Dieses Jahr habe ich das erste Mal Nachzuchten meiner Tiere an ambitionierte Halter weitergegeben.
Alle waren mindestens einmal für mehrere Stunden bei mir und haben eine Infomappe mit Haltungsinformationen (natürlich auch mit Hinweis auf dieses Forum :)) mitbekommen. Nicht bei allen aber bei vielen habe ich mir die Gegebenheiten vor Ort angeschaut, beraten und teils selbst mit Hand angelegt.
Stets bin ich bemüht, den Kontakt zu den Leuten zu halten. Viele berichten von sich aus immer mal wieder, wie es den Tieren geht, die anderen schreibe ich dann an und erhalte auch Antworten.
Soweit hört sich das alles gut an und den Sommer über lief das auch echt gut.

Mit Beginn der Inaktivitätsphase und insbesondere mit Beginn der Starre stelle ich allerdings fest, dass doch viele neue Halter verunsichert sind. Einige fragen von sich aus nach aber andere kommen schon auf seltsame Ideen.
- da möchte einer die Schildkröten Mitte September in den Kühlschrank packen
- ein anderer möchte sie Mitte September reinholen, weil sie ja so inaktiv sind
- der nächste ist plötzlich der Meinung, dass Rindenmulch ein geeignetes Überwinterungssubstrat ist
- und so weiter und so fort.

Natürlich ist die erste Überwinterung eine absolute Herausforderung, das ging mir zu meinen Anfängen auch nicht anders.
Es ist mir nur noch mal ganz deutlich bewusst geworden, welche Verantwortung ich als Züchter gerade in dieser Anfangszeit habe. Würde ich nicht versuchen, den Kontakt zu jedem einzelnen Neuhalter zu halten und diese auch ganz bewusst zu kontaktieren (sofern sie sich nicht selbst melden) wäre die erste Starre im neuen zuhause bestimmt nicht bei allen geglückt.

Wie sind denn eure Erfahrungen diesbezüglich????

LG
Dani

Hallo Dani, genau wie ein Neuhalter, wächst man auch als Züchter in seine Rolle.
Es ist ganz unterschiedlich, welche Betreuung und wie lange Neuhalter in die Schildkrötenhaltung brauchen.
Ich beschränke mich mittlerweile anfangs erstmal mit der Grundausstattung und Ernährung.
Dann hat man den ganzen Sommer Zeit, sich mit der Starre zu beschäftigen.
Oft sind die Leute überfordert, wenn man alles auf einmal erklären möchte.
Wie du schon angemerkt hast, trägt man eine große Verantwortung.
Ich persönlich nehme das auch sehr genau und betreue gerne, auch über mehrere Jahre.
Man muss nur schauen, dass man eher das selbstständige Denken fördert und nicht die Bequemlichkeit.
Ganz ehrlich, schöpfe auch ich von manchen Ideen der Neuhalter.
Der Austausch hat also durchaus für beide Seiten Vorteile.
Ich sehe es moralisch nicht so, dass ich mit der Abgabe keine Verantwortung mehr für meine Nachzuchten habe. Schließlich habe ich entschieden, sie zu inkubieren, sie aufzuziehen und einen guten Platz zu suchen.
Um das alles zu gewährleisten, ziehe ich nie mehr als 10 Kleine auf.
Ich muss nicht meine Brötchen mit der Zucht verdienen, denn bei mir ist es nur eine "liebevolle Hobbyzucht, mit Beratung auch nach der Abgabe".
Das nehme ich sehr ernst, denn schließlich muss man sich abheben von den "Vermehrern".
Das gelingt nicht mit schimpfen, sondern dass man sich und seinen Tieren treu bleibt.

Heute erhielt ich die letzte Meldung, dass alle Schildkröten, die ich letztes Jahr abgegeben habe, die Starre gut überstanden haben und wieder fit sind. Ich habe mich sehr darüber gefreut.
Das sagt mir mal wieder, wie wichtig eine Begleitung von Neuhaltern ist. Es sind über den Winter doch einige Fragen aufgelaufen und manch eine Idee hätte zu katrastrophalen Folgen führen können. Ich bin froh, dass alles so gut gelaufen ist.

LG
Dani