In dem für meinen Wohnort zuständigen Tierheim ging es bis vor ca. 15 Jahren so zu:
Es gab gleich am Eingang ein Gehege, vielleicht 20 m² groß, zur Hälfte von einer Hecke begrenzt, die den Schildkröten als Schattenplätze und Schlafplätze diente. Außerdem gab es ein Holzhaus. Die Fundtiere und Abgabetiere und Urlaubstiere wurden dort gehalten. Unmittelbar neben dem Gehege stand das Haus eines Tierpflegers. Er gehörte zum Urgestein des Tierheims, war allerdings nicht mehr in leitender Position tätig, sondern holte Fundtiere im ganzen Rhein-Sieg-Kreis ab, und pflegte die Schildkröten. Vermutlich hatte er noch andere Aufgaben, das weiß ich nicht. Ich bin seinerzeit, in den 90iger Jahren, öfter im Tierheim gewesen und habe persönlich dort nach Landschildkröten gefragt, für die ein Interessent gesucht wird. Im Büro schaute man dann in Listen und teilte mir mit, dass es sich bei allen Schildkröten um Urlaubstiere handele. Einmal brachte gerade eine Frau ihre beiden Russischen Landschildkröten zur Urlaubspflege. Sie wurden dazu gesetzt. Als Futter sah ich immer Salatblätter. Es dauerte 2 oder 3 Jahre bis ich feststellte, dass Herr M. für die Schildkröten zuständig ist. Im Gespräch ergab sich, dass er nicht wusste, dass die Schildkröten Löwenzahn und andere Wildkräuter fressen. Er erzählte, dass die Fundtiere nicht abgegeben werden, da er sie alle übernähme. Nein, die Behörde werde darüber nicht informiert. Überwintert werden sie in einem Kellerschacht an der Rückseite seines Hauses, aber es würden in jedem Winter einige sterben.
Eine Bekannte, die Herrn M. aus beruflichen Gründen kannte und auch Schildkröten hielt, versuchte, so wie ich, ihm einige Informationen zu einer besseren Haltung zu geben, aber er war beratungsresistent. Mithilfe der Bekannten erfuhr ich dann eines Tages, dass Herr M. gerade eine weibliche griechische Landschildkröte auf der anderen Rheinseite abgeholt hatte, die jemand im Feld gefunden hatte. Ich fuhr sofort ins Tierheim und man zeigte mir die große Biggi, wie ich sie später nannte. Ich bekundete mein Interesse, aber nein, Schildkröten würden nicht abgegeben. Ich schaltete die Behörde ein, die mir die Schildkröte zusicherte. So gelang es mir, nach 2 Wochen Biggi abholen zu können.
Als dann 2001 die Fotodokumentation Pflicht wurde, konnte ich Herrn M. dazu überreden (war mit der Behörde abgesprochen), dass ich seine Schildkröten fotografieren durfte. Auch meldeten wir sie ordnungsgemäß an und er bekam Papiere, die blauen Cites. Auf diese Weise konnte die Behörde jederzeit feststellen, welche Tiere sein Eigen sind und welche Tiere in Urlaubspflege waren bzw. als Fundtiere abgegeben wurden. (Ob die Behörde je kontrolliert hat, weiß ich nicht.) Bei der Gelegenheit stellte ich fest, dass es weitaus mehr Männchen als Weibchen in dem Gehege gab. Verletzungen konnte ich keine feststellen.
Von Herpes oder anderen Schildkrötenkrankheiten wusste ich zu dem Zeitpunkt noch gar nichts.

Was erzählt wurde:
In der Nähe gibt es mehrere Seen, die durch Kiesabbau entstanden sind. Dort wurden Wasserschildkröten ausgesetzt. Spaziergänger "fanden" diese Schildkröten und brachten sie ins Tierheim. Das Tierheim hatte keine Möglichkeit, Wasserschildkröten aufzunehmen und brachte sie wieder in die Baggerseen zurück.
Als ich vor Jahren das letzte Mal im Tierheim war, hatten sie dort so etwas wie ein Hochbecken für Wasserschildkröten.
Jetzt habe ich gerade nach einer Internetseite geschaut. Ja, sie haben eine, verweisen in Sachen Schildkröten auf eine Seite, die noch im Aufbau ist.

Ich werde mit einer Bekannten demnächst dem Tierheim nochmal einen Besuch abstatten und speziell danach gucken und ggfs. fragen, wie sie es mit Schildkröten halten.
Da ich hier aus der Vergangenheit nichts besonders Positives berichte, möchte ich das Tierheim nicht mit Namen nennen.

Dann kopiere ich mal meine Beobachtung hier herein:

Vor kurzem war ich ehrlich gesagt etwas schockiert: Ich bin Mitglied beim Tierheim in Linz (Oberösterreich) und habe vor kurzem auf der Homepage gesehen, dass ein THB Männchen bei den Fund/Vergabetieren zu vergeben ist. Nachdem ich ja nur Männchen habe dachte ich das ich ihn ja aufnehmen könnte, wenn ihn sonst niemand will. Ich habe dann nachgefragt und mir wurde gesagt, dass das Tier bereits an jemand anderen vergeben wird. Allerdings erst nach gründlicher Untersuchung durch den Tierarzt. Ich wollte dann wissen ob sie etwa einen Herpestest durchführen bevor sie die Tiere abgeben. Weil man bei denen ja gar keine Vorgeschichte hat. Also Herpestest wird keiner gemacht, weil diese Erkrankung dort scheinbar nicht bekannt ist. Ich habe dann gemeint, dass es dann zumindest ganz wichtig wäre, dass sie den künftigen Haltern eine Quarantänezeit anraten, damit sie nicht gleich in eine bestehende Gruppe gegeben werden. Was soll ich sagen: Ich hatte das Gefühl dass die gar nicht wissen, wovon ich gesprochen habe. War schon ein wenig seltsam. Gerade dort hätte ich doch schon erwartet, dass ein gewisses Basiswissen vorhanden ist. Weil laut Tierheim über den Sommer immer wieder Fundschildkröten abgegeben werden. Das heißt ja dann, das sie öfter welche vergeben und trotzdem so wenig über die Tiere wissen. Da kann man nur hoffen, dass die Tiere von erfahrenen Haltern geholt werden, die sie dann nicht gleich zu ihrem Bestand setzen und dadurch möglicherweise alle gefährdet sind.