Ihr Lieben,

ich könnte heulen! War gestern nach sehr langer Zeit bei meinem Bruder zu Besuch. Der hat eine drei- und eine vierjährige Landschildkröte, die er stolz aus dem Terrarium (!) holte und über den Wohnzimmerboden krabbeln ließ. Die eine total verhöckert, die andere mit einem so extremen Papageienschnabel, dass ich bezweifele, dass sie überhaupt noch fressen kann. Hat mir das Herz gebrochen! Ich habe ihn und seine Frau schon vor vier Jahren gesagt, dass Tomate, Gurke, Salat KEINE artgerechte Nahrung sind, ihm ein Buch geschenkt, ein Frühbeet, damit er sich endlich traut, die beiden in ihrem Außengehege (das vorhanden ist!!!) zu halten. Ich bin auch bei ihnen auf dem Grünstreifen gegenüber dem Haus unterwegs gewesen und habe für sie alles abfotografiert, was dort Gesundes wächst. Offenbar hat das alles ü-ber-haupt nicht gefruchtet.

Ich bin wütend, die Schildkröten tun mir wahnsinnig leid, andererseits weiß ich aber auch, dass "Schimpfen" oft das Gegenteil bewirkt und die Leute dichtmachen. Immerhin war er sofort bereit, die beiden zum Tierarzt zu bringen, damit zumindest dieser extreme Schnabel abgefeilt wird.

Mein Bruder zieht demnächst um und hat mich gefragt, ob ich die Schildkröten in dieser Zeit in Pflege nehme. Ich überlege jetzt a) wie ich sie ihm ganz abluchsen kann und b) ob das überhaupt eine gute Idee ist, mein seit 50 Jahren eingespieltes Team mit diesen Jungspunden zu überrumpeln. Die dreijährige Schildkröte meines Bruders (Mickey) ist ein Männchen, so was kennen Susi und Pluto nicht. Minnie wäre dann das dritte Weibchen im Bunde.

Unser Gehege ist 36 qm groß, vom Platz her würde ich sagen, das reicht. Was denkt ihr?

Ich wäre für eure Meinungen wirklich sehr dankbar. Wenn eine Zusammenführung der beiden "Pärchen" theoretisch infrage käme, müssten wir dann bitte auch noch mal über Quarantäne reden. Aber erstmal wollte ich vorfühlen, wir ihr die Lage so generell einschätzt.

Danke im Voraus,

Ruth

(P.S. Susi ist seit dem 12. März wach, Pluto pennt noch.)

Hallo Ruth
ich kann dich gut verstehen das du den Tieren ein schöneres Leben bieten möchtest. Aber bedenke die zwei neuen müssen in Quarantäne sie können dir Herpes in deinen Bestand einschleppen. Was das heißt haben einige schon Schmerzhaft erlebt. Dein Gehege finde ich auch zu klein für die Anzahl der dann gehaltenen Schildkröte. Kannst du es denn erweitern?
LG Petra

Hallo Ruth,

kannst Du Dir sicher sein, dass die 2. Schildkröte Deines Bruders ein Weibchen ist? Sie ist 4 Jahre alt. Am besten wäre, wir hätten ein Foto, auf dem wir den Schwanz und die Kloake gut sehen können.

Wenn Du die Tiere übernehmen würdest, hättest Du drei Weibchen und ein Männchen. Sind es alles Boettgeris? Griechische Landschildkröte, Ostrasse?

Quarantäne ja, aber Herpes wohl nicht. Wenn Tiere nie mit anderen Schildkröten zusammen waren und so wenig optimal gehalten wurden und Kontakt mit Herpesviren beim Züchter gehabt hätten, wäre die Krankheit ziemlich sicher bereits ausgebrochen.
Natürlich würde ich den Herpestest trotzdem mindestens einmal etwa 2 oder 3 Wochen nach dem Umzug machen lassen. Die Tiere würdest Du sicher sowieso einem Reptilientierarzt vorstellen.

Auch ich finde das Gehege für eine gemischt-geschlechtliche Gruppe zu klein. Du musst damit rechnen, dass Du -unabhängig von der Gehegegröße- das Männchen auch einmal von den Weibchen getrennt halten musst. Es kann sein, dass es die Weibchen zu sehr stresst oder sich selbst.

Außerdem gibt es befruchtete Eier. Nicht selten gibt es auch in Deutschland Naturbruten, wenn man die Gelege nicht findet und der Sommer entsprechend warm ist. Noch wahrscheinlicher sind Naturbruten, wenn die Eier im Frühbeet gelegt wurden. Leider sind Naturbruten meistens (nicht immer!) Männchen, die man auch irgendwie versorgen muss oder neue Halter finden muss. Letzteres ist schwierig.

Also, es will gut überlegt sein, ob Du die beiden aufnimmst.

Danke für eure Antworten.

Vielleicht wäre es die bessere Alternative, meinem Bruder bei einer sinnvollen Gehegegestaltung und artgerechter Haltung zu helfen.