Hallo liebes Forum,

vorletztes Wochenende habe ich das Frühbeet für die Winterstarre meiner Thbs vorbereitet. Floragard, das ich noch übrig hatte unter die Erde geharkt und Pflanzen abgeschnitten.
Mein Mann und mein Sohn mussten in dieser Zeit, auf meine 5 Sk aufpassen, wir haben sie aus Sicherheitsgründen auf den Rasen gesetzt.
Beide waren mit der Aufsicht sehr beschäftigt, denn alle sind in eine andere Richtung davon marschiert. Sie haben zwar immer mal wieder was gefressen, hauptsächlich sind sie aber gelaufen.

Mein Mann meinte nur: " Schau mal wie die rennen und du sperrst sie immer in ihrem Gefängnis ein". (Im Moment 1,30 x 1,00 Meter FB und identisch großes Freigehege)
Geschätzt sind sie in dieser knappen Stunde so viel gelaufen, wie sie sich sonst in zwei Tagen bewegen.

Den Sommer über habe ich mir immer wieder etwas Sorgen gemacht. Keine rennt, keine klettert besonders viel, sie dösen, fressen, saufen und sonnen sich.
Ich habe also eine richtig langweilige Bande. sehr liebevoll gemeint!!

Da man ja seinem Ehepartner erst mal widersprechen muss, habe ich nur geantwortet: "Die haben jetzt Stress".

Jetzt stelle ich mir aber tatsächlich die Frage, ist viel Aktivität ein Anzeichen für Stress oder hat mein Mann recht?
Sie sind Jahrgang 2014 und 2015, also noch lange nicht geschlechtsreif und Paarungsstress entfällt natürlich in ihrem kleinen Gehege.

Macht mehr Freiheit glücklich oder ist was kleines überschaubares besser? Gibt es eindeutige Anzeichen, wenn sie mehr Platz brauchen?
Bietet kleinerer, begrenzter Raum mehr Sicherheit oder blühen sie bei mehr Platz erst so richtig auf?
Ist die Strukturierung entscheidend?

Was meint ihr?

LG
Petra

Da ich den Text schon gestern Abend angefangen habe und sich das Thema etwas mit Christines überschneidet, noch kurz.
Unser Hund ist bei 800 qm Garten auch immer ausgebüchst und wenn ich von Christines und Ullis Schildkröten lese, denke ich mir,
ob Tiere, wenn sie auf den Geschmack des großen Geheges/Garten gekommen sind, immer mehr wollen?

Liebe Petra,

Man kann nicht alles über einen Daumen peilen. D.h. es gibt nicht nur eine Antwort.

Ich bin schon für größere Gehege, wenn es möglich ist. Die Formel 20 m² plus für jede weiter 10m² sehe ich schon als Mindestmaße an. Bei Erwachsenen. Bei den Kleinen muss das Gehege mitwachsen.

Aber ich kenn auch anderes: Schildkröten (nicht alle) gewöhnen sich auch an kleinere Ausmaße, wie meine Veccia, die vor mir auf einem kleinen Balkon gelebt hat. Die ist jetzt mit größerem Platz voll zufrieden.

Bei Herkules war das auch der Fall: Aber jetzt ist er Größeres gewöhnt und macht Rabatz, wenn die Paarungszeit kommt.

Meine Kleo (adult, THB) versucht periodisch auszubrechen, und zwei ihrer Kinder (semiadult) auch. Es ist ganz merkwürdig. Tagelang sind sie ruhig - und plötzlich wollen sie raus. Kleo lass ich dann meist in den großen Garten, wenn es geht. Im Sommer ist das fast durchgehend der Fall. Da ist sie am liebsten.

Die anderen sind völlig ruhig. Das Hauptgehege hat 150 m² für sechs - das ist ihnen genug.

Wenn du sie beobachtest, merkst du ob sie Stress haben. Nicht-Aktivität ist im Sommer normal. Ist es zu heiß, ruhen sie - ist es zu kalt, ruhen sie, geht der Wind ruhen sie, ab September ruhen sie, und 5 Monate sind sie überhaupt weg. Kein Wunder, dass sie so alt werden.

LG Herbert

Hi liebe Petra!

Auf dem Rasen gibt es ja keine Versteckmöglichkeit, da wollen sie zum Rand flüchten. Da hattest du also Recht. Wenn sie sich im Gehege ruhig verhalten haben, haben sie sich wohlgefühlt. Aber wenn die Tiere älter werden, trennen sie sich, dann laufen sie solange, bis sie nicht mehr weiter können, oder wollen. Und da kommen wir ins Spiel, versuchen, in deren kleine Köpfchen zu schauen und alles so zu gestalten, wie sie es eventuell gern haben wollen könnten... ... und auf mehr Fläche kann man mehr gestalten, und mehr Artgenossen außer Sicht- und Riechweite gehen. Ich finde schöne große Steine gut, Äste, ein paar Hügel, Strukturpflanzen, viele Schlängelwege, unterschiedlichen Bodengrund.

Im Zweifel kannst du ja auf Vorrat vergrößern und ansäen, und wenn du Stressverhalten merkst, öffnest du es für sie. Oder anderweitig zwischennutzen. Wenn dein Mann das schon angedacht hat... (ohjee, der arme... dann spendierst ihm einen Wellness-Tag)

LG Bibi

Guten Morgen! Ich denke, dass es für uns leichter ist die Tiere zu kontrollieren, wenn das Gehege kleiner ist. Allerdings bin ich überzeugt, dass es ihnen in einem größeres Gehege von ihrer Natur her besser geht. Sie können ihre Neugier und Lauffreude besser aussleben. Sie können sich besser verstecken, klettern und können sich Lieblingsplätze in reichlichem Ausmaß aussuchen.

Zum Ausbruch von Oscar: Jahrelang hatte ich ja keine Probleme mit der Gehegeumrandung oder Ausbruchsversuchen. Ich habe ja dann mit der Erweiterung des Geheges begonnen und dort ist er mir das erste Mal abgehauen. Da hat leider die Erde nachgegeben und es ist ein Loch entstanden, das er zur Flucht genützt hat. Ich habe das dann natürlich gleich korrigiert. Als ihn die Nachbarin wieder gebracht hat und er dann im Gehege unterwegs war, ist mir allerdings schon aufgefallen, dass er immer in der Nähe dieser Ausbruchsstelle war und dort herumgesucht hat. Und tatsächlich hat er ja dann 3 Meter entfernt, so lange diesen Plastikzaun bearbeitet bis er nachgegeben hat und er rausklettern konnte. Vielleicht war es doch die große Freiheit die ihn wieder gelockt hat...

Im Führjahr und im Herbst bin ich froh das ich mein Gehege abtrennen kann damit die abendliche Suche nicht bis zur Dunkelheit dauert .Sobalt es die Jahreszeit zulässt ist ein großes Gehege natürlich toll für die Tiere.Sie können sich ihre eigenen Schlafplätze suchen , sich verstecken und sonnen wo sie wollen. Da sage ich auch um so größer um so besser. Ich finde es allerdings auch sehr schön wenn ich im Sommer sie im Gehege auch mal sehe und nicht erst stundenlang suchen muss. Versteht mich nicht falsch.Genau so wie die Tiere ihr Gehege genießen sollen, möchte ich, ja die Tiere auch beobachten können.
LG Anja

Hallo,

nicht dass ich falsch verstanden werde...Ich bin auch für ein größeres Gehege.

@BibiundOli Hallo Bibi, meine Sk hätten schon ein größeres, bezugsfertiges Freigehege. Da hat mein Mann auch viel Arbeit reingesteckt.
Deshalb ist er glaube ich, auch ein bisschen stinkig, dass ich sie noch nicht raus lasse.

Hin und wieder setze ich sie einzeln ins große Freigehege. Sofort sind sie viel lebhafter und aktiver. Deshalb wollte ich auch ab nächstes Frühjahr
das Gehege erweitern. Nach ihren "Ausflügen" habe ich aber immer mehr das Gefühl, sie sind froh, wieder in ihrem gewohnten, kleinen Bereich zu sein.

Zielgerichtet laufen sie eben nur, wenn sie ins Freigehege oder Frühbeet wollen. Ansonsten wird gemütlich geweidet und gedöst und sie haben natürlich im
Moment noch genug Platz, um sich aus dem Weg zu gehen.

Ganz unabhängig von meinen Sk habe ich mir eben aber die Frage gestellt, welches Verhalten ist denn das "normale". Wie verhalten sie sich in ihren Habitaten,
was machen sie, wenn sie nicht auf Partnersuche sind oder anderen Schildkröten aus dem Weg gehen müssen.
Wie Herbert schreibt, ist es wahrscheinlich auch sehr individuell, die einen mögen es, wenn möglich, gemütlich und andere Sk sind neugieriger und ständig auf Achse.

LG
Petra

Ich glaub, Petra, dass sich Männchen und Weibchen jeweils etwas anders verhalten. Im Normalfall sind Männchen viel aktiver.

So ein Schildkrötentag im Sommer, Herki (Herkules) im Garten: Taucht relativ früh auf, wärmt sich auf. Ist keine Paarungszeit, frisst er einmal ruhig und ausgiebig, spaziert dann einmal rum, knabbert noch da ein Blättchen und dort und verzieht am späten Vormittag. Da sitzt er dann sehr lange, so fünf Stunden und kommt erst ab vier, meistens im Hochsommer noch später heraus, frisst wieder, besucht eventuell noch einen anderen Gartenteil und sonnt sich vielleicht noch in der Abendsonne.

Ist Paarungszeit, frisst er kaum, rennt auf und ab, hält im ganzen Garten Ausschau. Wenn er Glück gehabt hat, ist er schlagartig ruhig, ruht sich dann einige Stunden unter einem Strauch oder im hohen Gras aus, frisst dann und geht wieder auf Erkundung.

Damen sind ruhiger: Ida kommt erst spät aus dem Versteck, Kleo früh, dann Weidegang, gemütliche Spaziergänge, wie Herki schlafen sie über Mittag - je nach Temperatur bis in den späten Nachmittag. Dannach wieder bissel Aktivität. Und dann ab ins Versteck.

Ist es richtig heiß, bleiben sie im Versteck und zeigen sich oft Tage nicht. Bei einer Extremhitze war Herki einmal 14 Tage nicht zu sehen. Ich machte mir schon Sorgen, dann war er plötzlich wieder da.

Die Jungtiere sind in der Regel länger aktiv als Adulte.

LG Herbert

Hallo liebe Petra,

achsooo, na dann ist er ja aus dem Schneider

Ja, dann öffne es doch im nächsten Frühjahr. Wenns ihnen noch zu unheimlich sein sollte, gehen sie nicht weit. Vielleicht kannst du es peu à peu immer ein wenig mehr öffnen, dann verlaufen sie sich nicht.

Generell finde ich das gemütlich-bedächtige Verhalten, das du beschrieben hast, ein gutes Zeichen. Du merkst es schon, wenn ihr Verhalten sagt: "Ich will hier was verändern, und zwar..."

LG und einen schönen Abend!

Habe gerade in deine Galerie geschaut, wunderschön!

Ja, ist er wirklich. Für dieses Jahr. Nächstes Jahr möchte ich vorsichtshalber nochmal eine Reihe aufmauern.

Wie verhält sich denn dein Oli? Wenn ich es richtig "verfolgt" habe, ist er ja ein Männchen, ohne Weibchen oder Artgenossen in der Nähe?
Ich finde es einfach immer spannend von anderen Schildkröten zu lesen...

LG
Petra

Danke

Ja du hast recht, ein Männchen. Morgens wärmt er sich erstmal auf, sagen wir mal bis 10 Uhr. Danach draußen schauen, was denn heute so wächst. Dann irgendwo hinsetzen und ein kleines Mittagspäuschen einlegen, im Frühjahr gerne in der Sonne, im Sommer unter Gewächsen jeglicher Art (bemerkenswerterweise niemals im Vollschatten, auch nicht in der Hitze, eher gräbt er sich halb ein). Dann noch ein, zwei Runden spazieren und hier und da mal ein Häppchen nehmen. Wenn er schön aufgewärmt ist, klettert er sehr gern, damit er keine Umwege gehen muss, oder um an die eine, bestimmte, wahnsinnig leckere Pflanze ranzukommen. Im Frühjahr/Herbst: Heimkehr zum Frühbeet ca. 15/16 Uhr, Im Sommer später oder gar nicht. Dann gräbt er sich direkt neben dem Frühbeet (nordseitig) ein.
Ich hatte das Gehege notgedrungen mal sehr klein, 5qm, da war er sehr aktiv, lief am Rand und kreuz und quer und fraß weniger. Dieses ich sag mal "Weglaufverhalten" hatte er auch, als ich ihn als kleine Kröte, kurz nach Erwerb, wohlmeinend auf die Wiese gesetzt hab. Er lief schnurstracks zum nächsten Blumenbeet.

LG Bibi

P.S.: [quote] Ich finde es einfach immer spannend von anderen Schildkröten zu lesen... /[quote] Finde ich auch! Gruppendynamik hab ich ja nich...