20161025_191629.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Die Geoemydas gehören zu den altweltlichen Erdschildkröten. Es werden heute nur zwei Arten unterschieden: die Geoemyda spenglerii, Zackenerdschildkröte und die Geoemyda japonica Japanische (Zacken-)Erdschildkröte.
Die erstere kommen in den Berg-/Nebelwäldern Nordvietnam, den angrenzenden Gebieten Laos (evtl.), Südchina und der Insel Hainan vor. Dort lebt sie im Unterholz, in Laubansammlungen (Mimikry) vor. Sie ernährt sich von allerlei Kleingetier wie Würmer, Insekten, deren Larven, Schnecken und falls sie vorfindet auch frisch geborene Mäuse. Grünzeug verschmäht sie eigentlich. Da sie einer der wenigen Schildkröten ist, die es lieber kühl als warm hat, benötigt sie Temperaturen von 20 - Mitte 20 Grad. Was nicht heißt, daß sie kurzfristig (aber wirklich nur kurzfristig) nicht auch höhere Temperaturen verträgt. Bei der Haltung ist eine Winterruhe unabdingbar.

Terrarienhaltung: Da sie ein Lauerjäger ist, benötigt sie keine riesige Terrarien. Sie sollten aber mind. 80 x 40 cm sein, besser 100 x 40 cm sein. Einrichtung: Höhlen aus Steinen oder Kork, Holzstücke, Wurzeln, Laub und einem flachen Wasserbecken, in dem Tiere gerne stundenlang liegen (sollte daher öfters gereinigt werden, wenn tote Futtertiere oder Kot im Becken sind).Tropische Pflanzen können eingebracht werden, wenn sie Feuchtigkeit benötigen, wie Farne, Moose, Schlingpflanzen (Efeututen, Wasserranken).
Feuchtigkeit: durch tägliches Sprühen durch eine Sprühanlage oder Handsprüher. Vernebelungsanlagen empfehle ich nicht, da sie sehr pflegeaufwendig sind und leicht zu Bakterienschleudern werden. Beleuchtung: je nach Größe des Beckens 18 - 30 Watt Tageslicht, evtl. LED-Beleuchtung (habe ich selbst noch nicht ausprobiert). UV-Beleuchtung ist nicht unbedingt notwendig, da im Habitat selten ungefiltertes Sonnenlicht kommt, schadet aber nicht.
Da durch das Sprühen ein Wasserstau auftreten kann sollte der Boden aus Waldboden, Kokosfaser und unbedingt einer Drainage (Seramis oder andere Tonkugeln) bestehen.

Wichtig: Die Tiere müssen unbedingt einzeln gehalten werden, da sie sich gegenseitig bis zum Tode verletzten oder durch Streß sich töten können. Paarung sollte nur unter Aufsicht geschehen.

Verpaarung und Nachzucht: die Tier sollten nur unter Aufsicht kurzfristig im Frühjahr nach der Winterruhe und/oder im Herbst vor der Winterruhe zusammengebracht werden. Wenn das Männchen nach dem Paarungsakt (kann friedlich oder auch mit Nackenbiß erfolgen) "fertig" ist, sollte sofortige Trennung erfolgen.
Anzeichen für die Trächtigkeit des Weibchens sind Futtereinstellung und das sich der Bauchpanzer langsam wölbt. Es können 1 -2 sehr große längliche Eier gelegt werden. In der Literatur werden auch 3 Eier erwähnt. Ich halte das für eine Ausnahme und habe dies nicht erlebt. Die Eientwicklung strengt auf Grund der Größe das Weibchen sehr stark ( auch wegen der Futtereinstellung) an. Ebenso die Eiablage. Danach sollte dementsprechend das Weibchen (auch vor der Paarung) stärker gefüttert und mit Kalzium versorgt werden. Das Ei oder die Eier werden mehr oder weniger gut vergraben oder im Laub/Moos versteckt. Anfänglich wird das Weibchen das Gelege verteidigen (Erfahrung von mir und anderen Züchter). In der ersten Zeit kann das Weibchen also beim Gelege bleiben. Nach ca. 30 Tage sollte es aber dann aus Sicherheitsgründen entfernt werden oder das Gelege durch durchlöcherte Kunsststoffdosen gesichert werden. Man kann natürlich die Eier auch separat inkubieren. Die Temperatur darf tagsüber dann nicht(!) über 28 Grad steigen, da sonst der Embryo abstirbt. Nach ca. 2 1/2 Monate können die Hatchlinge schlüpfen. Sie leben sehr versteckt und sollten mit kleinen Lebendfutter gefüttert werden. Darum sollte das Aufzuchtterrarium und auch das Terrarium der erwachsenen Tiere generell vor dem Einsetzen der Tiere mit Kleinlebewesen wie Asseln, Springschwänzen, Würmern geimpft werden. In dem Terrarium , wo die Eiablage und die Inkubation stattfindet, dürfen keine Käferlarven (Zophobas usw.) verfüttert werden, denn nicht gefressene Käferlarven beschädigen die Eier und fressen den Inhalt (eigene Erfahrung).

Noch sehr wichtig: Wer sich für diese Schildkrötenart interessiert und halten möchte, sollte sich auf jeden Fall das Buch "Zackenerdschildkröten, die Gattung Geoemyda" von Ingo Schäfer erschienen im NTV-Verlag, anschaffen. Denn dies und was im Internet auffindbar ist,ist über diese Gattung erheblich nicht ausreichend. 20161025_191629.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)20161025_191044.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


Update 07.06.2023: Zacki ist tot. Ihn bekam ich damals (1992) als semialdutes Tier. Das heißt, er muß so 35-40 Jahre alt geworden sein. Damit war er wohl der Wildfang der am längsten in Gefangenschaft gelebt hat.