalium (K)
Kalium ist nach Stickstoff, Wasser-, Kohlen- und Sauerstoff das am stärksten vertretene Element. Es dient der Festigkeit der Zellwände, sowie der Widerstandfähigkeit gegen Pilzerkrankungen.
Phosphor (P)
Phosphor benötigt die Pflanze in geringeren Mengen als Stickstoff und Kalium. Es ist aber sehr wichtig, weil es wesentlich am Pflanzenstoffwechsel beteiligt ist. Es wird zur Blütenbildung benötigt und fördert die Reife von Samen und Früchten und ist ein Bestandteil der Enzyme.
Magnesium (Mg)
Dieses Element ist ein wichtiger Bestandteil des Chlorophylls. Bei Fehlen vergilben die Blätter und die Anfälligkeit für Schädlinge steigt.
Calcium (Ca)
Calcium trägt zur Stabilität der Zellwände bei und spielt eine wichtige Rolle für die Lagerfähigkeit von Früchten. Seine wichtigste Funktion aber erfüllt Calcium nicht in der Pflanze, sondern im Boden. Es begünstigt eine krümelige Struktur und beeinflusst entscheidend den pH-Wert, der wiederum für die Aufnahme der Nährelemente zuständig ist.
Schwefel (S)
Beim Fehlen von Schwefel vergilben die jungen Blätter. Allerdings gibt es in den heutigen Böden genug Schwefel, schon alleine durch den sauren Regen und die Abgase.
Schwefel ist ein wichtiger Bestandteil von Aminosäuren in den Pflanzen.
Silicium (Si)
Silicium ist wichtig für den Wasserhaushalt und die Stabilität der Zellwände. Es ist in den meisten Böden ausreichend vorhanden.
Spurenelemente
(Alle Spurenelemente werden üblicherwiese in Mikrogramm angegeben.)
Eisen (Fe),Mangan (Mn), Chlor (Cl), Bor (B), Molybdän (Mo), Zink (Zn) und Kupfer (Cu)
werden nur in geringen Mengen von den Pflanzen benötigt, sind aber für den Stoffwechsel unersetzlich, wie alle anderen Elemente.
Anmerkung: Mineralstoffe, die man beispielsweise in Anzuchtserde verwendet, sind keine künstlichen Stoffe, es sind Naturstoffe. Es handelt sich dabei um Ca, Mg, Na, K, sowie Spurenelemente. Selbst in Kokosfasersubstrat sind diese Stoffe enthalten, dazu aber noch mehr N und P, sowie viele verschiedene organische Stoffe.
Nährstoffüberschuss
Nicht nur Nährstoffmangel, sondern auch Nährstoffüberschuss kann sich bei den Pflanzen durch verringerte Widerstandskraft bemerkbar machen.
Der Stickstoff ist das beste Beispiel: Ein Überangebot sorgt für unharmonisches Wachstum der Zellen, sie werden innerhalb ihrer dünnen Wand mit Wasser aufgeschwemmt und somit ein ideales Angriffsziel für Pilzhyphen oder Schadinsekten, um so mehr, als die überschüssigen Nährstoffe in der Zelllösung wie Zucker wirken.
Bei den anderen Elementen sind die Auswirkungen nicht so stark ausgeprägt, aber doch erkennbar. Häufig wird der Schaden indirekt durch Verdrängung eines anderen Nährstoffes verursacht, der zwar ähnlich ist, aber andere Funktionen ausübt, so dass sich der Überschuss des einen Elementes als Mangel eines anderen äußerst.
Zusammenfassung: Die Pflanzen besitzen die Fähigkeit Nährstoffe nach Bedarf zu wählen und aufzunehmen. Ist aber ein Überangebot vorhanden, wird diese Fähigkeit außer Kraft gesetzt und die eigene Wahl der Pflanze wird ersetzt durch die chemische Gesetzmäßigkeit das aufzunehmen, was in höchster Konzentration in der Bodenlösung vorhanden ist.
Bei Naturböden herrscht ein Gleichgewichtszustand, der zwar nach Bodenart eine andere Nährstoffzusammensetzung enthält, aber für die darauf wachsenden Pflanzen in ausreichender Menge und niemals im Überschuss vorhanden ist.
Bei kultivierten Böden ist der Gleichgewichtszustand oft gestört, einmal durch den Entzug der organischen Substand durch Ernten und zum anderen durch oft unkontrolliertem Einbringen von Nährstoffen, meist Gülle, auf diese Böden.