Hallo, heute Nachmittag hat es furchtbar gewittert. Nach dem Gewitter schaute ich einmal nach den Kleinen im Gehege, ob alles in Ordnung ist.

Die Jahrgänge 2014 und 2015 sind sich so gut wie selbst überlassen, im Wesentlichen beschränkt sich meine Tätigkeit auf Wasserschälchen füllen und ab und zu drüber gießen.

Also ich kam zum Gehege der 2014-er, fand von 5 Schildkröten nur drei im Frühbeet an. Die andern zwei waren pitschnass im Freien. Und als ich sie so anschaute, glaubte ich zu träumen: das sind plötzlich riesengroße Trümmer. Wie bitte geht das???, fragte ich mich.

Ich setzte sie auf die Waage: Secundum hatte 120 gr, Tertium hatte 122 gr. Ich verglich das mit den Aufzeichnungen. Vor ziemlich genau einem Monat hatte Secundum 90 gr., Tertium 86 gr. In 32 Tagen hat Secundum 30 gr zugenommen (also um ein Drittel seines Ausgangsgewichts!!!), Tertium gar 36 gr!

Es handelt sich um Ibera - und die Mutter ist die große schöne Ida.

Ich bin perplex! Sicher werde ich Prügel von Euch bekommen. Ischwöre! Hab keine Erdbeeren zugefüttert (was ich manchmal im Hochsommer alle 14 Tage mal tue), weil sie noch nicht reif waren. Nur was im Gehege wächst: Löwenzahn, Fingerkraut, Klee, Grumolo, Wegwarte, Wegerich, Gänsedistel und sonst noch einiges Undefinierte.... Und Sepia.

Ich werde sie morgen oder übermorgen fotografieren und die Bilder reinstellen, damit ihr sehen könnt, ob sich eine Höckerbildung abzeichnet. Für meine 2014-er ist es nämlich das verflixte 3. Jahr, in dem die Höckerbildung meist auftaucht.

Es sind das die Zwergerl, die aus lauter Übermut von einem 23 cm hohen Mäuerchen in den Abgrund springen, weil sie zu faul sind, den längeren Weg zurück zu gehen. Kleine aufgeweckte, übermütige Racker!

Habt Ihr schon einmal solche Wachstumserfahrungen gemacht?

Liebe Grüße!

Herbert

Hallo, das beruhigt mich auch. Mein Nachwuchs vom Spätherbst 2015 hat das Gewicht auch schon verdoppelt! Und sie bekommt auch nur Wildkräuter, keinerlei Schleckerli oder Ähnliches!

lg

Maya

Hallo Herbert,
ich beobachte dieses Frühjahr auch einen enormen Gewichtszuwachs bei meinen Semiadulten. Sie haben seit Starreende 20% an Gewicht zugelegt. Da war ich echt geschockt und zweifelte schon an meinen Haltungsbedingungen. Aber ich füttere nicht zu, sie suchen sich ihr Futter selbst und dann ist das eben so. Ich denke, das relativiert sich den Sommer über.

LG

Dani

Ich konnte bis jetzt bei meinen Kleinen Sarden das selbe beobachten....gottseidank scheint das so in Ordnung zu sein :)

Hallo Herbert,

das hatte ich vor 2 Jahren (da waren meine 2jährig) auch so ! Plötzlich hab ich sie zum Teil gar nicht wiedererkannt, weil der zweitkleinste plötzlich der Größte war.
Aber schau dies Jahr mal in die Natur: Riesen-Löwenzahn. 50 cm langer Spitzwegerich, handtellergroßer Breitwegerich und um Taubnesseln zu pflücken, muß ich mich gar nicht mehr bücken (gut-bin auch nur 1,60m ....)
Jedenfalls, wächst in dieser feuchtwarmen Luft jetzt sowieso alles extrem dies Jahr.
Du weißt doch: nächstes Jahr wachsen sie auch noch mal einen Riesensprung und dann wird es langsamer.

LG Gundi

bei mir sicht es bei den "2015ern" ähnlich aus. Die haben Ihr Gewicht seit Ende der Starre teilweise verdoppelt , oder liegen knapp drunter. (Gestern habe ich erst gewogen)
Die Fressen im Moment auch alles was nicht Niet- und Nagelfest ist. Sie laufen auch bei einem warmen Regenschauer draussen rum. Sie sind quitschfiedel und solange es draussen keine 10 Grad sind, scheint sie das alles nicht zu stören. In dem kleinen Freigehge kann gar nichts so schnell wachsen, wie es aufgemümmelt wird. Ich muss also zufüttern. Alles in "Minischildkröten-Erreichbarkeit" ist razekal abgenagt.

Vielleicht erinnerst sich der eine oder andere an meine schön rund gewachsene Morla. Die habe ich 2012 im alter von 2 Jahren mit genau 200Gramm bekommen. Inzwischen hat sie gut über 900 Gramm auf der Waage. Keine Höcker, keine anderen Auffälligkeiten. In Ihrem ganzen Leben gab es nicht eine Erdbeere oder anderes ausser Wildkräutern.

Was soll ich dagegen tun? Ist eben so.

Ich denke ich halte meine Tierchen ähnlich wie Herbert....also Eingriff nur zum Wasserwechsel, Gehege kultivieren (Gras und anderes wucherndes entfernen) und 1 x im Monat geht es auf die Waage. Naja....ab und zu gibt es auch mal mitgebrachtes Futter vom Hundespaziergang um die Resorcen im Gehege etwas zu schonen.

LG

Frank

Hallo,

das Thema war vor 10Jahren in den Foren aktuell und man kam im allgemeinen zu dem Schluß das unsere Futterpflanzen in den Gehegen auf Grund der fetten Böden viel Eiweißhaltiger, bei niedrigerem Kalziumgehalt, als die Pflanzen in den Habitaten sind. Wachstumsvergleiche von wildlebenden Testudo zeigten himmelweite Unterschiede zu in Gefangenschaft gehaltenen Tieren. Durch zu schnelles Wachstum kann es zu Organschäden, bei gleichzeitig zu geringem Kalziumangebot zu Rachites kommen.
Ich hatte damals auch einige Wuchtbrummen zu verzeichnen... gerade wenn sie auch noch Nacktschnecken erbeuten konnten. Habe meine Haltung umgestellt ... Bodensubstrate extrem verdünnt, nur noch spärlich Futterpflanzenwuchs in den Gehegen aufkommen lassen … die Tiere fressen bei so wenig Angebot sogar Gras!, im Hochsommer oft nur noch getrocknete Futterpflanzen zugefüttert u.s.w. ….
Beispielsweise hatte so eine 7 köpfige Gruppe T. Marginata in 10 Jahren Gewichte zwischen 600 und 850 Gramm zu verzeichnen.
Ob nun meine- oder eure Methode der Haltung besser (war) ist kann ich nicht sagen ....
… und klar, wer schon ab März Tropentemperaturen in den Frühbeeten erzeugt, Der hat dann die Wuchtigsten der Wuchtbrummen im Gehege sitzen.

VG surge

Dein Beitrag hat mich sehr beeindruckt, surge, bis auf den Punkt, wo du uns Angst machst, dass unsere Tiere Rachitis und Organschäden haben. Deswegen bekommst du auch kein like von mir. Sonst hast du recht und ich werde überlegen, was ich neben Hungersnöten noch produzieren kann, um Mutter Natur nachzumachen. Was so in einem Schildkrötenleben alles vorkommen kann:

Zunächst werde ich einmal bei einem Wolkenbruch einen Wildbach durchs Gehege leiten. In einem der trockenen Sommer inszeniere ich dann einen Buschbrand. Über das Gehege des Nachwuchses lasse ich Wildgänse drüber, nicht jedes Jahr, aber immer wieder. Für die Größeren habe ich Wildschweine parat. Dann haben meine auch ähnliche Narben, wie nicht wenige in der freien Wildbahn, falls sie überleben. Natur pur.

Spaß beiseite: In diesem Jahr ist das Pflanzenwachstum extrem. Generell gibt es bei uns einfach anders geartetes Futter als im Habitat. Aber nicht unbedingt. In Bulgarien gab es diese "Wuchtbrummen" auch einmal in der Natur, als die Schildkröten noch in fruchtbaren Gebieten vorkamen, aus denen sie heute längst verdrängt sind (Copyright: Ivo Ivanchev).

Liebe Grüße!

Herbert

Wenn ich Witze reiße, soll das nicht heißen, dass ich mir der Problematik nicht bewusst bin.

Mein Ideal ist: Das Gehege soll so beschaffen sein, dass ich so gut wie nicht zufüttern muss. Die Schildkröten sollen sich selbst versorgen.

Wenn ich die Pflanzen mindere und es wird heißt, gibt es in ein paar Tagen nichts mehr Knabberbares außer dürres Gras. Und ich muss zufüttern. In der Natur können die Schildkröten großräumiger suchen.

Wenn es so ein Jahr ist wie heuer, herrscht Futter im Überfluss.

Was ich sagen will: Selbst in einem großen Gehege ist es schwer, das richtige Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu halten.

Wie wir die Natur nachmachen, ist ein weites Thema. Vielleicht eröffne ich darüber einmal einen eigenen Thread.

LG Herbert

Hallo @surge,

da haust du ja ganz schön raus! ;-)
Lustiger Weise, bin ich auch ein "Gegner" der Tropentemperaturen im FB im Frühjahr, aber aus einem anderen Grund.
Wird es schon unnatürlich heiß, verstecken sie sich und fressen nicht.
Hat bis jetzt, eine 2015er von 16g auf 22g zugenommen, freue ich mich!

Deine Art der Haltung, finde ich auch wirklich sehr interessant!! Darüber mache ich mir auch bestimmt noch viele Gedanken!
Mein Gefühl hat mir bis jetzt dazu geraten, ihnen von Anfang an ein Futterüberangebot zu geben. So müssen sie nicht auf Fressneid und "ich muss fressen so lange es etwas gibt" zurückgreifen.
Ich stehe aber noch ganz am Anfang!!

LG
Petra