Hallo, Ihr SchildkrötenfreundInnen!

In diesem Thread möchte ich gerne über meine Erfahrung mit Legehügeln schreiben. Den meisten wird eh schon alles bekannt sein, aber ich möchte Euch auffordern, dass auch ihr schreibt, denn einiges kann man sicher noch von eineinander lernen.

Legehügel dienen ja nicht nur zum Legen, sondern sind auch eine Landschaftsgestaltung, die die Kröten gerne annehmen, indem sie drauf rumkrabbeln. Nicht zuletzt wachsen dort Kräuter, die in den anderen Teilen des Geheges nicht so gut kommen - und dadurch wird die Nahrungspalette wesentlich bereichert. In meinem Falle bewirkt die Anlage von Hügeln auch eine weitere Verkleinerung der Rasenfläche. In den letzten Tagen habe ich zwei neue angelegt, sodass jetzt in vier Gehegen sechs Hügel sind. Auch im Männer- und Semiadulten-Gehege gibt es welche.

Grundfrage: Wie groß? Ich habe größere und kleinere Gehege. In den großeren Gehegen gibt es je einen ziemlich großen. Sie sind jetzt vier Jahre alt und ich habe bemerkt, dass sie die Tendenz haben sich auszudehnen: D.h. die Erde rutscht mit der Zeit runter und vergrößert den Durchmesser des Hügels. Da die Gehege groß genug sind, macht das nichts, ich freu mich eigentlich darüber, weil es mehr Fläche für die Pflanzen gibt. Sonst müsste man regelmäßig die Erde vom Rand hochschaufeln.

Für die kleineren Gehege hab ich was dem Legehügel von Philipp abgeschaut. Das Errichten einer niedrigen mauerartigen Barriere durch Blocksteine auf einer oder mehreren Seiten. Dadurch wird das Abrutschen der Erde verhindert - und so konnte ich z.B. einen Legehügel ganz in der Nähe eines Frühbeets anlegen. Und der Hügel muss nicht so groß sein.

Zweite Grundfrage: Welche Erde? Da bin ich in einer glücklichen Lage. Ich habe bislang vom ungedüngten Gemeindegrund die Maulwurfhügel-Erde angekarrt. Das hat ein Bauer gesehen und mir erlaubt, auch von seiner Brachwiese, die schon jahrelang weder gedüngt noch vergiftet wurde, die Maulwurfshügel-Erde zu verwenden. Ein Glücksfall, der mich gleich zu einer Aufstockung aller bestehenden Hügel und zur Anlage der zwei neuen animiert hat.

Maulwurdhügel-Erde ist locker, enthält keine größeren Steine, stammt von weiter unten und hat daher weniger organisches Material als die Oberflächenerde. Ideal für die Überwinterungskisten, ideal für das Ausbrüten von Eiern. Wer welche zur Verfügung hat, sollte das nutzen.

Die Fotos zeigen einen Maulwurfhügel und Ansichten von dem Legehügel der Semiadulten, der auf zwei Seiten mit Blocksteinen befestigt ist, damit das nahe liegende Frühbeet nicht durch nachrutschende Erde beeinträchtigt wird. Neun solcher Schreibtruhen voll - wie ihr sie auf dem Bild seht - habe ich insgesamt angekarrt, morgen kommt die zehnte an die Reihe (Scheibtruhe = Schubkarren). Wie ihr seht, habe ich die Grasnabe nicht abgetragen, da es sich um einen reinen Fress- und Kletterhügel für die Semiadulten handelt. Bei den Legehügeln mache ich das schon und lockere auch die darunterliegende Erde auf, damit keine Barriere entsteht.

Später werde ich noch über die Pflanzen schreiben, die bei mir auf den Hügeln wachsen.

Ich hoffe, auch ihr stellt Fotos rein und erzählt darüber!

Liebe Grüße!

Herbert

PS.: Verzeiht den Austriazismus "Scheibtruhe". "Scheiben" ist die fast schon abgekommene süddeutsche Variante von "schieben", die sich bei uns noch im Ausdruck "Kegel scheiben" erhalten hat. Und wenn man ältere Modelle der Scheibtruhe auf Abbildungen sieht (s. Wikipedia), da merkt man, dass sie aus Holz waren und tatsächlich einer Truhe sehr ähnlich sahen.

Hallo,

Legehügel? Nein Danke! … so oder so ähnlich denken einige meiner Schildkröten. Vor allem meine Kasachinnen und Usbekinnen haben nie Das gemacht was ich wollte, ihre Eier haben sie mitten in Grasbüschel oder unter große Steine vergraben... uuunmöglich alle Gelege zu finden.
Aber auch Tiere anderer Testudo-Arten sind z.T. nicht gewillt meine sooo fachgerecht vorbereiteten Eiablagehügel zu nutzen. Eine T.hermanni boettgeri, welche 3 Tage immer nur im verdichteten Kalksteinsplitt gegraben hat und ununterbrochen umherlief, ohne überhaupt auf die Idee zu kommen mal meine schööönen Legehügel auszuprobieren, hab ich mal bei Seite gesetzt, mit einer Spitzhacke die Grabestelle aufgelockert , das schwere Kalkgestein durch Erde ersetzt und festgetrampelt, das Tier wieder drauf gesetzt, Dieses dann 5 Eier gelegt … geht doch und endlich war Ruhe.
Hier mal 2 Eiablagestellen von diesem Tier. Auf dem zweiten Bild hat sie den Übergang vom Kalkgestein zu einem frisch gepflanzten Lavendel, der in einem Erde-Sandgemisch sitzt, genutzt.





Nur gut das die meisten anderen Testudo hermanni boettgeri die Hügel, Einer im Freien und Einer im Gewächshaus, nutzen. Diese sind je knapp einen Quadratmeter groß und bestehen aus verfestigter Gartenerde welche ich in der Zeit der Eiablagen leicht feucht halte. Früher grenzte an den oberen Bereich des Hügels im Freigehege Grasnarbe an und da wurden die Eier zumeist in den verfestigten Bereich oben unter die Grasnarbe gelegt. Als ich dann dieses Gehege umstrukturierte und große Natursandsteine als obere Begrenzung des Hügels eingesetzt hatte, war der Hügel nicht mehr so beliebt. Nachdem ich im oberen Bereich Grasbüschel eingesetzt hatte wurde der Hügel wieder besser frequentiert. Heute finde ich dennoch zwei Drittel der Gelege im Gewächshaus.

VG surge

Hallo,

du machst nichts falsch sondern die Schildkröten.
Tja, die Tiere sind oft sehr individuell... vielleicht ist das Substrat nicht fest genug, die Stelle zu offen (zu wenig versteckt..keine Vegetation), falsche Ausrichtung, nicht warm genug, falsche Feuchtigkeit ... aber viele Tiere legen einfach auch nicht auf Hügel.

VG surge

Zwei meiner drei Mädis haben am Anfang sehr gern auf Hügeln gelegt, vor allem die schöne Ida. Bloß in diesem Jahr wurde nur einmal auf einem Hügel abgeeiert und der war neu angelegt: Die älteren Hügel wurden verschmäht. Als ich der Sache auf den Grund ging, bemerkte ich das eben die älteren Hügel in der Zwischenzeit zu Ameisenhaufen verkommen waren.

AMEISEN Das glaube ich, ist bei mir der Grund. Welche Schildkröte sucht sich schon einen Ameisenhaufen aus?

Kennt wer ein Mittel gegen Ameisen? Ich werde versuchen, durch ständiges Harken und Hacken dieses unangenehme Geviech zu vertreiben. Wisst ihr was Besseres?

Das dritte Mädi legte niemals Eier auf dem Hügel, sondern im Frühbeet oder auf flacher Erde. Aber wie gesagt, die Hügel sind ja auch "Landschaftsgestaltung" und Heimat von Futterpflanzen.

LG Herbert

Hallo,

Zitat

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Kennt wer ein Mittel gegen Ameisen?

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mmmmh, vielleicht mit einem Gas-Abflammgerät immer mal ein paar Minuten drauf halten und wenn denn doch schon Eier im Hügel waren kannst du sie ja wenigstens noch essen und brauchst nicht mal zu kochen.

VG surge

Ich habe die Erde vom Ameisenhügel etwas angehoben, Backpulver hineingestreut und kochendes Wasser hineingegossen. Dann wieder mit Erde abgedeckt, damit die Schildkröten nicht an das Backpulver gehen.
Die Überlebenden haben ihre Eier gepackt und sind abgewandert. Danach war da Ruhe und ich habe die Erde (und Leichen) abgetragen und neue Erde aufgebracht.
Radikal - ich weiß. Das habe ich auch nur im Frühbeet gemacht. Nach draußen können sie meinetwegen (brauche ja noch keine Legehügel ;-))

LG Gundi

Meine Weibchen haben auch noch nie außerhalb des Frühbeetes gelegt, weder auf dem Legehügel, noch im restlichen Gehege.
Ich denke, auch die Lage (Sonne, Wärme) sucht sich die Schildkröte aus, nicht nur das Substrat.
Auch eine Überlegung, die Konkurrenz!
Bei mir ist es auf jeden Fall so, dass sie fast an identischen Plätzen legen, eine fängt an, am nächsten Tag legt die nächste,....
Selbst mein Neuzugang legte im letzten Jahr in der Nähe der anderen Gruben.
Ist aber nur so ein Gedanke......

LG Marianne

Ruderalflächen sind, wie wir aus der Wikipedia erfahren, von Menschen geschaffene Flächen: Schuttplätze (lat. rudus = Schutt), Brachflächen, Schottergelände, Erdhaufen... Somit ist unser Legehügel auch eine Ruderalfläche.

Und darauf siedeln sich Ruderalplanzen an: Sie haben die Fähigkeit, neue Flächen schneller als alle anderen Pflanzen zu besiedeln, sie sind daher meist schnellwüchsig und, was den Boden betrifft, bisweilen nicht sehr anspruchsvoll. Manche halten auch Trockenheit gut aus. Aber das Wichtigste: Sie sind die ersten. Und sie sind meist sehr hartnäckig.

Ich werde wieder schon so ausführlich. Kurz: Ich möchte meine Futterpflanzen vom Legehügel vorstellen.

In Bezug auf den Legehügel gibt es gute - und schlechte Ruderalplanzen.

Schlechte: Melde, Amarant - zwei üble Gesellen. Wenn ich die seh - dann kille ich sie sofort. Ebenfalls grässlich: die Quecke.

Gute: Klatschmohn, Vogelmiere, Kompasslattich, Portulak, Malven, Gänsedistel, Kohldistel, Fingerkraut, Hirtentäschel. Und ich schau auch, dass die richtigen kommen. So hab ich angesiedelt: Malven, Grumolo, den mittleren Wegerich. Zusätzlich ansiedeln möcht ich: Nachtkerze, Leinkraut.

Zuerst einmal drei sehr beliebte Pflanzen:

1. Mittlerer Wegerich. Durch Aussaat. Wird von den Wegericharten am liebsten gefressen, ich vermute, weil die Blätter fleischiger sind und er nicht diese zähen Adern enthält wie die anderen Wegeriche. Ist auch als Pflanze schön. Deswegen gibt es die Bezeichnung "Schönwegerich".
2. Grumolo, eine als Salatpflanze genutzte Wegwarteart vom Mittelmeer. Durch Aussaat. Köstlich!
3. Malven. Durch Aussaat. Säen sich dann selbst aus. Am erfolgreichsten: die Gemüsemalve. Die muss ich einmal extra vorstellen. Die auf dem Foto sind keine Gemüsenmalven.

Fortsetzung folgt.

Liebe Grüße

Herbert

Anbei, weitere Ruderalpflanzen, die derzeit auf meinen Legehügeln wachsen. Manche kommen ganz von selbst, bei anderen habe ich ein bisschen nachgeholfen:

1. Fünffingerkraut: Hab ich einmal als Pflanze eingebracht, hält sich gut. Wird immer wieder einmal gern gefressen.
2. Hirteltäschel. Kommt selbst. Wird mäßig gefressen.
3. Klatschmohn. Ist bei mir selbst gekommen. Im Handel wird Samen angeboten. Sehr beliebt! Oft kommt er gar nicht hoch, weil immer wieder abgefressen.
4. Vogelmiere und Kohldistel. Sie kommen von selbst. Vogelmiere wird bei mir so gut wie nicht gefressen, Kohldistel ist ein Leckerbissen, der vor allem im Herbst kommt.
5. Kompasslattich, hier von Ida abgefressen. Kommst selbst. Sehr beliebt sind die jüngeren Triebe und Pflanzen. Junge Pflanzen gibt es im Herbst und im Frühjahr bis Mai, Juni.
6. Wegwarte. Hab Samen aus der Natur eingebracht. Sehr beliebt und angeblich sehr gesund.
7. Scheinerdbeere. Angesetzt. Hält sich. Die Blätter werden sehr gern gefressen.

Ich finde auch gut, wenn Pflanzen da sind, die zwar immer wieder, aber nur mäßig gefressen werden. Das erhöht das Futterangebot und haben in der Ernährung sicher einen Sinn.

So, hoffentlich habe ich alle richtig benannt.

Liebe Grüße!

der Mayer

Und zum Abschluss ein absoluter Liebling: Die Gemüsemalve. Samen bekommt man in Österreich immer wieder im Supermarkt. Sie wird zwar als für den Menschen essbar angeboten, ich finde aber die Konsistenz und den Geschmack nicht besonders verlockend. Aber bei den Kröten kommt sie an! Sie samt sich immer wieder selber auf den Legehügeln aus. Hier sehen wir sie am Rande des noch nicht gejäteten Legehügels stehen.

Die Pflanze ich nicht winterhart, wohl aber der Samen. Sie leistet mir bis jetzt gute Dienste bei der Fütterung meiner operierten Ida. Heute Nacht kommt der Frost, dann ist die Herrlichkeit vorbei.

Ich habe bemerkt, dass die Bauern, wenn sie einmal ein Feld ein Jahr brach liegenlassen, ein Gemisch aus Gemüsemalven- und Kleesamen ausbringen. Wahrscheinlich hat das den Sinn, dass es keine lästigen Pflanzen sind, andererseits aber als Ruderalpflanzen schnell genug wachsen um andere fernzuhalten. Klee bindet zudem den notwendigen Stickstoff.

LG Herbert