Hallo, zum Gewichtsverlauf übers Jahr und zum kalten Herbst sind wir etwas ratlos:

Unser George (15cm lang, ca. 10-12J alt) kam Mitte August 2024 mit 560g zu uns und hat sich gut eingelebt. Er ist aus einer Auffangstation und seine Vergangenheit ist komplett unbekannt.

1) Herbst und Kälte?

Als das Wetter gut war, ist er immer fleißig durchs Gehege gerannt bzw. geklettert und hat überall gefressen. Als es Mitte September rightig kalt wurde (tagsüber 10°, nachts draußen bis 6°) ist er immer etwas später aus seinem Frühbeet ins Freie gelaufen. Bei Sonne blieb er dann vor dem Frühbeet oder auf einem Stein liegen, um Sonne zu tanken. An verregneten Tagen ohne jede Sonne läuft er nun mittags von seinem Frühbeet (ca. 20° innen bei 10° draußen, unter der Wärmelampe ca. 35°) trotzdem raus in die Kälte, wartet eine halbe Stunde (auf Sonne?) und verkriecht sich dann in seiner Höhle unter einem Steinhaufen. Dort ist es nicht besonders warm (12/13° am Panzer gemessen). Am späten Nachmittag fischen wir ihn aus der Höhle und setzen ihn wieder ins warme Frühbeet, damit er nicht zu sehr auskühlt. Den Weg ins Haus ist er, als es wärmer war, meistens selbst gelaufen. Nachts hat es in seiner Schutzhütte mit Deckelheizung immer ca. 13-15°.

Ist das Zurücksetzen ins Haus ok oder braucht er die niedrigen Temperaturen zur Vorbereitung auf die Winterstarre?

2) Gewicht im Herbst?

Da er im August und den halben September sehr aktiv war, haben wir ihn erst am 01.10. wieder gewogen. Da war es schon 2 Wochen lang kalt und verregnet. Sein Gewicht war bei 500g. Mitte August waren es noch 560g. Ob er da gerade "voll" war, weiß man im Nachhinein natürlich nicht. Gefressen hat er bis auf die verregnete Zeit immer gut, im Gehege waren Häufchen, Wasserschalen sind außen und im Frühbeet. Spitzwegerich und Löwenzahn hat er bei Dauerregen immer ins Frühbeet bekommen. Durch den vielen kalten Regen war er aber natürlich nicht mehr groß im Gegege unterwegs. Seine Beine und der Hals sehen nicht dünner aus als sonst.

Ist die Gewichtsabnahme von 560g auf 500g noch ok?

Danke!

PS: Die Temperaturen sind so eingestellt, dass die Deckelheizung in der Schutzhütte nachts die Temperatur über 13° hält. Tagsüber ist die Wärmelampe (50W Halogen) an, damit er sich auf dem Stein darunter wärmen kann. Wenn es kalt ist, läuft tagsüber zusätzlich zur Wärmelampe noch die Deckelheizung, damit das ganze Frühbeet nicht so auskühlt.

Hallo,
zur ersten Frage: Das Verhalten, das du beschreibst, ist ganz normal. Und auch bei schlechterem Wetter gehen die Schildkröten nach dem Aufwärmen raus. Dann kann es auch oft sein, dass sie sich irgendwo im Gehege wieder verkriechen.
Ich habe z.B. eine Schildkröte, die geht jeden Abend ins Frühbeet. Die andere nicht bzw. sehr unregelmäßig.
Die Schildkröten bereiten sich langsam auf die Winterstarre vor. Dazu gehört auch die Suche nach einem geeigneten Platz für die Starre. Den muss deine natürlich erst mal finden. Normalerweise lasse ich meine Schildkröten selbst entscheiden, wo sie schlafen. Wenn ich aber merke, dass sie sich draußen irgendwo über mehrere Tage eingraben, quartiere ich sie um. Denn meist suchen sie in den folgenden Jahren wieder die selben Stellen für die Winterstarre auf.
Schildkröten suchen sowohl für die Nacht als auch für die Winterstarre einen feuchten Platz auf. Achte daher darauf, dass deine Schildkröte einen solchen auch im Frühbeet finden kann.
Das Zurücksetzen ist also ok. Ich würde sie aber an den Eingang des Frühbeets setzen. Dann kann er von alleine reingehen.
Die Temperaturen sind ein Indikator für die Vorbereitung auf die Starre. Die werden aber zwangsläufig irgendwann erreicht. Auch im Frühbeet.

Zur zweiten Frage: Die Gewichtsabnahme ist ok. Alle Schildkröten verlieren im Spätsommer bis Herbst an Gewicht. Bedingt durch eine geringere Nahrungsaufnahme und zunehmende Darmentleerung. Die Wasserschale im Frühbeet sollte so groß sein, dass die gesamte Schildkröte reinpasst.

Danke für die Antwort. Das beruhigt mich schon mal.

Manchmal geht er auch selbständig wieder ins Frühbeet unter die Wärmelampe oder gleich in die Schutzhütte - manchmal bleibt er aber auch unter einem hohen Gras oder in seiner Außenhöhle. Seine zwei bevorzugten Plätze außen hat er dann anscheinend schon gefunden :-)

Noch kurz zu den Temperaturen:
Wir haben schon verschiedenste Empfehlungen gelesen, aber welche Temperaturen und Wärmelampen-Zeiten empfielst du denn, damit er sich gut auf die Winterstarre vorbereiten kann und ihm die Schutzhütte nicht zu warm oder kalt ist?

Aktuell:
- nachts nur Deckelheizung 13-15° (am Schlafplatz in Schutzhütte ca. 12°)
- tagsüber Wärmelampe im Frühbeet: 08-18:00, gleichzeitig Deckelheizung um Frühbeet mit aufzuwärmen
- jetzt überlegen wir, die Wärmelampe kürzer an zu lassen und die Deckelheizung niedriger zu stellen (?)

Hier die Temperaturen der letzten Tage:

Matthias, wo ungefähr wohnst Du denn? Hat Dein Gehege Südlage? Scheint Sonne aufs Frühbeet?

Ich wohne nahe Siegburg - etwa zwischen Köln und Bonn. Meine Gehege haben Südlage, und die Sonne scheint einige Stunden auf die Frühbeete. Ich benötige keine Technik.

Im Frühjahr, wenn es nasskalt ist und die Tiere schon aufgetaucht sind, da könnte ich allerdings manchmal Technik gebrauchen.

Ich wiege meine Tiere auch nicht (mehr), da sie alle älter als 14 Jahre sind und ich volles Vertrauen darin habe, wie sie sich verhalten.

Ich nutze nur eine Wärmelampe, die ich jetzt die Tage auch in Betrieb nehmen werden.
Von den Temperaturen her sieht es schon ganz gut aus. Man kann die Temperaturen jetzt nach und nach niedriger einstellen. Deckelheizung auf zehn Grad sollte ausreichend sein. Und Beleuchtungsdauer auch etwas verkürzen. z.B. bis 16 Uhr und dann so lassen.
Würde ich auch ein bischen davon abhängig machen, wie sehr die Schildkröte die Wärmelampe nutzt. Und wir haben auch noch früh. Bis zur Winterstarre ist noch Zeit.
Nur durch Wärme lassen sie sich sowiso nicht länger wach halten. Da spielt schon der Faktor natürliches Sonnenlicht eine zu große Rolle.
Als Faustregel für die Beleuchtungsdauer würde ich empfehlen, sie immer so lange brennen zu lassen, dass die Schildkröte sich täglich aufwärmen kann, wenn sie möchte, um den Stoffwechsel in Gang zu halten. Irgendwann wird sie die Wärmelampe nicht mehr aufsuchen, obwohl sie vielleicht noch wach ist.
Ich mache die Lampe aus, wenn sich alle eingegraben haben.

Noch zum Thema wiegen: Das ist schon am Anfang ganz sinnvoll, um die eigenen Haltungsparameter zu kontrollieren. Ein zu großer Gewichtsverlust würde ein Alarmsignal sein. Später, wenn man mehr Erfahrung hat, braucht man das nicht mehr.

Ich wohne im Norden von Bayern, wo das Wetter schon mal etwas ungemütlich sein kann. Im April kann es auch nochmal Schnee geben. Gestern waren es nachts 3° außen, 9° im Frühbeet und in der Schutzhütte um die 14°.

Das Gehege und das Frühbeet haben bis auf einen kurzen Schatten am Vormittag den ganzen Tag Sonne. Bis Anfang September gab es im Frühbeet auch immer Temperaturen bis 36° und der automatische Deckelöffner war fast jeden Tag im Einsatz. Sobald irgendwie Sonne da ist, funktioniert alles gut ohne Zuheizen. Die Wärmelampe ist erst seit Ende September in Betrieb.

Das Problem war nur, dass es zuletzt oft einfach überhaupt keine Sonne gab, es dauernd regnete und die Temperatur tagsüber unter 10° geblieben ist. Wenn dann noch eine 3° oder 6° Nacht dazu kommt, wird es ganz ohne Technik schon sehr winterlich 🥶

Ich heize tagsüber inzwischen auf 13 Grad, nachts sind es zehn. Über Mittag heize ich einmal auf 15. Aber meine Tiere sind alle schon verbuddelt. Die eine hat sich schon Ende September eingegraben, die andere vorgestern. Ich hatte es aber vor kurzem noch etwas wärmer im Frühbeet. Die UV-Lampe lasse ich nochmal für zwei Stündchen brennen, aber die interessiert sie nicht mehr. Letzte Nacht hatten wir 1 Grad.🥶
Im letzten Jahr war eine von beiden zu dieser Zeit noch ziemlich aktiv. Dieses Jahr sind sie genau einen Monat früher als im letzten. Ich fürchte, ich muss den nächsten Frühling etwas künstlich
beschleunigen...😬

Die Temperaturen im Frühbeet sind auch gar nicht so ausschlaggebend. Wichtig ist eine Stelle unter der Wärmelampe, unter der sich die Tiere aufwärmen können.
Die Temperatutren in der Schutzhütte sind ebenso wenig ausschlaggebend, denn dort ist es dunkel. Schildkröten verbinden Wärme nur mit Licht. Wenn sie also Wärme suchen, gehen sie automatisch da hin, wo es hell ist. Also zur Wärmelampe.
Ich rate: nicht zu viele Gedanken machen.