Ich möchte von drei Weibchen und einem Männchen berichten.

Biggi
Biggi habe ich 1998 von einem Tierheim übernommen. Sie ist eine Griechische Landschildkröten der Ostrasse, Thb, wog knapp 2.800 g und war damit dazu auserkoren, mit Hermann (Thb 3,5 kg) im großen Garten zu leben.

Im folgenden Jahr bemerkte ich eines Morgens, dass sie eine blutige Kloakenverletzung hatte. Ich habe sie dem Tierarzt vorgestellt, der sich sehr gut mit Reptilien/Schildkröten auskennt. Er schaute sich die Kloake von innen an und verschrieb mir zweierlei Salben, die ich abwechselnd in der Kloake einreiben sollte. Hermann hatte folglich mit seinem langen Schwanzendnagel den Darm stark beschädigt, ja sogar zerrissen.

Biggi wurde natürlich zunächst ohne Männchen gehalten. Der Darm verheilte, aber zwei Zotteln hingen und hängen immer noch aus der Kloake. Der Tierarzt sah aber keine Notwendigkeit einer Operation, da Biggi problemlos Eier legte und sich auch ansonsten normal verhielt und bis heute verhält.

Nach einem weiteren Jahr verklebte der Tierarzt Hermanns Schwanzendnagel zu einem runden und breiten ruderähnlichen Teil. Somit, das war der Sinn, waren weitere Verletzungen ausgeschlossen. Den Schwanzendnagel zu kürzen oder zu entfernen, verbietet das Tierschutzgesetz, da keine medizinische Notwendigkeit besteht.

Biggi durfte wieder in den großen Garten. Hermann wollte aufreiten, aber sein verbreiterter Schwanz hinderte ihn irgendwie, und er wurde richtig aggressiv. So hatte ich Hermann noch nie gesehen. Er war doch DER Begatter von etlichen Weibchen aus meinem Bekanntenkreis gewesen (Ich hatte noch nichts von Herpes und anderen Krankheiten gehört.). Hermann hatte nie ein Weibchen verletzt. Ich musste Biggi wieder von ihm trennen.

Katharina
Katharina war eine weibliche Maurische Landschildkröte, Tgi, groß und alt. Ihre Papiere sagten aus, dass es eine Griechische Landschildkröte war. So kam es, dass in meinem Schildkrötenbekanntenkreis eine Frau ihre Katharina einer anderen Frau verkaufte, die ein adultes Männchen des Griechischen Landschildkröte, Thb, hielt. Bald stellte sich heraus, dass das Weibchen ziemlichen Stress hatte. Es mag im nächsten oder übernächsten Jahr gewesen sein, als es dem Weibchen schlecht ging. Die Halterin fuhr mit ihr zum Tierarzt, den ich ihr empfohlen hatte. Er stellte einen hochgradigen Fliegenmadenbefall fest. Das Innere der Schildkröte war bereits hoffnungslos befallen/zerfressen. Er schläferte das Tier ein. Der Madenbefall rührte mit großer Sicherheit von einer Paarungsverletzung. An der Kloake war keine Wunde zu sehen. Der Tierarzt erklärte, dass es eine Wunde gab, Fliegen haben ihre Eier hineingelegt, die Wunde hat sich verschlossen, aus den Eiern schlüpften die Maden und fraßen die Schildkröte innerlich auf.

Susi
Susi lebte vom Schlupf an mit mehreren Jahrgängen von Nachzuchten bei einem älteren Herrn. 5 Männchen, so alt wie Susi, sowie das adulte Deckmännchen lebten einige Jahre zusammen im Garten, nachdem die anderen Nachzuchten abgegeben/entlaufen/verstorben waren. Als die Jungtiere geschlechtsreif geworden waren, hat Susi sich tagsüber irgendwo versteckt/eingegraben, und ist erst abends, wenn die anderen sich zurück gezogen hatten, zum fressen herausgekommen. Natürlich wurde sie auch tagsüber entdeckt und die Männchen wollten sich mit ihr paaren. Als ich sie mithilfe der Behörde vor Jahren übernahm, war ihr Panzer rundherum beschädigt, blutunterlaufen und nekrotisch. An der Schwanzwurzel klaffte eine Wunde und seitlich des Schwanzes ebenso. Der Panzer oberhalb des Schwanzes war von innen stark beschädigt und nekrotisch. Das Tier war stark verwurmt.
Die Wunden sind längst vernarbt, aber die Verletzung des Panzers oberhalb des Schwanzes sieht man heute noch.

Griechenland
In Griechenland habe ich mehrere Male an Schildkrötenexkursionen teilgenommen. In Gebieten mit (zu?) hoher Populationsdichte fanden wir immer wieder große Weibchen mit zum Teil fürchterlichen Wunden, entstanden durch Paarungsverletzungen. Wir fanden auch Männchen, die Verletzungen am Schwanz aufwiesen. Es sah so aus, als wären sie beim Aufreiten auf die Weibchen entstanden, wenn der Schwanz immer wieder an den Panzerrand des Weibchens stößt.

Männchen
Eine solche Paarungsverletzung hatte auch eines meiner Männchen, NZ 2009. Ich hatte das Tier 2018 eine zeitlang bei den Weibchen. Ich nehme an, das Männchen war mit den vielen Weibchen überfordert, eventuell auch gestresst. Daraufhin und weil ich 2018 ungewollte Naturbruten hatte, halte ich eine reine Weibchengruppe.

Hier ein Bericht von Maite, die ich in Griechenland kennen lernen durfte:
https://www.exoten-tieraerzte.de/fileadm...llschaftung.pdf



In dem Bericht geht es zwar um Einzel- oder Gruppenhaltung, aber die Verletzungen spielen auch eine Rolle.

Nachdem ich durch Biggi und Katharina das Problem "Paarungsverletzungen" kennen gelernt hatte, habe ich die Weibchen sehr häufig auf Verletzungen hin kontrolliert, so lange ich eine gemischt-geschlechtliche Gruppe gehalten habe.

Ich rate jedem, auf Verletzungen zu achten, sie vom fachkundigen Tierarzt kontrollieren zu lassen und nach seinen Ratschlägen zu behandeln, die verletzten Tiere vor allem vor Fliegen zu schützen.

Liebe Hannelore, vielen Dank für deinen ausführlichen und ehrlichen Bericht.
Ich habe auch Tiere mit Verletzungen die durch Paarung und andere Schildkröten entstanden sind.
Veronika:
Meine erste eigene Schildkröte. Laut ihrem Herkunftsnachweis ist sie 22, ich persönlich schätze sie aber älter (Fotodokumentation gibt es keine, also nicht zu prüfen)
Ich weiß, dass sie bei der "Züchterin" mit mehreren Männchen gelebt hat. Sie hat keine Schwanzspitze mehr.

Max:
Unser kleiner Max hat durch schlechte Haltung bevor wir ihn bekamen eh schon einen Unterbiss. Durch einen Revierkampf bei uns hat er auch noch ein Stück Zunge eingebüßt. Er tut sich ziemlich schwer mit dem fressen und wird oft auch per Hand gefüttert.

Michi:
Den kleinen herci- Mann haben wir abgegeben, dennoch hatte er als wir ihn bekommen haben eine Wunde am Schwanz. Wir haben sie behandelt aber er war immer wieder an der gleichen Stelle offen. Schließlich sind wir darauf gekommen, dass er sich das Schwänzchen am eigenen Panzer aufreibt der an einer Stelle irgendwie recht scharf war. Unsere Tierärztin hat diese Stelle dann etwas abgeschliffen.

Anastasia:
Hatte letztes Jahr eine ziemliche Bisswunde an der Armbeuge. Da hatte Veronika sie gebissen. Woher ich das weiß? Veronika ist ein Biest. Ich fand es sehr schwierig die Wunde sauber zu halten und es hat auch lange gedauert bis sie verheilt ist. Gott sei dank war die Wunde nur oberflächlich!
Ich Stelle es mir viel schlimmer vor wenn es eine Tiefe Wunde ist.