Der eine oder andere hat ja auch Schildkröten aus vielleicht nicht ganz schlechter oder eben auch doch sehr schlechter Haltung oder aber auch zumindest aus suboptimaler Haltung übernommen.
Ellis vorherige Haltung würde ich als suboptimal beschreiben, weil es durchaus sehr viel schlechter geht und letztlich Ellis Familie klar war, dass die Haltung, Wachstum (höckrig übernommen) und letztlich auch das Gewicht (in diesem Fall tendenziell zu leicht) nicht optimal war. Grund war auch hier eine falsche Beratung durch ein Zoogeschäft.
Worauf ich eigentlich hinaus will...ich stand nun gestern oder vorgestern am Gehege und hab Elli zugeguckt und plötzlich hab ich mich unglaublich gefreut, dass für sie alles gut geworden ist, dass sie gut in die Gruppe passt, sich gut eingelebt hat und zurecht kommt, auch mit dem für sie neuen Futter, mit Gesellschaft und überhaupt. Elli ist nun ziemlich genau ein Jahr da. Ich hab mich sonst auch gefreut, aber nicht so bewusst. Hört sich vielleicht komisch an.

Jedenfalls lebt ja alles von Erfahrungen anderer, also dachte ich, ich schreib mal was. Vielleicht will ja noch jemand schreiben wie die Ein- und Umgewöhnung war und was daraus geworden ist.

Elli stammt aus einem Zoogeschäft und wurde bereits höckrig übernommen. Sie hatte ein Übergangsterrarium in dem sie nachts und bei schlechtem Wetter war. Das stand im Wohnhaus. Sonst war sie in einem Freigehege mit einem blickdurchlässigen Zaun. Das Gehege war kaum strukturiert, darin wuchs mehr oder weniger hohes Gras, ein paar Kräuter die Elli nicht gefressen hat, sie hatte vielleicht auch ein Holzhaus (da bin ich jetzt gar nicht mehr sicher) und wurde mit verschiedenen Salaten, versch. Gemüse usw gefüttert. Wildkräuter waren eigentlich nur Löwenzahn und irgendwas was gelb blüht, was nicht näher definiert werden konnte. Die Winterstarre hat immer im Kühlschrank statt gefunden.
Vor einem Jahr ist Elli bei mir eingezogen. Sie war zunächst in Quarantäne, sie hatte außer ggf im Zoogeschäft oder als Schlüpfling nie Kontakt zu anderen Schildkröten und war nun seit 4,5 Jahren oder so alleine. Nun sollte Elli Wildkräuter fressen. Löwenzahn kannte sie, also gab es erstmal Löwenzahn und den ihr bekannten Romanasalat. Im Laufe der Zeit hab ich also Wegeriche dazu gemischt und Dinge die man als Schildkröte gerne frisst Kompasslattich, versch. Disteln (Acker-Kohl- rauhe und andere Gänsedisteln, usw) oder auch Hibiskusblüten. Es lief zäh. Elli wollte nicht, aber ihr blieb nicht viel anderes übrig. Also hat sie dann irgendwann gefressen.
Die Herpes Tests waren negativ. Es gab welche in ihrem alten zu Hause und dann bei mir. Wir reden hier nicht über eine Quarantäne von einem Jahr, irgendwie kam sie ja bereits aus der Quarantäne, das soll aber nicht Thema sein. (Das gibts ja hier: Vergesellschaftung)
Elli ist dann zu den anderen Schildkröten gezogen. Zunächst in ein Frühbeet, damit sie sich irgendwo auskennt. Trovatella ist bei der ersten Gesellschaft die sie bekommen hatte etwas ruppig gewesen. Das Frühbeet war für alle Schildkröten neu. Ich hatte es im August 2015 bei den Norddeutschen Schildkrötentagen gewonnen, aber erst in der nächsten "Saison" mit der Gehegeerweiterung eingesetzt. Die Schildkröten waren sehr interessiert was ich da mache. So kam es also, als die Frühbeettür endlich auf ging, dass die anderen 4 Schildkröten rein gegangen sind, anstatt dass Elli raus geht. So hatte ich mir das irgendwie nicht vorgestellt. Naja, Elli war überrascht sofern man das bei einer Schildkröte sagen kann und dann tatsächlich etwas ruppig, was mich überrascht hat. Elli ist eine kleine Schildkröte und war zu dem Zeitpunkt auch ziemlich leicht, obwohl sie nur ein Jahr jünger ist als die anderen.
Am Ende ging alles gut. Alle vertragen sich nach wie vor gut. Elli hat das Fressverhalten bei den anderen abgeguckt. Wenn man Christines Buch kennt und eine Schildkröte aus suboptimaler Haltung in eine Gruppe integriert ist es wie die live Version des Buches. Elli probiert neue Pflanzen aus, das sieht aber auch immer noch anders aus, als bei den anderen. Sie untersucht sie sehr genau, probiert tendenziell auch eher was aus als die anderen. Sie war anfangs eher unsicher im Freigehege, musste sich umgucken. Vielleicht wäre es einfacher für sie gewesen es abschnittsweise zu vergrößern, aber letztlich ist sie nach ein paar Tagen wie die anderen herum gelaufen. Den Umzug hat Elli genauso hingenommen wie alle anderen. Kein zurückhaltendes Verhalten, sie hat auch gleich alles erkundet.
Elli kannte eigentlich ein Freigehege und Umweltreize, dennoch hat sie sich anfangs ganz anders verhalten als meine anderen Schildkröten die ich aus einer reinen Freigehegehaltung übernommen habe. Auch anders als Trovatella, ihre Haltung kenne ich nicht, außer dass es irgendwie draußen gewesen sein muss.
Jetzt ist Elli wie alle anderen, außer, dass sie eher mal oder auf eine andere Weise neue Pflanzen probiert.

Trovatella war mit der Futterumstellung etwas sturer. Vielleicht auch, weil sie zunächst alleine war. Trovatella ist ein Fundtier (der Name bedeutet Findling - ist italienisch) was ich übernommen hatte. Sie wurde mit massiven Panzerverletzungen sowohl Carapax als auch Plastron im vorderen Bereich und hochgradigem Madenbefall gefunden. Bilder davon gibt es ohne Maden vor und nach Abheilung hier: Panzerverletzungen von Hundebiss
Aus all dem was am Panzer kaputt ist und irgendwo aus dem Inneren kamen Maden gekrochen. Wir haben all diese Maden mit Pinzetten abgesammelt, sie immer wieder gebadet damit die Maden raus kamen. Die Schildkröte bekam Medikamte, die toten Panzerteile fielen ab oder wurden entfernt, alles heilte und die kleine Schildkröte erholte sich langsam. Trovatella musste in dieser Zeit aus hygienischen Gründen in einem Terrarium auf Zeitungspapier leben. Tja und Futter...Diese Schildkröte wollte nichts fressen und wenn man den Zustand bedenkt, dann versteht man das wohl auch. Es ging also zunächst darum sie erstmal überhaupt ans Fressen zu kriegen. Man könnte sagen ich musste die eingebrockte Suppe dann später auch wieder auslöffeln. Es war September als Trovatella gefunden wurde, eine Winterstarre kam auf Grund der Schwere der Erkrankung nicht in Frage und die Wildkräutergeschichte wurde damit auch nicht einfacher. Es gab also Salate und Gemüse und Löwenzahn. Trovatella mochte keinen Löwenzahn. Eigentlich mochte sie auch keinen Salat, den hat sie aber dann gefressen. Die Zeit verging, es fand sich kein Besitzer, das Amt stimmte der Übernahme zu, so blieb Trovatella bei mir. Sie bekam ein Freigehege und ein Frühbeet, dort ist sie dann im Frühjahr eingezogen. Zunächst alleine bis auch klar war, dass sie wirklich bleiben darf. Hier hat sie sich neugierig alles angeguckt, war gleich aktiv, keine Unsicherheiten. Sie gewöhnte sich an Wlidkräuter. Es hat lange gedauert, ich hab immer wieder verschiedenes angeboten.
Sie bekam im September Gesellschaft. Nach anfänglichem ruppigen Verhalten herrschte wieder Frieden im Gehege.
Aus Trovatella ist eine große Schildkröte geworden. Sie wiegt 900g und ist durch eine ausgelassene Starre etwas schwerer als die anderen. Sie hat in diesem Jahr das erste mal Eier gelegt. Die Panzerverletzungen sind ein Schönheitsfehler. Sie wird durch ihre Geschichte für immer eine sehr besondere Schildkröte für mich bleiben.

Man braucht also Geduld um eine Schildkröte an neues Futter zu gewöhnen.
Viele sagen "friss oder stirb" Trovatella wäre gestorben, das geht nur bei gesunden Tieren. Ich kann nur sagen haltet durch, irgendwann wissen sie, was gut für sie ist ;)
Elli hat aus meiner Beobachtung dtl von der Vergesellschaftung mit den anderen profitiert. Sowohl im Fressverhalten, als auch in der Aktivität und sicheren Bewegung im Gehege. Mir ist durchaus klar, dass das mit Gesellschaft schwierig ist, wenn man Schildkröten aus schlechter Haltung übernimmt.
Trovatella hat ja wahrscheinlich vorher auch draußen gelebt, die war draußen nie unsicher. Und seit sie frisst...frisst sie als gäbs kein Morgen mehr. Hier gibt es nichts, wo ich denke dass es mal anders war.

Diese beiden Schildkröten kommen nicht aus tatsächlich schlechter Haltung, wie es vielleicht manch anderer durchgemacht hat.
Mich interessiert, was es für Hindernisse aus Eurer Sicht in der Umgewöhnung gab, das Fressverhalten ist sicher immer eins, aber was noch? Gibt es einen nachträglichen Einfluss auf das Verhalten im Vergleich zu den anderen Schildkröten? Wie verhalten sich Schildkröten die völlig reizarm aufgewachsen sind (Terrarium, Schuhkarton,...) und sich plötzlich in einem Freigehege befinden?

Liebe Grüße Sara

Hallo Sara,

ein sehr interessantes Thema, vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht.
Ich habe letztes Jahr zwei 7-jährige Schildkröten aus Terrarienhaltung übernommen. Eine nette Frau hatte sie gerettet und schon ein halbes Jahr im Freigehege gehalten, konnte sie letztlich jedoch nicht behalten.
Als die beiden bei mir ankamen, waren sämtliche Blutwerte eine absolute Katastrophe, beide Tiere hatten sehr wenig Muskelmasse und konnten den Panzer kaum heben. Das Laufen bereitete ihnen große Schwierigkeiten.
Da die beiden bereits mehrfach negativ auf Herpes getestet waren, zogen sie gleich zu den anderen. die Vergesellschaftung war unproblematisch wenn man mal davon absieht, dass mein Männchen die Neuzugänge anfänglich sehr bedrängt hat.
Zunächst waren sie sehr vorsichtig und wollten das Gewächshaus kaum verlassen, ich habe sie dann immer wieder ins Freigehege gesetzt (zusammen an einen Platz), bis sie es nach ca. 2 Wochen von alleine gemacht haben.
Sie haben von Anfang an so ziemlich alles an Wildkräutern gefressen was im Gehege wuchs oder von mir angeboten wurde, es schien mir fast so als seien sie froh, endlich gesundes Futter zu bekommen.
Im Herbst habe ich die Blutwerte noch mal kontrollieren lassen und zu meiner Freude war alles in bester Ordnung. Sie haben sich dann völlig selbständig auf die Starre vorbereitet und das gleiche Verhalten gezeigt, wie meine anderen Tiere.
Mittlerweile sind sie ein gutes Jahr bei mir und haben sich prächtig erholt. Sie haben gut Muskelmasse aufgebaut, können mittlerweile gut laufen und den Panzer heben und verhalten sich nicht mehr anders als meine anderen Tiere. Eine von beiden hat dieses Jahr Eier gelegt und das glücklicherweise ohne Probleme. Ich hatte da schon Bedenken, weil sie viel zu flach gewachsen ist.

LG
Dani

Danke für die Blumen.
Und Dani für Deinen Beitrag. Ich bin gespannt auf weitere Erfahrungsberichte.

Liebe Grüße Sara

Hallo,

ich habe vor jetzt 5 Jahren 3 damals 7-jährige griechische Landschildkröten. Meine Töchter waren groß, der bisher als Spielplatz und Pool genutzte Garten hinter dem Haus wurde nicht mehr genutzt. Also konnte ich meinen Traum der Lndschildkrötenhaltung dorthin umsetzen, eine Freiegehege und ein keines Gewächshaus wurde gebaut. Viel im Internet gelesen (leider das falsche) und im Oktober die Tiere über ein Inserat entdeckt. Dorthin gefahren, sagte mein Kopf: dreh dich um und geh; mein Bauch sagte: hol die armen Viecher hier raus!!! Das eine Weibchen sieht aus wir ein Zylinder, extrem hoch gewachsen, das Männchen nach hinten hin abgeflacht und das kleine Weibchen zwar halbwegs gut gewachse, aber extrem klein und humpelte. Alle drei Tiere in einem 120 x 60 großen geschlossenenem Terarrium, eine Glühbirne unter dem Deckel und es gab gerade Futter: Eisbergsalat und Apfel. Die Tiere also mitgenommen (und ja, ich habe auch noch Geld bezahlt) und in der Folgewoche zum Tierarzt. Eine Blutunterschuchung wollte diese nicht machen, weil sie eine unter 200 g, zwei zwischen 200 und 300g waren, jedoch wurden Würmer ohne Ende festgestellt, Starre damit ausgeschlossen. Also auf die Schnelle ein offenes Terrarium in der Größe 220 x 200 gebaut, die Tiere umgesetzt und die erste Wurmkur verabreicht, zwei weitere mussten folgen. Das Männchen hatte diesen Winter über mehrere Penisvorfälle. Nach abgeschlossener Wurmkur nicht mehr. Im Frühjahr, ich war schon völlig kribbelig, endlich nach draußen umgesetzt. Die drei kamen überhaupt nicht zurecht. Sie bekamen die Panzer überhaupt nicht vom Boden hoch, krochen mehr oder weniger über den Boden. Aber: sie fingen an zu knabbern, mal hier, mal dort :)) Den Winter über hatte ich bereits auf Kräuter - soweit möglich - umgestellt. Hier hatte ich Glück, sie haben vieles probiert und es klappte ganz gut. Das größere Weibchen und das Männchen nahmen gut zu, das kleine Sorgenkind, dem hinten rechts das Kniegelenk fehlte (Rachitis), blieb bei 192 g, obwohl sie auch gut gefressen hat und tapfer mit den Großen mithielt, kein Hügel zu hoch, kein Hindernis zu schwer. Nun ging es auf die erste Starre zu (für mich und die Tiere). Sie wurden ruhiger, verzogen sich ins Schlafhaus, haben sich aber nicht eingegraben. Trotz alle dem haben wir die Starre mit viel Angst und Soorge überstanden, allerdings beendeten die drei die Starre bereits im Februar und ich musste das Gewächshaus heizen wir bekloppt ;) Ab dem Sommer ging es sichtlich bergauf. Plötzich stapften sie kräftig und mit langen Beinen durch das Gehege, genossen ganz anders und viel intensiver die Sonne und zeigten nun das Verhalten einer "normalen" Schildkröte. Eine Wurmkur war übrigens nicht mehr nötig, nachdem sie ins Freigehege umgesetzt waren. Die zweite Starre folgte, wieder nicht eingegraben. Aus dieser wachte leider das kleine Sorgenkind mit seinen immer noch 192 g nicht mehr auf, ich war unheimlich traurig. So ein kleiner, tapferer Kämpfer und nun hat sie es doch nicht geschafft. Zwischen zwei Kontrollen einfach still und leise gestorben ;)
Da ich aber gern auch eine glatt gewachsene Schildkröte haben wollte, kam erst eine, dann noch zwei weitere dazu. Die Neuzugänge passten so ungefähr vom Alter her zu meinen beiden dazu, Probleme bei der Vergesellschaftung gab es überhaupt keine. Das hochgewachsene Weibchen ist der Hüter des Freigeheges geworden, sie kommt sofort angeprescht, wenn sie jemanden sieht oder wenn im Gehege gearbeitet wird. Sie MUSS alles kontrollieren :) Die letzten Starren verliefen ruhig, wobei die Terrarientiere immer die letzten und nach der Starre die ersten sind. Auch graben sie sich nach wie vor nicht vollständig ein. Ich mache Kuhlen, setze sie dort hinein, wenn sie sich komplett ruhig verhalten und dort bleiben sie dann auch. Sie werden dann eben gut und dick mit Laub bedeckt und das war`s.
Ich habe nie bereut, diese Tiere genommen zu haben, sie sind jede für sich wertvolle und tolle Tiere, haben 7 Jahre Martyrium überstanden und das Freigehege, die Sonne und den Wind mehr als verdient. Meine Freude an gerade diesen beiden ist jeden Tag aufs Neue sehr groß, hoffe auf ein langes Leben dieser Tiere, denke aber auch noch oft an das kleine Sorgenkind, welchem auf Grud der falschen uns schlecxhten Haltung leider kein gutes Ende gegönnt war.

Durch diese beiden Schildkröten und auch vieles, was ich durch die Ausbildung meiner Tochter im Terheim kennenlernen musste, oder auch in diversen Foren lese, bin ich sehr ungehalten Menschen gegenüber, die sich Tiere anschaffen, nur weil sie "Süß" sind, diese dann leiden lassen weil sie keine Ahnung oder keine Lust mehr drauf haben, völlig beratungsresistent sind und die Tiere letztendlich "wegschmeißen", wenn sie denn hingerichtet sind.

Gruß,
Sabine