Mauremys reevesi ====> chinesische Dreikielschildkröte wurde bis vor einiger Zeit noch als Chinemys reevesi geführt. Aber aufgrund genetischer Untersuchungen wurde sie in die riesige euro-nordafrikanisch-asiatische Gattung Mauremys gestellt. Neuerdings kommen sogenannte "bunte Dreikielschildkröten" in den Handel. Es handelt sich hier um Mischlinge mit der nahe verwandten Art Mauremys sinensis (frühere Ocadia sinensis) der chinesischen Streifenschildkröte.

Herkunft:
früher war Mauremys reevesii die in der Natur meistverbreiteste Schildkröte in China. Aber aufgrund von steigender Bedarf als Nahrungsmittel und als Heimtier wurde nun sie in den Zuchtfarmen mit zu der meistgezüchteten Schildkrötenart. Ob in der Natur noch lebende Schildkröten der Art zu Restpopulationen und/oder Flüchtlinge aus den Farmen und/oder ausgesetzte Tiere, die ursprünglich Haustiere waren, gehören, läßt sich so schnell nicht mehr feststellen. Eine Vermischung hat auf jeden Fall stattgefunden. Mittlerweile gilt die Art auch als invasiv. Sie ist nun in fast ganz Asien, Teile von Nordamerika (selbst in Hawaii) verbreitet, und selbst in Deutschland wurden Weibchen in Parkanlagen beobachtet, wie sie auf den Wegen versuchten Eiablagen zu tätigen.

Habitat:
langsam fließende Gewässer, flache Seen und Tümpel, selbst Reisfelder. Aufgrund ihrer mehr im Wasser laufende und kletternde als schwimmende Lebensweise sind die Gewässer meist nicht sehr tief. Sie kann auch im freien Gewässer gut schwimmen, was aber da mehr als ein Strampeln aussieht.

Aussehen:
Der ovale, leicht gewölbte Rückenpanzer kann braun oder grau bis schwarz sein. Ebenso der Bauchpanzer.Er besitzt die im Deutschen namensgebende drei Längskiele. Die Extremitäten und der Kopf sind grau, bis schwarz. Der Kopf weist bei den Jungtieren eine gelbe schlangenlinien- und punktartige Seitenzeichnung auf. Diese behalten die Weibchen auch nach der Geschlechtsreife, während sich die Männchen dann ganz dunkelgrau bis schwarz färben. Neben den farblichen Unterschied erkennt man Männchen auch daran, daß sie meist etwa zwei Drittel der Größe der Weibchen erreichen und eine verdickte Schwanzwurzel haben. Weibchen werden normalerweise bis so um die 22 cm groß. Meine beiden Weibchen haben 17 cm Stocklänge. Ich hatte mal ein Männchen etwa ein Jahr zur Pflege, daß über 15 cm groß war. Es gibt also Tiere, die in der Größe nach oben und unten abweichen.

Ernährungsweise in der Natur und Gefangenschaft:
Sie frißt alles lebende (Schnecken, Muscheln, Krebse, Garnelen, Fische, Insekten) an Futter, was sie bewältigen kann. Zudem macht sie auch vor Aas nicht halt. In der Gefangenschaft nimmt sie willig alle Arten von Trockenfutter, Pellets (sollten aber nicht so häufig gefüttert werden, da Mastfutter), Frostfutter (vor dem Verfüttern aufgetaut und gespült) und Schildkrötenpudding. Alle Arten von Wasserpflanzen und Gartenunkräuter (Löwenzahn, Brennnessel, Wegerichsarten usw.) werden mehr oder weniger gerne gefressen. Sie sollten immer angeboten werden, wie auch Sepiaschulpen für den Kalziumbedarf. Diese können ganz oder in Stücken ins Wasser gegeben werden.

Haltung:
Die chinesische Dreikielschildkröte gilt als leicht zu haltende Schildkröte und wie die Sternotherus odoratus als Anfängerschildkröte. Diesen Begriff mag ich nicht, da jede Schildkröte gut zu halten ist, wenn man ihre Bedürfnisse berücksichtigt.

Sie sollte in Aquarien mit unterschwimmbaren Landteil bzw. Eiablageplatz für die Weibchen gehalten werden. Für einzelne Männchen reicht ein Becken mit den Grundmaßen 100 x 40 cm oder 100 x 50 cm. Besser ist mehr. Einzelne Weibchen sollten Becken mit mindestens 120 x 50 cm Grundfläche haben. Auch hier gilt, mehr ist immer besser. Besonders wenn mehrere Weibchen zusammengehalten werden sollen. Da gilt 150 x 50 cm als Mindestmaß. Wasserstand kann 30 - 40 cm sein. Der Wasserteil sollte generell gut strukturiert sein mit Wurzeln, Steinen, Höhlen (hier müssen die Tiere problemlos rein und raus können) und anderen Klettermöglichkeiten. Schwimmpflanzen, schwimmende Holz- oder Korkstücke werden auch gerne genommen als Deckungsmöglichkeiten. Landteil und Eiablageplatz können bepflanzt, wobei damit zu rechnen ist, daß die Pflanzen zertrampelt und/oder gefressen werden.
Männchen können nicht dauerhaft zusammengehalten werden, da sie sich bekriegen. Weibchen können zusammengehalten werden in gut strukturierten Anlagen. Da entscheidet aber auch der Individualismus. Weibchen und Männchen können ebenfalls nicht dauerhaft zusammengehalten werden. Es könnte tödlich für das Männchen enden. S. da auch Zucht.

Teichhaltung in flachen ausbruchsicheren Teichen mit Klettermöglichkeiten kann in den Sommermonaten gemacht werden. Im Herbst sollten die Tiere aber hereingeholt werden. Generell sollte den Tieren eine dreimonatige Winterruhe oder herabgesetzte Aktivitätszeit gegönnt werden. Die kann in ungeheizten Keller oder im Kühlschrank vorgenommen werden.

Zucht:
Dies ist ein Thema, bei dem ich ein gewissen Unwohlsein empfinde. Die Mauremys reevesii ist die am häufigsten im Tierhandel vertretene asiatische Schildkrötenart. Dies hat den Vorteil, daß sie nicht zu den bedrohten Arten gehört, aber leider auch den Nachteil, daß sie zu den in Tierheimen und Auffangstationen am häufigsten anzutreffenden Arten gehört. Wer also sie wirklich züchten will, sollte sich aber schon bevor die Jungtiere schlüpfen, um einen guten zukünftigen Haltungsort kümmern.

Männchen und Weibchen sollen nur zur Paarung im Frühjahr nach der Winterruhe bzw. im Herbst vor der Winterruhe zusammengesetzt werden. Das Männchen nimmt die Spur von dem Weibchen wasserkauernder Weise auf. Er stellt sich noch wasserkauend vor ihr hin. Dann bewegt er seinen Kopf hin und her. Wenn das Weibchen keine Reaktion zeigt, stößt er dann nickend seinen Kopf ihr entgegen. Manchmal hüpft er auch vor ihr auf und ab. Dies ist der erste gefährliche Moment für das Männchen. Ist das Weibchen nicht paarungswillig, schnappt sie nach seinen Kopf und kann ihn sogar abbeissen. Darum sollten dann die Tiere bei solchen Anzeichen sofort getrennt werden. Tut sie das aber nicht und zieht ihrerseits nun den Kopf ein, nutzt das Männchen diese Situation um von hinten an sie zu treten und die Kopulation einzuleiten. Danach kommt es zur zweiten gefährlichen Situation für das Männchen, das Weibchen kann sich blitzschnell um- drehen und das Männchen angreifen. Darum flieht er sofort nach der Paarung. Das Weibchen kann sich dann ruhig verhalten, als wäre nichts geschehen oder aber das Männchen verfolgen. Darum sollte auch hier eine schnelle Trennung erfolgen.

Es sollen dann bis drei Gelegen mit bis zu 9 Eiern im Jahr möglich sein. (Schilde 2004). Ich hatte seinerzeit (als die Art kurzfristig vorübergehend nicht oder selten gehandelt wurde) nur 2 Gelege mit 3 Eiern im Jahr. Das Ablagesubstrat kann feiner Kies, Kokosfaser, Sand, Erde oder eine Mischung von allen sein. Es gibt Weibchen die sehr wählerisch sein können. Andere legen ohne Probleme ihre Eier ab. Was bei den evtl. Ablageschwierigkeiten helfen kann, ist eine senkrecht eingebrachte Heizmatte am hinteren Teil des Eiablagebehälters. Der Schlupf erfolgt je nach Inkubationstemperatur (28 Grad- 30 Grad) und Nachtabsenkung nach 63 Tagen (Rudloff 1990) bis zu 100 Tagen (Fukada in Schilde 2004 erwähnt). Bei mir kam es nicht zum Schlupf, da meine damaligen Weibchen generell, egal was ich anstellte, ins Wasser legten. Nach neueren Forschungsergebnissen sollen die Embryonen unter gewissen Umständen selber ihr Geschlecht bestimmen können.
(Reptilia 142/25(2))

etwas Literatur:

Hofmann, T.; Die Chinesische Dreikielschildkröte Chinemys reevesi, 2011 NTV-Verlag (Reihe Art für Art)
Nöllert, Andreas; Schildkröten, 1992 Landbuchverlag
Müller, Gerhard; Schildkröten, 1987 (erste Auflage + 2 weitere) Ulmer Verlag
Rogner, Manfred; Schildkröten 1, 1995 heiro - Verlag
Rudloff, Hans-Werner; Schildkröten, 1990 Urania Verlag
Schilde, Maik; Asiatische Sumpfschildkröten, 2004 NTV-Verlag
Vetter, Holger/van Dijk, Peter Paul; Terralog Schildkröten der Welt Band 4, 2006 Edition Chimaira


Nachsatz:
In der Radiata 2/2022 beschreibt Anthony Pierlioni eine Japanische Form, die sich von der chinesischen Form dadurch unterscheidet, daß sie größer ist (über 20 cm) und daß die Weibchen auch einen schwarzen Panzer besitzen, dunkel sind, aber die übliche für die Art Kopfzeichnung haben.