Eine sehr wichtige Pflanzengruppe in den Habitaten unserer europäischen Landschildkröten sind die Kreuzblütler. Es gibt sie erst seit eta 37 Mill. Jahren, sind also gegenüber unseren Schildkröten sehr jung, die es seit mindestens 220 Mill. Jahren gibt.

Unter den Kreuzblütlern gibt es wichtige Kulturpflanzen. Ich versuch einmal aufzuzählen: Rot- und Weißkraut (österr. Kelch), Kohl, Rosenkohl, Blumenkohl (Karfiol) und seine Variation Romanesco, Rosenkohl, Kohlrabi, Raps...

Dann: Chinakohl, Pak Choi, Steckrübe, Speiserübe, Kren (Meerrettich), Wasabi, Radieschen, Rettich, Kresse, Rucola, Senf...

Ich habe sicher noch einige vergessen.

Von Natur aus hält sich in meinem Gehege vor allem das Hirtentäschel auf. Es gibt noch viele Arten, auch rund um das Mittelmeer - und sie sind daher natürliche Futterpflanzen. Sie werden gern gefressen - in jeder Form, habe ich beobachtet.

Allerdings enthalten die Kreuzblütler Senföle und auch noch andere Essenzen, die ihnen den charakteristischen Geschmack verleihen. Man meint, diese seien für unsere Schildkröten nicht so gut. Dem 00-Raps hat man diese Stoffe abgezüchtet und daher ist er auch als Futterpflanze geeignet.

Meine Erfahrung: Hirtentäschel wird geliebt. Senf verwildert leicht und fungiert dann als Ruderalpflanze, auch bei mir im Gehege ist er schon aufgegangen. Die saftigen Blätter hatten bei meinen Schildkröten einen schweren Stand. Ab und zu geht Kohl oder Kraut auf, auch der hält sich nicht lang.

Angebaut habe ich einmal Pak Choi und Null-Raps, beide ebenfalls ein Leckerbissen. Aus Versehen ist Ida auf eine große Pflanzschüssel Pak Choi gestoßen, alles war ratzekahl samt Stumpf und Stiel weg. Im Garten angebaute Radieschenblätter sind SK-Marzipan.

Allerdings füttere ich Kreuzblütler nicht zu oft, eher mäßig. Was im Gehege selbst aufgeht, finde ich bedenkenlos.

Ja, und dann hab ich noch Kren-Wurzen im Gehege eingegraben. Wenn es ihm gelingt trotz des Abfressens hochzukommen, bildet der Kren (Meerrettich) eine schöne Versteckpflanze. Gefressen werden vor allem junge Blätter.

Ein katastrophaler Schädling ist der Rapskäfer, der alle Kreuzblütler befällt. Manchmal tritt er massenhaft auf und macht alles nieder.

Was habt ihr für Erfahrung mit Kreuzblütlern = Crucifera = Brassikazeen gemacht?

LG Herbert

Das Senföle und SKs nicht so gut verträglich sind, habe ich nicht gewußt und meinen Beiden in den letzten Wochen immer wieder Ruccola angeboten. Zu Beginn haben sie ihn begeistert gefressen - jetzt schauen sie ihn nicht mehr an.
Könnte es nicht sein, dass ihnen nach der Starre die Senföle im Magen-/Darmbereich gut tun? Und sie selber wissen, was sie brauchen?

Im Frühbeet habe ich auch Ruccola angebaut. Jetzt bin ich verunsichert ob ich den dann nicht vielleicht wieder entfernen sollte, ehe die Bande "raus zieht"?

Hallo, Igrid! Ich würde den Rucola belassen, wenn du ihn angesät hast. Aber: Es sollten genügend andere Futterpflanzen vorhanden sein. Wie du beobachtet hast, lassen die Tiere davon ab, wenn sie genug davon haben.

So was Ähnliches beobachte ich in meinem Gehege: Kommt ein Krenblättchen im Frühling aus dem Boden, wird es abgefressen. Irgendwann gelingt es einem Blatt hochzukommen und im Nu beginnt sich die Pflanze zu buschen. Jetzt frisst nur selten eine Schildkröte davon. Ich vermute, dass sich die Zusammensetzung der Inhaltstoffe geändert hat, wodurch die Pflanze uninteressant geworden ist. D.h. die Schildkröten regeln das selbst, wenn die Nahrungsvielfalt groß genug ist. Auch das Hirteltäschel wird gern gefressen, aber so, dass es überlebt. Die Schildkröten bremsen sich also ein.

Zur Rauke (= Rucola): Ich kann mich erinnern, dass wir in Süditalien wilde Rauke gesammelt und als Salat gegessen haben. Wegehaupt sagt, dass die Rauke im Mittelmeerraum zu den natürlichen Futterpflanzen zählt. Trotzdem meint er, Rucola soll eher - wenn auch als sehr geeignetes - Beifutter verwendet werden.

In der Zwischenzeit findet man auch bei uns die wilde Rauke (Rucola) als Neophyten auf Ruderalflächen.

LG Herbert

PS.: Ich hab mir Samen von der wilden Rauke beschafft und werde sie im Gehege aussäen.

Hallo Herbert!

Da du nach Erfahrungen gefragt hast, antworte ich mal darauf:
Von Hirtentäschel ist meine Schildkröte regelrecht begeistert; auch die Knofirauke und Kapuzinerkresse werden ganz gern verspeist. Ich bin mir nicht sicher, ob ich damals noch weitere Kreuzblütler ausgesät hatte, denn zur Blütezeit ist nichts davon im Gehege zu sehen. Ich kann manche Pflanzen nicht sicher identifizieren...
Radieschen- und Kohlrabiblätter werden manchmal beschnuppert und angefressen, dabei kann ich aber keine große Leidenschaft erkennen.

GlG Bibi

Von Hirtentäschel und Knoblauchrauke sind meine auch begeistert, ABER nur für ein paar Wochen im Frühling. Ca. 2 Wochen fressen sie nichts anderes und dann ist es ganz plötzlich wieder vorbei.

LG Gundi

Hallo,

Rucola, bzw. wilde Rauke die wild in meinem Garten wächst, war neben Löwenzahn und Spitzwegerich die einzige Pflanze die wirklich alle Schildkröten durchgehend gefressen haben.
Deshalb wurde mir schon etwas mulmig zumute.
Überall werden die Senfölglycoside nur positiv beschrieben. Einen Artikel habe ich gefunden in dem beschrieben wird, dass man bei Nierenerkrankungen vorsichtig sein sollte.

Jedoch: Senföle reizen die Schleimhaut, bei bestehenden Nierenerkrankungen kann es zu einer Albuminurie kommen (zu hoher Eiweiß-Anteil im Urin; eine erhöhte Ausscheidung stellt ein hohes Risiko für den Verlust an Nierenfunktion dar).

LG
Petra

Deswegen: höchstens das was im Gehege wächst und das ist nicht viel... und 00Raps...

Deswegen hab ich immer eine völlig verätzte Speiseröhre, wenn ich Kraut esse

Hallo,

über eine schleimhautzeizende Wirkung von Senfölen ist mir nichts bekannt, eher eine gesundheitlich förderliche.

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=22018

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/P...t.109013.0.html

Hallo Petra (Pauli & Juli) kannst Du mir bitte mal die Quelle Deiner Aussage zur schleimhaut- und nierenschädlichen Wirkung nennen?

Hallo Ina,

hier der Link:

[http://diepresse.com/home/leben/gesundheit/4685455/Vorsicht-bei-Naturarznei

Ich habe damals auch nicht eine einzige Quelle gefunden, die Senföle als bedenklich einstuft, eben nur mit positiver Wirkung.

Sollten sie aber bei Nierenleiden tatsächlich eine negative Wirkung haben, wären sie ja nicht für das Nierenleiden verantwortlich, sondern würden nur verstärkend wirken.
Ich habe es jetzt so interpretiert, dass evtl. Schildkröten die ein Nierenleiden haben, auf Senföle verzichten sollten, evtl. auch nach der Starre, bis wieder alles in "Schwung" ist.
Ansonsten überwiegt für mich persönlich die positive Wirkung. Als Selbstversorger kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie langfristig, immer wieder was schädliches fressen würden.

LG
Petra

Es ist immer wichtig, dass die Tiere viel verschiedenes zum Fressen finden. Dann wissen sie selbst. Warum fressen sie Krenblätter nur im Frühjahr und dann kaum mehr? Weil sie kluge Tiere sind.

Füttern: Füttern ist eine andere Situation - und da würde ich nicht jeden Tag Kreuzblütler füttern. Aber ab uns zu als Leckerbissen. Z.B. PaK Choi. Der ist für sie himmlisch. Das letzte Mal bekamen sie ihn von mir vor zwei Jahren. :-)

Und noch einmal: Kreuzblütler gibt es eine Menge in den Habitaten.

LG Herbert